Die Rache
hielten es hoch genug, um den Nabel auf ihrer schlanken Taille zu entblößen. Sie war etwa zweiundzwanzig und hatte bereits ein paar Margueritas intus. Mal sehen.
»Paß auf die Schlaglöcher auf.« sagte Rusty. »Lehn dich einfach an mich.«
»Diese Körper, fantastisch, was?« fragte sie.
»Allerdings.«
»Ich habe ja schon einige Sportler gesehen, aber diese Typen …«
Er ließ sie reden. Träum ruhig ein bißchen, dachte er. Er hatte die Männer selbst beobachtet, sie einzuschätzen und zu lernen versucht, worauf man achten mußte. Und er hatte Glück gehabt, erst zwei, dann drei, dann vier in einer Runde richtig getippt, hatte mehr als tausend Dollar gemacht. Das wog die Katastrophe der letzten Woche auf.
Er war froh, daß ihn der Hurricane zur Pause gezwungen hatte, denn er hatte es zu eilig gehabt, hatte es überstürzt. Der Gedanke, daß er unverzüglich seine Wetten machen mußte … Falsch. Er hatte Zeit. Das sagte er sich immer wieder: Er hatte Zeit. Alle Zeit der Welt. Also machte er ein paar Tage blau, lernte Atlanta kennen, blieb im Haus, und das hatte ihm gutgetan. Er war frisch in die neue Woche gestartet und hatte sofort einen Treffer gelandet.
Der Parkplatz war schon beinahe leer. D. C. und er lachten, während sie nach Schlaglöchern Ausschau hielten. Sie würden hinunter zur Esplanade fahren, Schildkrötensuppe und Hummer essen, ein bißchen Geld unter die Leute bringen und dann vielleicht zusehen, wie die Hähne aufeinander losgingen, und wieder ein bißchen wetten. Oder selbst ein bißchen aufeinander losgehen.
Er lächelte. Egal, was sie taten, seine Taschen waren wieder gefüllt. Nach zehn Tagen hier unten waren sie voller als am ersten Tag, und so würde es weitergehen, er würde nicht mehr abstürzen. Das Spiel studieren, vorsichtig wetten, bis er reingekommen war, und dann, wie heute, zuschlagen. Das war das Rezept.
Er konnte schon ein Schema erkennen, einen Weg, ein beständiges Einkommen zu erzielen. Bei den Pferden war es anders, da gab es immer wieder Unbekannte. Pferde waren törichte Tiere. Beim Jai Alai traten Menschen an, die man verstand, und man konnte vorhersagen, was geschehen würde.
»He, Rusty! Rusty!« Hardy ging langsam hinüber, verringerte den Abstand. Er nahm die Sonnenbrille ab. »Bist du’s wirklich?«
Rusty war gut, das mußte Hardy ihm lassen. Er zeigte kaum eine Spur von Panik.
»Diz!« Rusty streckte den gesunden Arm aus und zog Hardy in eine Umarmung. »He, schön, dich zu sehen.«
»Schön, dich zu sehen«, erwiderte Hardy. »Ich dachte, du wärest tot.«
»Tot?« fragte das Mädchen.
»Ach, entschuldige, das ist D. C. – D. C, ein alter Freund von mir, Dismas Hardy.«
Sie nickte. »Was meinen Sie mit ›tot‹?«
Rusty lachte. »Gott sei Dank bin ich nicht tot.«
»Ich auch nicht«, sagte Hardy.
»Das sehe ich. Was treibst du hier unten?«
»Vielleicht haben große Geister dieselben Gedanken. Ich habe auf deinen ersten Anruf gewartet und die Nachrichten gesehen und erfahren, daß da irgendein Mädchen auf einem Lastkahn im China Basin ermordet worden ist, und …«
»Was? Wer ist ermordet worden?«
Hardy zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber weil ich wußte, daß du dort gewohnt hast, bin ich hingefahren, um nachzusehen, und es war tatsächlich dein Boot. Ich wollte nicht warten, bis Louis Baker mich gefunden hatte, also bin ich nach Hause gefahren, habe ein paar Sachen gepackt und bin abgehauen.«
»Es war Maxine …« Rusty lehnte sich gegen den Kühler seines Wagens. Er hob die Hand, schirmte die Augen gegen die Sonne ab.
»Wer ist Maxine?« fragte D. C.
»Eine Freundin, nur eine Freundin.« Rustys Augen glitzerten wirklich, er schien den Tränen nah zu sein. »Gott, Diz, sie muß herübergekommen sein, um mich zu besuchen, und da tauchte Baker auf …«
»Das habe ich mir auch gedacht, und da bin ich durchgedreht. Vor allem, als du nicht angerufen hattest, ich dachte …«
»Ja, ich weiß. Bei mir war’s genauso, ich bin auch durchgedreht. Als ich von deiner Bar nach Hause kam, saß ich eine Stunde lang herum, und mir wurde klar, daß ich kurz vorm Ausrasten war … Einfach dazusitzen, bis Baker kommen und mich umbringen würde … Es hatte keinen Sinn, es machte mich bloß fertig. Aber ich hätte dich anrufen sollen. Tut mir leid.«
»Wovon redet ihr Typen eigentlich?«
Rusty kam wieder auf Maxine zu sprechen, schien sich nur langsam vom Schock über ihren Tod zu erholen, aber dann kam er in Fahrt und wurde
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