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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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mir notiert.«
    Die Zigarre war ausgegangen. Die Wellen, die der Schwimmer verursachte, schwappten über den Rand des Pools. Hardy schwitzte und umklammerte den Hörer.
    »Okay«, sagte sie, »bist du noch da?«
    Sie berichtete ihm, Glitsky habe wie vorgesehen einen Mann namens Hector Medina verhört. Am nächsten Tag, dem Tag, an dem Hardy nach Mexiko aufgebrochen war, sei Medina von der Spitze des Drake auf eines der unteren Dächer gesprungen. Man habe zwischen zwei- und dreitausend Dollar in bar bei ihm gefunden.
    »Abe nimmt an, Medina habe diesen Mann namens Johnny LaGuardia getötet, weil er Johnny dafür bezahlt habe, Rusty Ingraham zu töten.«
    »Und das Mädchen, das bei ihm war?«
    »Er sagt, er glaube, sie habe einfach Pech gehabt. Und in bezug auf Medina vermutet er, daß dem klar geworden sei, daß man ihn schnappen würde, und das hätte er nicht ertragen.«
    »Gab es einen Brief? Hatte er nicht eine Tochter oder so?«
    »Ich weiß es nicht. Kein Brief, glaube ich. Abe hätte das erwähnt, oder? Ich meine, in seiner Nachricht für dich.«
    »Und Abe hat gesagt, er glaubt wirklich, daß es so gewesen ist?«
    »Er hat gesagt, so paßt alles ziemlich gut zusammen.«
    Das Schlagen des Wassers, das Kreischen der Papageien, das Summen der Fernverbindung.
    »Diz?«
    »Er ist in Los Angeles und führt Gespräche über einen Job dort unten. Ich frage mich, ob er nicht einfach nur das Gefühl haben wollte, seine Fälle seien geklärt.«
    »Für dich ergibt es keinen Sinn?«
    »Nein. Nicht wirklich.«
    »Abe hat erzählt, daß du ziemlich sicher warst, daß Rusty tot sei.«
    »Ich weiß. Das war ich.«
    »Aber jetzt glaubst du es nicht mehr?«
    »Vor vier Tagen und zweitausendzweihundert Kilometer von hier entfernt war ich nicht sicher, daß ich es glaubte. Jetzt bin ich hier und kann ebensogut noch einen oder zwei Tage dranhängen, aber ich gebe zu, daß die Chancen, ihn zu finden, selbst wenn er am Leben ist, nicht sehr vielversprechend aussehen.«
    »Und was wirst du tun, wenn du ihn doch findest?«
    »Keine Ahnung. Hängt davon ab. Feiern, mich betrinken, ihn fesseln und zurück nach San Francisco bringen. Oder ich übergebe ihn gleich hier der Polizei und versuche, eine Auslieferung zu erreichen …«
    »Würdest du dich bitte daran erinnern, daß er gefährlich sein könnte?«
    »Hab’ ich schon getan.«
    »Ich meine es ernst, Dismas.«
    »Ich auch, Frannie. Was soll ich denn noch sagen?«
    Sie zögerte einen Moment lang. »Daß du nach Hause kommst, Daß wir uns wiedersehen.«
    »Okay. Das sage ich.«
    Wieder eine Sekunde Schweigen. »Wirklich?«
    »Wenn Gott einverstanden ist und die Flüsse nicht steigen«, antwortete er.

24
     
    Er öffnete die Augen in der Dunkelheit. Drüben bei der Fensteröffnung, wo später das Licht beginnen würde, war nichts. Langsam nahm er die unterschiedlichen Nuancen der Dunkelheit wahr, die Schattierungen von Schwarz und Grau – die Umrisse des Schreibtischs, das Poster, das Fenster, einen der Stühle. Am schwarzen Himmel flackerten blasse Sterne.
    Rusty Ingraham setzte sich auf dem harten Bett auf. Das Mädchen neben ihm schlief, ihr langes Haar lag auf dem Kissen ausgebreitet. Mit seinem unverletzten rechten Arm klopfte er leicht auf die Matratze, als fordere er sie auf, nicht länger so unfreundlich unbequem zu sein. Er stand auf und ging ins Badezimmer, ertastete sich den Weg durch das noch immer ungewohnte Haus. Er schloß die Tür hinter sich, schaltete das Licht ein und betrachtete die Kakerlaken.
    Draußen war kein Geräusch, nicht einmal die Vögel ließen sich hören, die sonst die anbrechenden Tage begrüßten, Stunden bevor die Sonne aufging. Also war es sehr früh, besser: sehr spät. Wie lange hatte er geschlafen?
    Er schaltete das Licht wieder aus, stand still und lauschte sorgfältig. Immer sorgfältig lauschen, die Augen offen halten. Er hatte es allmählich über.
    Er nahm nur die Geräusche des Meeres in der Bucht wahr – das Klatschen des Wassers, das gegen die Boote und Pfähle schlug, das sanftere Rauschen, wenn es auf den Sand lief. Das Haus stand im Norden der Stadt am Strand.
    Irgend etwas – eine Eidechse, eine Baumratte? – bewegte sich auf dem Dach. Weiter entfernt startete ein Motor, keuchte auf, verstummte. Ein Auto oder ein Fischerboot. Er schaltete das Licht wieder ein. Die Porzellantoilette hatte keinen Sitz. Das Glas des Spiegels über dem Waschbecken war von Rostflecken überzogen. Vor der Dusche gab es keinen Vorhang.
    Nun gut, was

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