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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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kümmern.«
    »Und Louis …?«
    »Louis kümmert sich um sein Problem.«
    »Aber ich habe das Gefühl, daß ich mit jemandem reden sollte. Hilfe suchen sollte. Louis da raushelfen.«
    Sanft verstärkte sie den Griff um seinen Schenkel. »Ich weiß, daß du dieses Gefühl hast«, sagte sie, »aber so funktioniert es nicht.«
     
    Abe glaubte an den Zufall. Man summte ein Lied, kurz darauf lief es im Radio. Man ging zum Telefon, um einen Freund anzurufen, das Telefon klingelte, es war der Freund. Und so weiter.
    Aber wenn man einem potentiellen Mordverdächtigen, sagen wir: Hector Medina, von einem Kerl namens, sagen wir: Johnny LaGuardia, erzählte und sich am nächsten Tag auf einer Schutthalde hinter dem Wachsfigurenkabinett in Fisherman’s Wharf wiederfand und die Einschußlöcher in Johnnys Schädel betrachtete, dann wunderte man sich doch.
    Zwei Löcher. Eines am Hinterkopf, eines an der Schläfe, jedes für sich hätte seinen Zweck erfüllt.
    Abe fragte sich, ob in Medinas Dienstplan wohl vermerkt sein würde, daß er in der vergangenen Nacht eine Doppelschicht gemacht hatte, und ob Medina, falls er heute arbeitete, ein bißchen zusätzliches Geld herumliegen hatte.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Beamten der Spurensicherung, verließ den morgendlichen Schatten der Gasse und stellte sich auf dem Bürgersteig in die helle Sonne. Batiste, der wußte, daß Abe Johnny vor kurzem verhört hatte, hatte ihn zu Hause angerufen, sobald die Meldung mit der Identifikation gekommen war, und Abe hatte Hardy angerufen, um ihm einen Gefallen zu tun. Hardy war verschlafen, vielleicht verkatert gewesen, hatte aber gesagt, er werde kommen, und da kam er, in Kordhosen, Wanderstiefeln und einer Members-Only- Jacke über dem Rollkragenpullover. Abe deutete mit dem Kopf auf die Gasse und ging hinüber. Hardy holte ihn ein, sie schlüpften unter dem gelben Band durch.
    »Johnny LaGuardia?« fragte Hardy.
    »Höchstselbst und verblichen.«
    Sie sahen auf die Leiche hinunter, die jetzt, noch immer unbedeckt, auf der Bahre lag. Ein Fuß steckte in einem braunen Schuh mit Quasten, die Sportjacke stand offen und zeigte ein zartrosa Hemd, das zur Hälfte in einer modischen, gut gebügelten italienischen Hose steckte. Sein Schulterhalfter war leer.
    »Er hatte die Waffe bei sich, als wir kamen«, sagte Abe. »Nur für den Fall, daß du dich wunderst.«
    »Also hat er seinen Mörder gekannt.«
    Abe nickte. »Darauf kannst du wetten.«
    Johnnys Gesicht wies, zu Hardys Überraschung, keine größeren Wunden auf. »Kleines Kaliber, was?«
    »Sieht nach einer .22er oder .25er aus«, erwiderte Abe.
    »Schon wieder«, sagte Hardy.
    »Hab’ ich mir auch gedacht. Es ist nicht hier geschehen, er wurde hergebracht.« Er wies auf die Schutthalde. »War vielleicht symbolisch gemeint.«
    Hardy sah sich noch eine Weile um. »Hast du schon Kaffee getrunken?«
    Ein schwarzer Crysler LeBaron bog in die Gasse ein, hielt. Ein Chauffeur stieg aus und ging vorne um den Wagen herum. Abe sah zu.
    »Wer ist das?« fragte Hardy.
     
    Der Engel saß auf dem Rücksitz und hielt Doreen Biaggis Hände in den seinen. Seit Sonntag wohnte sie im Dachzimmer seines Hauses und nahm die Mahlzeiten mit seiner Familie ein. Sie trug eine Sonnenbrille, um das blaue Auge zu verbergen, die Schwellung auf ihrer Wange aber war deutlich zu erkennen.
    Tortoni drückte ihre Hand. »Va bene?«
    Sie nickte. Matteo kam zur Tür, öffnete sie und nahm Doreens Hand, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Tortoni stieg auf seiner Seite aus. Er warf einen Blick auf das Areal, das mit dem gelben Band abgesteckt war, zog eine dünne Zigarre aus der Innentasche seines Jacketts und rieb sie zwischen den Fingern. Der Müll- und Krabbengeruch drang in seine Nase. Er zündete die Zigarre an und gab sich für einen Moment innerlich dem Vergnügen hin, das dieser perfekte Morgen ihm bereitete. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, man erwartete von ihm, daß er Trauer zeigte.
    Er machte eine Kopfbewegung zu Matteo, der Doreens Hand wieder nahm und sie zu ihm führte. Sie trafen sich vor dem Wagen.
    Zwei Männer kamen auf sie zu, der Schwarze vorneweg, als wäre er der Verantwortliche. Tortoni war ihm bereits begegnet. Die meisten Schwarzen sahen für ihn gleich aus, aber dieser – mit der Narbe durch die Lippen, der Hakennase und den blauen Augen – unterschied sich von den anderen. An seinen Namen erinnerte Tortoni sich nicht. Den zweiten Mann hatte er noch nie gesehen.
    Der Schwarze ließ die Hände in

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