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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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einzige, der für ihn eine Bedrohung darstellt. Auch wenn ihm das jetzt vielleicht noch nicht bewußt ist, wird es ihm mit Sicherheit irgendwann dämmern, und ich ziehe es vor, nicht zu warten, bis dieser glorreiche Moment gekommen ist.«
    »Aber Rusty lebt nicht mehr. Sie haben gesagt …«
    Hardy hob die Hand. »Niemand hat Rustys Leiche je gesehen. Ich habe eine Menge Unannehmlichkeiten auf mich genommen, um zu beweisen, wie sie verschwunden sein könnte, weil ich davon überzeugt war, daß er tot sei. Es war möglich, naheliegend, sogar vernünftig, vor allem aber war es das, was ich glauben wollte. Ich hatte eine vorgefertigte Meinung, weil Rusty mich manipuliert hatte, und habe mich daran geklammert.«
    Nachdenklich leckte sie das Eis von ihrem Löffel. »Und warum wollten Sie mich sprechen?« fragte sie.
    »Weil Sie möglicherweise etwas wissen, von dem Sie nicht wissen, daß Sie es wissen.«
    »Worüber?«
    »Maxine. Rusty. Alle beide.«
    Wieder leckte sie den Löffel ab. Ein wenig Eis blieb an ihrer Unterlippe hängen. Hardy hatte Lust, die Hand auszustrecken und es abzuwischen.
    »Ich habe Rusty nicht besonders gut gekannt. Es war ein bißchen problematisch wegen Ray, er war oft bei uns. Ich meine, mit wem waren wir denn befreundet?«
    »Aber Maxine kam mit Rusty vorbei?«
    »Ja, natürlich. Sie hat in dem Film mitgespielt und wollte sehen, wie er geworden ist.«
    »Und sie kam mit Rusty?«
    »Anfangs oft, dann immer seltener. Ich glaube, Maxine hatte ihren Traum verloren.« Sie lächelte. »Die Sache mit der Vision, wissen Sie?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    Sie schob ihre wunderschöne Oberlippe vor. »Früher war es ihr Traum, Filme zu machen …«
    Hardy lächelte. »Und keinen Kinofilm?«
    »Stop.« Sie hob drohend den Zeigefinger. »Nachdem sie Rusty getroffen hatte, schien es, als hätten sie beide für sich erkannt, daß das, was sie taten, nicht funktionierte. Maxine war dreiunddreißig, und das ist ziemlich alt für eine Schauspielerin, ich meine für die Art von Schauspielerin, die sie war – die Sache mit dem Aussehen, Sie wissen schon. Und Rusty sagte plötzlich, er habe keine Lust mehr, Staatsanwalt zu sein, wolle fortgehen, ein anderes Leben führen, dem ganzen Streß entkommen. Ich glaube, sie haben sich gegenseitig damit hochgeschaukelt.«
    »Haben sie gesagt, was sie tun wollten?«
    »Das Geld nehmen und abhauen. Am Strand leben, nichts tun, braun werden.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Das klingt nicht nach Rusty. Er war verdammt ehrgeizig, wollte immer ganz oben sein, der Star.«
    »Deshalb haben sie sich wahrscheinlich Acapulco ausgesucht.« Sie kratzte sorgfältig den letzten Rest Eis vom Boden der Schale. »Rusty wäre beim Spielen der Star, auch wenn ihn das Spielen fertigmachte und nicht entspannte, wie er immer behauptete, und Maxine würde am Strand liegen und Margueritas trinken.«
    »Gibt es in Acapulco Kasinos?«
    »Ja, aber um Kasinos ging es nicht. Sie haben von Jai Alai gesprochen, einer Art Pferderennen, nur mit Menschen. Rusty wollte ihren Lebensunterhalt beim Jai Alai verdienen.«
    »Das hatten sie vor? Warum haben Sie das nicht schon früher erwähnt?«
    »Weshalb? Ich dachte, sie wären tot. Was mit ziemlicher Sicherheit bedeutet hätte, daß sie nicht in Acapulco leben, oder? Übrigens war es nicht ihr gemeinsamer Plan, zumindest anfangs nicht. Es war vor allem Maxines Idee. Noch ein Traum von ihr, der sich nicht erfüllt hat.«

23
     
    Hardy fühlte sich wie ein Idiot. Warum zum Teufel wartete er in einem Restaurant auf den Klippen Acapulcos auf den Sonnenuntergang und sah den Jungen zu, die mit Fackeln von den Klippen hinunter in die Brandung sprangen?
    Eine Mariachi-Band spielte Serenaden für ein amerikanisches Paar am Nebentisch. Hardy goß Tecate -Bier in sein Glas und preßte Zitronensaft darüber. Er mochte Tecate nicht besonders, aber Corona mochte er noch weniger, und etwas anderes gab es nicht.
    Manchmal, dachte er, mußte man einfach was unternehmen. Und er war überzeugt gewesen, daß er recht hatte.
    So überzeugt, daß er das Risiko eingegangen war, mit einer .38er Spezial unter dem Kotflügel die Grenze zu überqueren. Er wollte nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn sie ihn in Tijuana angehalten und den Wagen durchsucht hätten. Aber er war schon mindestens zwanzigmal mit dem Wagen nach Mexiko gefahren und hatte nie Probleme bei der Einreise gehabt. Bei der Rückfahrt würden sie ihn gründlich durchsuchen. Wer nach Mexiko kam und etwas

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