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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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mitbrachte – egal was – wurde mit bienvenidos begrüßt. Mexiko war ein armes Land, es nahm alles, was man ihm gab. Dachte jedenfalls Hardy in diesem Moment.
    Zweieinhalb Tage war er unterwegs gewesen, hatte nur einmal am Straßenrand eine Stunde im Auto geschlafen, und in dieser Zeit war aus seiner Ahnung mehr und mehr eine Überzeugung geworden: Rusty Ingraham war am Leben, und er war in Acapulco.
    Rusty Ingraham war zu ihm gekommen, um ihn dazu zu bewegen, Louis Baker ins Spiel und die Sache ins Rollen zu bringen. Mit Hilfe der anderen cleveren Spielchen – wie zum Beispiel dem Kauf der Waffe, die ihn vor Baker schützen sollte und nie abgeholt worden war – mußte unweigerlich der Eindruck entstehen, daß Rusty tot war. Ermordet von Louis Baker. So würde Rusty der erdrückenden Leihgebühr entkommen und Louis zurück in den Knast wandern, wo er hingehörte. Oder in die Gaskammer. Louis Baker war der Bauer, Dismas Hardy das Werkzeug, und Rusty Ingraham würde den Traum der armen Maxine leben.
    Die Sonne küßte den Pazifik. Flammendrote Bougainvilleas bedeckten den Zaun, der den Hof, in dem er saß, umgab. Ein warmer Wind vom Meer machte ihn schläfrig. Er nippte an seinem Tecate.
    Jenseits der Schlucht, die ihn von den waghalsigen Jungen trennte, ließ einer der Springer sich ohne Fackel fallen. Hardy beobachtete, wie der Junge sich vom Felsen abstieß, in einem weiten Bogen und dann steil den langen Weg in die Tiefe fiel. Es war der vierte Junge, den er seit seiner Ankunft hatte springen sehen, und er verspürte alles andere als das distanzierte Prickeln schaulustiger Touristen. Er beugte sich über das Gitter und vergewisserte sich, daß die Brandung da vorhanden war, um den Jungen aufzufangen. Keine besonders entspannende Freizeitbeschäftigung, fand er.
    Er ließ ein Trinkgeld bei seinem Glas und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Ein halbes Dutzend Taxis warteten in einer Reihe vor dem Restaurant, aber er steckte die Hände in die Taschen und begann, den Hügel hinunterzugehen.
    Auf den Straßen lagen noch immer Palmenblätter und –zwei ge verstreut. Vor zwei Tagen hatte der Hurricane Carmine zugeschlagen. Er hatte zwar nicht allzuviel Schaden angerichtet, aber die Aufräumarbeiten gingen langsamer voran als zu Hause. Kein Wunder, wenn man sie nicht bezahlen konnte. Das Telefon in seinem Hotel – zum Beispiel – funktionierte noch nicht wieder. Aber er wohnte schließlich auch nicht im Princess .
     
    Er war gestern angekommen und hatte siebzehn Stunden geschlafen, vom späten Nachmittag an und die ganze Nacht hindurch. Am Morgen war er von seinem Hotel, dem El Sol – in der Tat nicht das Princess , achtzehn Dollar bezahlte er pro Nacht – am Fuß der Berge entlanggegangen, durch die erwachende Stadt zur Esplanade. Er hatte sich auf die Terrasse eines Restaurants mit Blick auf den Strand gesetzt, Ananassaft und einen jämmerlichen Kaffee getrunken und Huevos Rancheros gegessen. Er hatte es langsam angehen lassen, gewartet, bis die Sonne heiß herunterbrannte und die Surfer in der Bucht herumschossen wie bunte Ballons.
    Sonntag morgen. Kirchenglocken.
    Auch zum Jai-Alai -Stadion ging er zu Fuß, er wollte ein Gefühl für den Ort bekommen. Er machte bei einer Kirche halt, lauschte von hinten einer spanischen Messe. Das Ritual zog ihn in seinen Bann, aber eine lateinische Messe hätte ihm besser gefallen. An dieser Messe war nichts Allgemeingültiges, fand er, nichts Katholisches, und er fühlte sich wie der Fremde, der er war. Während der Kommunion schlich er hinaus.
    Die Sonne brannte heiß. Er kaufte sich einen Hut für einen Dollar und ging weiter.
    Hardy liebte Mexiko. Er kam jedes Jahr her, um zu angeln oder zu tauchen, die Sonne zu genießen, sich austrocknen zu lassen oder aufzutanken. In Mexiko war alles möglich. Jane und er hatten die Flitterwochen in Cabo San Lucas verbracht, als es noch ein schläfriges Fischerdörfchen mit einem strohgedeckten Flughafengebäude war. Lange Spaziergänge an leeren Stränden … Riesige, fast kostenlose Margueritas im Finis Terra, die leeren Gläser warfen sie über die Klippen hinunter ins Meer … Und Liebe zu jeder Tages- und Nachtstunde.
    Jane.
    Auf der Fahrt hierher hatte er Zeit gehabt, über sie nachzudenken. Und über Frannie. Natürlich war er wegen Rusty Ingraham nach Mexiko gefahren, aber Janes bevorstehende Rückkehr aus Hongkong hatte ihn in seinem Entschluß bestärkt. Ein paar Tage mehr zum Nachdenken. Er war nicht stolz

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