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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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oder Louis Baker. Nicht gerade einfach. Nicht mehr.
    Er glaubte nicht, daß Rusty eine Waffe besessen hatte – warum hätte er sonst bei der Waffenhandlung Station machen und eine zweite bestellen sollen, die er erst drei Tage später hätte abholen können? Es sei denn, die Ereignisse, die Louis geschildert hatte, stünden in irgendeiner Beziehung zu der zweiten Waffe. Louis’ Geschichte war viel zu weit hergeholt, als daß sie komplett erfunden sein konnte, wenigstens einen wahren Kern mußte sie enthalten … Rusty, der an der Busstation auf Baker wartete, um mit ihm zum Lastkahn zu fahren …
    Zu fahren?
    Womit fuhren sie? Zum Shamrock war Rusty mit dem Bus gekommen, weil sein Auto gestohlen worden war. Hardy setzte sich auf die Schreibtischecke. Das Auto. Vielleicht war das Auto der Schlüssel. Angenommen, Hardy würde Louis nach dem Auto fragen, und Louis würde antworten, sie seien in einem blauen VW Jetta gefahren …
    Das wäre interessant.
    Irgendwie waren ihm die Dartpfeile unter die Hände gekommen, und so fing er an, mit ihnen zu werfen. Eins, zwei, drei. Hol sie dir, geh zurück an die Linie, wirf, ohne zu zielen, arbeite nicht an deiner Form. Zen und Dart.
    Und wenn Baker sich nur an die Farbe oder die Marke erinnerte? Er mußte ihn fragen. Er mußte Baker fragen, in was für einem Auto sie gefahren waren. Nach der Farbe, nach allem. Mal sehen, wohin das führte.
    Er nahm das Telefon, suchte die Nummer des County Hospitals heraus, wählte, hielt inne. Das letzte Mal hatte er Glitsky gebraucht, um Baker sprechen zu können.
    Hardy rief im Justizgebäude an, aber sie sagten, Abe sei nicht dagewesen, und es gebe keinen Hinweis darauf, wann er komme. Hardy überlegte, von wo Abe ihn angerufen haben mochte und was er wohl gerade machte, dann sprach er mit Flo und erfuhr, daß Abe sich freigenommen habe. Sie diskutierten noch immer über Los Angeles, und Abe, sagte Flo, sei auf Distanz zum Morddezernat und zu seinen Kollegen gegangen, noch mehr als sonst. Sie versprach, falls sie von ihm hören sollte, würde sie ihm ausrichten, er möge Hardy anrufen.
     
    Das Auto ging ihm nicht aus dem Sinn. Nach einer Dusche und einer Dose Sardinen kehrte er ins Büro zurück und sah die Notizen durch, die er sich am Polizeicomputer gemacht hatte, aber sie waren nicht besonders aufschlußreich, weder für Analysen noch für Spekulationen.
    Er nahm einen Stift und begann, alles über den vergangenen Mittwoch aufzuschreiben, was ihm einfiel: Rusty war aus dem Bus gestiegen, ins Shamrock gekommen. Hardy hatte sich an seinen Drink erinnert – Wild Turkey . Rusty hatte ihm von Louis Bakers Entlassung erzählt und daß er in San Quentin angerufen habe, um die genaue Uhrzeit zu erfahren. Dann hatte er seinen Vorschlag mit den Kontrollanrufen erläutert. Am Ende die Sache mit der Waffe – ob er sich vielleicht eine Schußwaffe kaufen solle und welche Hardy empfehlen könne.
    War das alles?
    Hardy stand auf, ging um den Schreibtisch herum und öffnete das Fenster. Es war nach ein Uhr, und ein leichter, warmer Wind erfrischte die Luft im Raum. Er steckte den Kopf hinaus, um den Rosenduft zu riechen, aber in der Gegend gab es keine Rosen.
    Er setzte sich wieder und las noch einmal durch, was er geschrieben hatte. Okay, als nächstes seine Eindrücke. Rusty wirkte niedergeschlagen, abgebrannt. Benutzte öffentliche Verkehrsmittel. Erzählte, er habe den Gefängnisdirektor angerufen und von ihm erfahren, Louis Baker habe sich geändert, aber das habe er nicht geglaubt. Er sagte, Waffen seien was für ›harte Jungs‹ wie Hardy, kurz danach wollte er sich eine Waffe kaufen.
    War ihm diese Idee ganz plötzlich gekommen? Hatte er spontan seine Meinung geändert, überlegt, daß Waffen nicht nur etwas für harte Jungs seien, sondern auch für ihn?
    Hardy kam keinen Schritt voran …
    Rusty war mit dem Bus aus der Innenstadt gekommen … Vorher hatte er sich diese Sache mit den Telefonanrufen überlegt, dann über gemeinsame alte Bekannte herausgefunden, wo Hardy arbeitete. Aber all das klang nicht nach Angst, sondern eher nach einer Vorsichtsmaßnahme. Rusty war nicht wirklich verängstigt gewesen, immerhin hatte er vorgehabt, nach Hause zu gehen. Und er war ja nach Hause gegangen! Aber in San Quentin anzurufen und den Zeitpunkt von Bakers Entlassung zu erfragen schien in Hardys Augen mehr als Vorsicht zu sein. Das sah wirklich nach Angst aus. Oder nicht?
    Er starrte aus dem Fenster, dann wieder auf seine Notizen. Rusty hatte zwei

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