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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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greift sich Louis Baker an der Bushaltestelle, begeht dabei den einzigen Fehler: Man fährt mit dem eigenen Auto, riskiert, entlarvt zu werden, vor allem, wenn Baker eines Tages verhört wird. Der nächste Schritt besteht darin, einen Beweis zu schaffen, daß Baker auf dem Schlepper gewesen ist – ein kleiner Fingerabdruck für die Polizei, die aufgrund von Hardys Aussage ohnehin geneigt ist zu glauben, daß der Ex-Sträfling wieder zugeschlagen hat.
    Und dann?
    Man erschießt Maxine, bringt sich selbst eine Fleischwunde bei, hinterläßt eine Blutspur bis zur Reling des Schleppers, wirft die Waffe über Bord, verbindet die Wunde, steigt ins Auto und fährt davon. Aber wohin? Offiziell ist man tot. In der Tasche steckt ein Haufen Geld. In San Francisco ist man erledigt, aufgefressen von der Leihgebühr. Die alten Freunde haben einen abgeschrieben. Also geht man woanders hin. Fängt von vorne an …
    »Ein Mann in tiefe Gedanken versunken.«
    Ein glänzender schwarzrosa Gymnastikanzug, einhundertachtzig Zentimeter eindrucksvolle Weiblichkeit. Als Courtenay gesagt hatte, sie werde laufen, um ihn hier zu treffen, hatte sie das wörtlich gemeint. Ihr Gesicht war von einem dünnen Schweißfilm bedeckt, das rosa Stirnband war naß. Die Stoppeln des blonden Haares erschienen im hellen Tageslicht beinahe weiß.
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl am Fenster. »Sie haben schon ein Eis gegessen?«
    Hardy sah auf die leere Schale hinab. »Ich esse noch eins mit Ihnen. Was wollen Sie haben?«
    Er ging zur Theke und holte zwei Schokoladenbecher.
    Als er zurückkam, sagte sie: »Ich war furchtbar wütend auf Sie.«
    »Warum sind Sie dann gekommen?«
    »Ich mußte. Sie haben mir nicht gesagt, daß Sie bei der Polizei sind.«
    Hardy steckte einen Löffel Eis in den Mund. »Das bin ich auch nicht.«
    Sie atmete noch immer schwer vom Laufen. Nach einer Minute sagte sie: »Ich bin gekommen, um Sie zu bitten, Warren nichts zu erzählen. Ray hat Ihnen gesagt …«
    Er hob die Hand.
    »Vergessen wir Ray. Ray ist nicht wichtig.«
    »Er ist wichtig, wenn Warren es herausbekommt.«
    »Ich dachte, Sie hätten eine offene Beziehung, Sie und Warren.«
    »Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir fragen einander nicht. Manchmal hat einer von uns einen Verdacht, aber es ist besser, den Verdacht zu haben, daß der Partner untreu ist, weil es wahrscheinlich zutrifft. Aber damit konfrontiert zu werden, ist was anderes. Vor allem, wenn einer Ihrer besten Freunde beteiligt ist.«
    »Und vor allem, wenn Sie und Ihr Partner beruflich zusammenarbeiten.«
    »Ja.« Sie ließ den Löffel sinken. »Sehen Sie, ich versuche nicht, mich rauszureden. Ray und ich haben getan, was wir getan haben. Vielleicht hat es ihm ein bißchen geholfen, sich besser zu fühlen. Daß es ausgerechnet in der Nacht von Maxines Tod passiert ist, tut mir leid, aber das konnten wir zu dieser Zeit ja nicht wissen.«
    »Sie haben also keine richtige Affäre mit ihm?«
    Sie lächelte amüsiert. »Warum? Sind Sie interessiert? Ich dachte, Sie wären nur ein Polizist. Neulich, jetzt.«
    Hardy zuckte die Schultern. »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich keiner bin. Ich war Polizist. Aber um diese Sache mit Maxine und Rusty Ingraham haben sich ein paar unschöne Dinge ereignet, die …«
    »Was zum Beispiel?«
    Hardy nahm einen Bissen Eis. Er war sich darüber im klaren, daß es melodramatisch klang, aber es entsprach der Wahrheit. »Menschen werden ermordet. Der Gedanke, ich könnte auch auf der Liste stehen, macht mich nicht allzu glücklich. Wenn meine Vermutungen stimmen, bin ich in Gefahr.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    Hardy berichtete ihr kurz von den Ereignissen der vergangenen Woche. Dann schwieg er, und sie legte die Hände über seine.
    »Glauben Sie, daß wir auch in Schwierigkeiten sind? Immerhin haben wir sie gekannt, Rusty und Max …«
    »Ich weiß nicht. Der Zug scheint sich in eine andere Richtung zu bewegen. Rusty war offensichtlich bis über beide Ohren bei einem Kreditwucherer verschuldet.«
    »Aber warum Sie? Was haben Sie mit solchen Leuten zu tun?«
    »Das ist die große Frage. Ich geriet an dem Tag hinein, an dem alles anfing. Ich bin ein Teil davon.« Sie wartete, und er wurde deutlicher: »Angenommen, Rusty ist noch am Leben … Er hat Maxine umgebracht und will es Louis anhängen. Glauben Sie wirklich, daß er mich unbehelligt durch die Gegend laufen läßt? Ich bin der einzige, der die Puzzleteile zusammensetzen kann, und das bedeutet – ich bin der

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