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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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ein bißchen Sex würde nicht schaden, würde etwas von seiner Anspannung lösen. Es dauerte nicht lange.
    Er wartete auf dem Bett, während sie duschte. Das Wasser wurde abgestellt, sie kam heraus, tanzte, posierte mit der Halsstütze, diesem Ding, das ihnen das Geld verschafft, das alles überhaupt erst möglich gemacht hatte. Als sie Rays Waffe in seinen Händen bemerkte, sah sie ihn fragend an. Warum …?
    Er öffnete die Autotür. Wenn D. C. noch betrunken war, würde es leicht sein. Hardy und er hatten sie aufs Bett gelegt, die Tür nur zugezogen. Wenn sie noch unverschlossen war, konnte er einfach hineingehen. Selbst wenn D. C, was aber nicht besonders wahrscheinlich war, aufgestanden, zur Tür gegangen war und die Kette vorgelegt hatte, würde er sie spätestens nach zwei Minuten charmanten Geplauders ins Bett bekommen. Er war gut in Form.
     
    Sechsundzwanzig Minuten, sagte Hardy später, habe der Fall gedauert, er habe die Zeit gestoppt.
    Bei den Marines hatte er vor langer Zeit gelernt, mit dem Fallschirm zu springen. So drückte er sich, obwohl er das Gleichgewicht verloren hatte und überzeugt war, tot zu sein, im Reflex von dem Felsen ab, sprang irgendwie noch kontrolliert, und das rettete ihn.
    Er hatte gesehen, wie die Jungen gesprungen waren, daß es darauf ankam, erst einmal von den Felsvorsprüngen wegzukommen. Sie waren nicht weit geflogen. Die Dauer des Falls war das Eindrucksvolle.
    Also bemühte er sich, obwohl er panische Angst hatte, nicht zu zappeln oder sich zu drehen, sondern sich einfach fallen zu lassen, den Blick auf die glänzende Fläche unter sich gerichtet, die immer näherkam.
    Er schlug auf, fühlte den Aufprall von den Füßen bis zu den Schultern und wurde sofort von der ankommenden Welle auf den Sand des Grundes gedrückt. Er kämpfte sich in die Richtung, in der er die Wasseroberfläche vermutete, ohne zu wissen, wo oben und unten war, ohne eine Möglichkeit, Atem zu holen.
    Salzwasser in den Lungen. Aufprall auf einen Felsen. Wieder unter Wasser.
    Dann war er auf dem Sand und erbrach sich.
    Das Zeug, das an seinen rechten Arm hinunterrann, fühlte sich warm an und wirkte in der Dunkelheit schwarz. Dort oben stand noch derselbe Mond. Die Kanten der Klippen konnte er vom Strand aus nicht sehen. In seinem Arm begann es zu pochen. Er hatte seinen rechten Schuh verloren. Er griff hinunter und fühlte noch mehr Blut. Er versuchte aufzustehen, aber die nächste Welle kam und warf ihn wieder nieder.
    Schwankend kämpfte er sich hoch. Er streifte den anderen Schuh ab, der voller Sand war. Der Schmerz in seinem Arm brachte ihn beinahe um den Verstand, und er hatte Angst, sich den Arm anzusehen. Er setzte sich in die nächste Welle und ließ das Salzwasser das Blut abspülen.
    Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, und er erkannte in der felsigen Klippenwand schemenhafte Umrisse – Stufen. Nur ungefähr fünfhundert. Er stellte den Fuß auf die erste Stufe, den anderen auf die nächste. Der rechte Fuß war mindestens verstaucht, aber er stützte sich darauf, und der Fuß hielt stand, auch wenn der Schmerz ihm den Atem nahm. Seine Zähne begannen zu klappern. Er versuchte einen weiteren Schritt.
    »Okay, Rusty«, murmelte er. »Du willst es ja nicht anders.«
     
    Auf Hardys Uhr war es Viertel nach drei, als er das El Sol erreichte. Das Büro war ein kleiner Raum mit Rattanmöbeln und einer Rezeption aus Bambus, unter deren Glasplatte Sehenswürdigkeiten Acapulcos ausgelegt waren.
    Hardy lehnte sich gegen den Bambus, drückte die Klingel und starrte auf einen Mann, der unter dem Glas neben einem zwei Meter langen Segelfisch stand. Er schob die Klingel ein Stück zur Seite, so daß sie einen Teller mit Meeresfrüchten freigab. Er klingelte noch einmal.
    Er schloß die Augen, fühlte sich plötzlich schwindlig. Die Schnitte in seinem Arm waren wohl eher schmerzhaft und blutig als tief, und das Blut war schon weitgehend geronnen. Trotzdem fielen ein paar Tropfen auf den Boden. Sein Fuß taub, auch den Schmerz nahm er nicht mehr wahr. Er würde, dachte er, für den Rest seines Lebens hinken.
    Noch einmal schlug er auf die Klingel, dann gab er es auf und ging um die Rezeption herum. Dort fand er eine alte, grüne Metallkiste mit einem roten Kreuz darauf, nahm sie mit und hinkte barfuß, auf blutenden Füßen, zwischen Bananenbäumen und Bougainvilleas zu seinem Zimmer.
     
    »Wer war das?« Flo Glitsky setzte sich im Bett auf. »Wie spät ist es?«
    Abe war dabei, sich die

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