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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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laufenlassen.«
    Richter Pearson zog seinen Enkel an sich.
    »Das hat sie nicht gesagt«, erinnerte er das Kind.
    »Sie tut nie das, was sie sagt. Sie möchte uns nur noch mehr Angst einjagen. Wenn sie sagt, daß sie uns freiläßt, glaube ich ihr nicht. Ich möchte es, aber ich kann’s nicht.«
    Tommy wand sich aus den Armen seines Großvaters und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Sie könnte es nicht ertragen, uns laufenzulassen, so daß wir wieder nach Haus gehen und wieder glücklich sein können. Kannst du das nicht sehen?«
    Dann warf das Kind den Kopf an die Brust des Großvaters und weinte leise. Nach einem Augenblick hob es wieder den Kopf.
    »Ich will nicht sterben, Großvater. Ich habe keine Angst, aber ich will nicht.«
    Richter Pearson spürte ein Würgen im Hals. Er strich seinem Enkel über das Haar, während er ihm tief in die Augen sah, vorbei an der Angst und dem Schmerz, an den Störungen, die dem Kind so viele Jahre lang zugesetzt hatten, und erblickte dort nur ein intensives Licht. Dann sagte er, was ihm zuerst in den Sinn kam:
    »Tommy, ich lasse sie nicht. Du wirst nicht sterben. Wir schaffen es hier heraus. Ich verspreche es dir.«
    »Wie? Wie kannst du das versprechen?«
    »Weil wir stärker als sie sind.«
    »Sie haben die Waffen.«
    »Wir sind trotzdem stärker.«
    »Was wollen wir tun?«
    Richter Pearson erhob sich und musterte die Dachkammer, genau wie er es in den ersten Augenblicken ihrer Gefangenschaft getan hatte. Er streckte die Hand aus und streichelte Tommys zarte Kinderwange, ließ ein Lächeln über sein Gesicht laufen und versuchte, seinem Enkel etwas Zuversicht zu geben. Er erinnerte sich an etwas, das er in den allerersten Minuten ihres Lebens in der Dachkammer gedacht hatte. Es war vielleicht kein großartiges und ruhmreiches Schlachtfeld, aber wenn es dazu kam, konnte man auch hier den Heldentod sterben.
    Er holte tief Luft, setzte sich auf das Bett und zog Tommy an sich.
    »Habe ich dir je erzählt, wie die Zwanzigste von Maine am zweiten Tag der Schlacht von Gettysburg Little Round Top gehalten hat? Sie haben die Union gerettet. Habe ich dir die Geschichte erzählt?«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Nein, hast du nicht.«
    »Oder wie die Einhundertste Luftlandedivision Bastogne gehalten hat?«
    Wieder schüttelte Tommy den Kopf. Aber er lächelte und wußte, daß sein Großvater auf seine Fragen antwortete. 
    »Oder wie die Marines sich vom Jalu zurückgezogen haben?«
    »Das hast du mir erzählt«, sagte Tommy. »Sogar schon sehr oft.«
    Der Richter hob den Jungen vom Bett hoch und zog ihn an die Brust. »Laß uns ein bißchen von Tapferkeit reden, Tommy. Und dann erzähle ich dir, was wir tun werden.«
     
    »Megan! Wo bist du gewesen?« schrie Duncan, als sie nach Hause gehastet kam.
    Sofort war er an ihrer Seite, als sie in der Diele stand.
    Sie konnte die Spuren des anstrengenden Tages in seinen Augen sehen, er wirkte verwirrt, schien sich kaum mehr in der Gewalt zu haben. »Wir haben furchtbare Angst gehabt«, sagte er. »Wir hatten ja keine Ahnung. Verdammt, mach das nicht noch einmal!«
    Sie streckte die Arme aus, ergriff ihn und hielt ihn in Armlänge Abstand fest. Ihre Finger krampften sich um seine Muskeln. Sie selbst war auch sehr bleich und konnte einen Augenblick nicht sprechen.
    »Geht es dir gut?« fragte er, während er ruhiger wurde.
    Sie nickte.
    »Was ist passiert?«
    Sie holte tief Luft. »Ich habe ihn gefunden«, sagte sie ruhig.
    Duncan starrte sie an, und seine Augen weiteten sich.
    »Wo?«
    »In einem der Häuser, von denen ich dir erzählt hatte.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe Bill Lewis gesehen.«
    »Wo liegt es?«
    »Nicht sehr weit. Ungefähr zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt, auf dem Land.«
    »Mein Gott!«
    »Ich weiß.«
    »Mein Gott«, wiederholte Duncan.
    Diesmal nickte Megan nur.
    »Ich habe mir solche Sorgen gemacht seit deinem Anruf heute nachmittag. Ich dachte - ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Ich habe mir einfach Sorgen gemacht.«
    »Es geht mir gut«, sagte sie. Sie glaubte es aber selbst nicht.
    Duncan drehte sich von ihr weg und hieb sich mit der Faust in die Handfläche. »Verdammt! Wir haben eine Chance!«
    Er wandte sich wieder Megan zu.
    »Sie hat angerufen«, sagte er und wurde plötzlich still.
    »Und?« Megan spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte.
    »Sie sagt, daß sie sie uns zurückgeben will - aber daß unsere Schulden bei ihr noch nicht bezahlt wären. Es sei nicht genug, sagte sie.

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