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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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darauf, aber auch das hatte eine Rolle gespielt.
    Sie hatten beide auf eine beinahe unbekümmerte Weise angenommen, daß sie wieder auf eine Ehe zusteuerten. Sie würden nie wieder über ein zweites Kind sprechen, Janes Alter, ihre Karriere, Michaels Tod standen dem unüberwindbar entgegen. Jane sehnte sich nach Trost, Respekt, Harmonie, und Hardy machte ihr keine Vorwürfe deswegen. Ein zivilisiertes Leben. Er machte ihr keine Vorwürfe, aber er wollte nicht das gleiche.
    Sie hatte mehr als einmal angedeutet, daß Hardy sicher eines Tages zur Justiz zurückkehren werde, sich ein paar Anzüge kaufen, wieder regelmäßig arbeiten werde. Sie werde ihn nicht drängen, denn es werde ganz von selbst so kommen, und genau das schien jetzt tatsächlich zu geschehen. Hardy fühlte, daß er nach den gedankenlosen Jahren hinter der Bar des Shamrock eine bestimmte Richtung einschlug, sich auf einen bestimmten Ort zubewegte, und das war das Problem. Denn was ihn führte und bewegte, war nicht das Bedürfnis nach Alltag und Bequemlichkeit, nach dreiteiligen Anzügen und einer besseren Sorte Brie.
    Vor vier, fünf Monaten, angesichts von Eddies Tod, hatte er plötzlich begriffen, daß ein Mensch, daß auch er, Dismas Hardy, etwas verändern konnte und daß das wichtig war. Jahrelang hatte er diese Möglichkeit geleugnet.
    Weshalb war er sonst hier?
    Abes Tragiktheorie fiel ihm ein. War er hier, um die Ordnung des Kosmos wiederherzustellen? Er mußte lachen. Falls Rusty Ingraham hier war, würde er ihn sich kaufen. Dann würde er dafür sorgen, daß die Anschuldigungen gegen Baker – die er aufgebracht hatte – fallengelassen wurden. Das war seine Mission.
    Frannie würde diese Haltung nie akzeptieren, ihn vielleicht von Zeit zu Zeit hassen, weil er so dachte. Aber Frannie wußte, wer er war, woher er kam. Er war, hatte sie gesagt, was das betraf, wie Eddie.
    Jane würde ihn nicht verstehen.
    Komm, Diz, ist das fair?
    Gut, sie würde es auf einer theoretischen Ebene verstehen, würde zustimmen und sagen, daß die Welt besser wäre, wenn jeder immer das Richtige tun würde. Natürlich. Aber überall, wo man hinsah, warteten Aufgaben, und man mußte herausfinden, welche Aufgaben die eigenen waren. Das ging am besten, wenn man sich überlegte, was unter dem Strich für einen herauskommen würde. Eine Nutzen-Kosten-Analyse. Erwachsene begriffen das. Man konnte nicht losgehen und sein eigenes Leben als einen einzigen Kreuzzug führen. Professionelle Wohltäter, das war bekannt, brachten nicht viel zustande.
    Aber er war nicht auf einem Kreuzzug, wollte nur diese eine Sache klären, die in sein Leben gesprungen war. Seine Aufgabe.
    Er kannte Janes Reaktion darauf. Warum das Risiko eingehen? Was würde es schon ausmachen, wenn du nichts tun würdest? Louis Baker im Gefängnis, na und, er hat es doch verdient, ist er nicht in mein Haus eingebrochen, hat er nicht versucht, dich zu töten? Und wenn Rusty Ingraham abgehauen ist, laß ihn doch, wen kümmert es? Er ist fort, er ist vergessen.
    Aber Jane, er hat Maxine Weir umgebracht.
    Tut mir leid. Das ist Sache der Polizei. Nicht deine. Vergiß es …
    Er hatte das leere, verlassene Stadion erreicht und warf einen Blick auf seine Uhr. Das erste Spiel begann erst in ein paar Stunden. Er schüttelte den Kopf – schlechte Zeitplanung. Er ging zurück Richtung Stadt.
    Er setzte sich in einem der Straßencafés, an denen er vorhin vorbeigekommen war, unter die Markise. Der Tecate war warm, nicht einmal mit Zitrone genießbar. Er las die Los Angeles Times von vorgestern.
    Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er war hier, er würde Rusty Ingraham finden. Dann nach Hause fahren und Jane die Lage der Dinge erklären und Frannie sagen, daß er in sie verliebt war, und fragen, was sie diesbezüglich unternehmen wollte.
     
    Als er wieder im Stadion war, war alles anders, der Nachmittag voller Hoffnung war vorbei. Er kickte wieder Palmblätter und fragte sich, wie er Rusty hier jemals finden sollte.
    Das Jai-Alai -Stadion war bei weitem nicht so groß wie der Candlestick-Park, aber fünfzehntausend Zuschauer paßten schon hinein. Ein vergnüglicher Ort. Hardy war überrascht, daß er niemanden kannte, der je ein Jai-Alai- Spiel besucht hatte. Überall gab es Bier und Tequila, außerhalb der Eingangstore standen halbierte Fünfzehn-Gallonen-Ölbehälter, in denen gegrillt wurde. Sie waren mit den verschiedensten Köstlichkeiten gefüllt, eigenartigen Dingen, die aussahen wie geflochtene

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