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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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er sich ein paar Tropfen in das Saftglas aus dem Badezimmer gegossen, und die Hälfte davon war noch immer darin. Er war oft genug in Mexiko gewesen, um zu wissen, daß man das Leitungswasser wirklich nicht trinken sollte – auch wenn das die Klischees bestätigte. Den Orangensprudel konnte er nicht mehr sehen.
    Da ein Telefon in jedem Zimmer zu den ausgewiesenen Leistungen des El Sol gehörte – in Neonschrift stand es über dem Eingang der Halle –, hatte Hardy ein Telefon. Er hatte auch einen Fernseher. Die Tatsache, daß beide nicht funktionierten, war nicht weiter überraschend. Es könnte Spaß machen, überlege er, sich eines Tages in Mexiko niederzulassen und ein Luxushotel zu eröffnen – Eismaschinen! Flipper! Kabelfernsehen! Videospiele! Und natürlich Telefon. Nichts davon mußte funktionieren, die Tatsache, daß es da war, genügte.
    Er hatte Glück gehabt und vorhin von einer der Telefonzellen bei der Post aus San Francisco erreicht. Er hatte auf Janes Anrufbeantworter gesprochen, wo er sei und daß er in etwa einer Woche zurück sein werde. Der geheimnisvolle, rätselhafte Hardy.
    Isaak Glitsky, Abes Sohn, hatte gesagt, daß Abe und Flo seit Freitag in Los Angeles seien. Gespräche wegen des neuen Jobs, vermutete Hardy, und bei der Gelegenheit ein verlängertes Wochenende. Würden sie es wirklich tun? Abe wußte nicht, daß er nach Süden aufgebrochen war. Er hatte keine Lust gehabt, seine vagen Gründe erklären und den .38er unter dem Kotflügel des Samurai rechtfertigen zu müssen. Abe wäre durchgedreht. Aber weil Isaak beauftragt war zu fragen, wo Hardy schon wieder steckte, erzählte er es ihm und sagte, er werde am nächsten Tag wieder anrufen.
    Frannie war nicht zu Hause gewesen.
    Von einer der anderen überdachten Terrassen drang Lachen herüber. Jemand war in den Pool gesprungen. Er hörte in der Halle leise ein Telefon klingeln. Er zog an seiner Zigarre und nippte am Brandy.
    Das Telefon!
    Er hatte sein Telefon mit auf die Terrasse genommen und von Zeit zu Zeit den schweigenden Hörer abgenommen. Jetzt war ein Freizeichen zu hören. Er wählte Frannies Nummer, wartete. Wartete noch etwas länger.
    »Hallo.«
    »Ich kann es nicht glauben.«
    »Dismas?«
    »C’est moi. Nein, warte, das ist die falsche Sprache. Soy yo muß es heißen.«
    »Bist du in Ordnung? Abe hat angerufen. Er wußte nicht, wo …«
    »Ja. Aber du wußtest es. Ich bin hier. Es geht mir gut.«
    Sie sprachen eine Weile zärtlich, gewöhnten sich an die Distanz, die Trennung. Die Fahrt hierher, der Hurricane, die lahmgelegten Telefone. »… deshalb hat es so lange gedauert durchzukommen«, vollendete Hardy. »Wie fühlst du dich?«
    »Okay.«
    Nicht allzu überzeugend. »Okay?«
    Das Summen der Entfernung in ihrem Schweigen.
    »Ich bin okay. Ich war am Freitag beim Arzt und habe die Herztöne gehört.« Das Herz des Babys. Sie holte Luft. »Es ist wirklich da und am Leben.« Er konnte fast hören, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Ich habe Eddie vermißt, ich habe dich vermißt, ich hatte eine üble Nacht. Ich fürchte, ich bin im Moment ziemlich verwirrt.«
    Hardy trank Brandy. »Willst du, daß ich zurückkomme?«
    »Ich glaube nicht … Ich wüßte nicht, was ich im Moment mit dir anfangen sollte. Aber ich weiß, daß ich möchte, daß du vorsichtig bist.«
    »Ich bin immer vorsichtig. Ich benutze Sonnenschutzmittel, trage einen Hut, trinke kein Wasser, all das.«
    »Weißt du schon, was du tun wirst, wenn du zurückkommst.«
    Hardy schüttelte den Kopf, als würde sie vor ihm sitzen. »Nein. Im Moment versuche ich herauszufinden, welcher Wahnsinn mich zu der Annahme trieb, ich könnte Rusty Ingraham hier unten finden, wenn er noch lebt und wenn er hier ist.«
    »Könnte Abe die Polizei da unten nicht dazu bringen, dir zu helfen?«
    »Wer würde einem Zivilisten ohne handfeste Beweise helfen, einen Mann zu finden, den man für tot hält? Abe bestimmt nicht.«
    »Vielleicht doch. Als er anrief …« Sie hielt inne. »Er ist dein Freund, Diz. Er klang wirklich besorgt, wollte wissen, wo du hingefahren bist, warum du ihm nichts gesagt hast und so weiter.«
    »Er hätte es einfach nicht verstanden. Deshalb wird er für das bezahlt, was er tut.«
    »Er hat mich gebeten, dir zu sagen, daß du nach Hause kommen sollst, der Fall sei abgeschlossen.«
    In einer der Palmenkronen kreischten Papageien. Hardys Magen zog sich zusammen. »Hat man Rustys Leiche gefunden?«
    »Nein, das nicht. Warte eine Sekunde, ich habe es

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