Die Rache
richtig gut. Er erzählte ihnen eine romantische, beängstigende, aufregende Geschichte, und Hardy und D. C. hörten ihm gebannt zu.
»Und was ist mit diesem Baker passiert?« fragte D. C.
Hardy sah Rusty an und zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, er ist wieder im Gefängnis. Er hat wahrscheinlich Fingerabdrücke hinterlassen, was meinst du, Rusty?« Er wandte sich an das Mädchen. »Tun sie meistens. Ich habe mir gedacht, ich nehme Urlaub und gebe der Polizei einen Monat, die Sache aufzuklären. Wenn sie es nicht schaffen, fahre ich zurück und sage ihnen, was ich denke, und dann nehmen sie ihn fest. Aber ich dachte, es sei sicherer, erst mal zu verschwinden. Also habe ich mich für ein paar Wochen nach Mexiko abgesetzt.«
»Es ist erst mein zweiter Tag«, sagte sie.
»He, hast du schon gegessen, Diz? Wir wollten gerade in die Stadt fahren und etwas von meinem Gewinn verprassen. Kommst du mit?«
»Du gewinnst bei diesem Spiel?«
Jetzt grinste Rusty. Er öffnete die Beifahrertür. »War ein guter Tag.«
Sie verließen den Parkplatz, rumpelten über den Schotter. »Was ist denn mit deinem Arm passiert?« fragte Hardy.
Nachdem er das Auto gefunden hatte, hatte Hardy längere Zeit damit verbracht, einen Plan zu entwickeln. Auch wenn es noch früh genug gewesen war, zum El Sol zu gehen, um die Waffe zu holen – wäre das sinnvoll gewesen? Er hatte nicht vor, Rusty zu kidnappen. Es war ein langer Weg zurück nach Hause, und sie würden fahren müssen, mit der Waffe würde Hardy in kein Flugzeug kommen.
Zur örtlichen Polizei konnte er auch nicht gehen. Rusty wurde nicht gesucht, weder hier noch in den Staaten, und selbst wenn – Hardy war kein Polizist. Es gab nur einen Weg: Hardy mußte Abe informieren und die Sache irgendwie offiziell machen.
Aber zuerst wollte er sichergehen, daß Rusty nicht plötzlich zustimmen und nach Hause fliegen wollte, um alles aufzuklären, in der Annahme, er könne damit durchkommen. Er wollte nicht, daß Abe herflog, nur um Rusty sagen zu hören: Klar, Jungs, ich komme mit euch nach Hause. Hardy wollte sichergehen, daß Rusty leugnete. Dann konnte Abe kommen.
Das Risiko, das er einging, indem er sich Rusty zeigte, minimierte er durch sein kleines Spielchen. Sie würden zusammen ein bißchen herumhängen, vielleicht ein, zwei Tage, Hardy immer dicht an Rusty dran, bis Abe hier wäre. Dann würden sie ihn festnageln.
Rusty zeigte ein charmantes Lächeln. »Ich sage dir, langweilig ist mein Leben nicht«, sagte er. »Das mit dem Arm ist mir am dritten Tag hier passiert. Ich war draußen beim Fischen, schwitzte wie ein Schwein und sprang ins Wasser, um mich abzukühlen. Dann wollte ich wieder an Bord und griff nach der Gaffe, um mich hochzuziehen, rutschte ab, und das verdammte Ding fuhr mir in den Arm.«
»Ganz durch?«
»Ja.«
»Autsch«, sagte D. C.
Hardy hatte Rustys Show genossen. Er versuchte, alles so zu sehen, wie Rusty es erzählte, und jedes kleine Stück fügte sich nahtlos ans andere. Wenn er die Wahrheit nicht gekannt hätte, hätte Hardy ihm geglaubt – die Flucht vor dem rachsüchtigen Louis Baker, die Versicherung, durch die er an ein bißchen Bargeld gekommen war, der Unfall mit dem Gaffelsegel. Einmal, beim Abendessen, ein weiterer Flirt mit den Tränen wegen des Todes von Maxine.
Es kostete Hardy einige Anstrengung, sich zurückzuhalten, sich auf die Zunge zu beißen, nie zu vergessen, daß er nicht auf dem Schlepper gewesen war und Rustys Blut auf dem Bett, Maxines Leiche, die die Tür blockiert hatte, nicht gesehen hatte. Ebenso, daß er Louis Baker nicht im Krankenhaus besucht und nie etwas von Johnny LaGuardia und Ray Weir oder sonstwem gehört hatte.
Das Mädchen war fort, sie hatten sie nach dem Abendessen in ihr Hotel gebracht, sie war stockbetrunken gewesen. Sie waren wieder in das Restaurant auf den Klippen gefahren, um sich ein paar Nachtdrinks zu Gemüte zu führen, Tequilas auf Zitrone. Hardy wollte Rusty betrunken machen, ihn nach Hause fahren, die Schlüssel verstecken und dann Abe anrufen.
Sie gingen auf die Seite, wo die Jungen sprangen. Tief unter ihnen grollte die See. Für die Gebete vor dem Sprung gab es eine kleine Grotte mit der Jungfrau Maria darin. Der Petroleumgeruch – von den Fackeln – überlagerte die Seeluft. Hoch über dem Meer hing die Sichel des Mondes. Die Springer waren längst fort.
»Das hat was«, sagte Hardy. »Ich war gestern drüben in dem Restaurant und konnte nicht zuschauen.«
»So ist
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