Die Rache. Thriller.
Waldmurmeltiere und andere Schädlinge ab. Wie Sie sehen, ist der Lauf kürzer, viel kürzer, womit sich die Treffsicherheit in der Entfernung verringert. Manche Leute benutzen sie allerdings auch, um sich zu Haus zu schützen …«
»Kann ich sie bitte mal sehen?«
Der Verkäufer zuckte die Achseln. »Natürlich. Aber die meisten Jäger wollen gewöhnlich etwas Besseres …«
Er hielt inne, erstarrt von dem Blick in Megans Augen.
»Ich hole sie Ihnen herunter.« Er nahm einen Schlüssel und entfernte damit einen Riegel, der als Sicherung für die Waffen diente, nahm die Flinte heraus und reichte sie ihr.
Einen Augenblick lang hielt Megan die Flinte mit schräg nach unten deutendem Lauf im Arm und fragte sich, was sie damit tun sollte. Sie versuchte sich an die Lektionen zu erinnern, die sie nach Anbruch der Dunkelheit bei herun-tergezogenen Jalousien in dem Haus in Lodi erhalten hatte. Sie packte den Hebel unterhalb des Laufs, zog ihn mit Gewalt zurück und hörte den Lademechanismus der Flinte kräftig klicken.
»So ist’s richtig«, sagte der Verkäufer. »Nur ein bißchen sanfter, bitte. Sie brauchen ihn nicht ganz so hart zurückzureißen.« Er nahm ihr die Waffe ab und richtete sie auf die Rückseite des Ladens. Dann drückte er auf den Abzug der ungeladenen Waffe.
»Passen Sie auf«, sagte er. »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Dann müssen Sie nachladen - hier.« Er deutete auf den Schlitz in der Seite des Magazins der Flinte.
Megan nahm die Waffe und ahmte den Verkäufer nach.
Das Gewicht der Flinte war befriedigend. Sie war längst nicht so schwer, wie sie erwartet hatte. Das Gefühl des hölzernen Schafts auf ihrer Schulter war beinahe verführerisch. Aber sie wußte, wie sehr sie sich täuschte: Wenn man sie abfeuerte, würde sie wie wild herumspringen und rückstoßen, und sie fragte sich, ob sie damit fertig werden würde.
Sie atmete laut aus und dachte: Wir müssen’s einfach schaffen.
»Schön«, sagte sie und legte die Flinte auf den Verkaufstisch. »Ich nehme die und noch einmal genauso eine.«
»Sie wollen zwei -«, fing der Verkäufer überrascht an.
Dann hielt er ein und zuckte die Achseln. »Selbstverständlich, Ma’am. Ganz wie Sie wünschen.« Er griff hoch und nahm eine ebensolche Waffe aus dem Regal. »Munition?«
Megan suchte wieder in ihren Erinnerungen. Sie dachte an Olivias Lehre: »Ihr müßt immer das benutzen, was die Schweine benutzen, oder was Besseres. Sie dürfen einem waffentechnisch niemals überlegen sein.«
Die Erinnerung zwang ein bitteres Lächeln auf ihre Lippen.
Mit einer so freundlichen Stimme, wie sie sie in dieser Situation zustande brachte, sagte sie: »Und ein paar Päckchen groben Schrot, Rehposten, Kaliber 00, bitte.«
Die Augen des Verkäufers weiteten sich ein bißchen, und er schüttelte kurz den Kopf. »Ma’am, ich hoffe, Sie jagen Elefanten oder Nashörner oder Wale.« Er griff hinter den Ladentisch und kam mit zwei Packungen Patronen hervor. »Bitte, Ma’am, mit diesen Dingern kann man ein Loch durch eine doppelte Schicht Metallblech schießen. Gehen Sie damit bitte erst mal draußen auf den Schießstand, und probieren Sie sie aus, damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen.«
Megan nickte und lächelte. Sie sah wieder zu dem Regal und erblickte eine andere Waffe, eine, die ihr aus hundert Abendnachrichten im Fernsehen bekannt vorkam. »Was ist das?« fragte sie.
»Ma’am, das ist ein Colt AR-Sechzehn. Es ist ein halbautomatisches Gewehr und feuert ein extrem wuchtiges Geschoß mit großer Durchschlagskraft. Es ist die nichtmilitärische Version des Gewehrs, das in der Armee benutzt wird. Es ist eigentlich auch keine Jagdwaffe. Wissen Sie, ich habe neulich gerade ein Exemplar an ein Ehepaar verkauft, das diesen Winter mit dem Boot in der Karibik segeln möchte. Ist eine gute Waffe für da unten, wenn man sie mit an Bord hat.«
»Warum denn?«
»Sie ist sehr treffsicher auf Distanzen bis zu neunhundert Metern, und man schießt damit ein Loch in etwas, das eineinhalb Kilometer oder mehr entfernt ist. Sie schießt sehr schnell, und man kann einen Ladestreifen mit einundzwanzig Kugeln dazu bekommen.«
»Warum die Karibik?«
»Da unten operieren immer noch eine Menge Schmuggler und Piraten. Sie schnappen sich manchmal gern eine Luxusyacht und benutzen sie für eine Schmuggelfahrt. Mit so einer AR-Sechzehn kann man jemandem, der sich einem mit feindlicher Absicht nähert, schon von weitem deutlich machen, was Sache ist. Mit einer
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