Die Rache
gleichmütig. »Geht auf Ihre Rechnung.«
»Ich habe Geschichten über mexikanische Gefängnisse gehört. Soll wie im Hotel sein. Man kauft sich sein Essen, läßt sich Frauen schicken, genau wie im Hotel. Hängt nur davon ab, wieviel Geld man hat.«
Abe saugte das Fleisch aus dem Schwanz einer Krabbe. »Das ist schön«, sagte er. »Und Sie haben Geld, nicht wahr?« Er trank. »Ich glaube allerdings nicht, daß Sie allzulange dort bleiben werden.«
»Ja, vielleicht, aber man muß das Beste aus seinen Karten machen.«
Glitsky widmete ihm nicht viel Aufmerksamkeit. Er aß hungrig. Hardy kam an den Tisch zurück.
»Hast du ihn bekommen?« fragte Abe.
Hardy nickte, und Abe stand auf. »Bis später«, sagte er.
»Gutaussehender Mann«, sagte Rusty und sah hinter ihm her. »Sehr gutaussehend.«
Hardy nahm seine Gabel. »Ich glaube nicht, daß er dich mag.«
Mit zwei Krabbencocktails, zwei Bier und einem Kaffee im Magen fühlte Rusty sich gut, aber Hardy war nicht gerade ein angenehmer Gesellschafter. Abe war seit einer halben Stunde fort. Rusty schob seinen Stuhl zurück in den Schatten des Schirms über ihrem Tisch. Es war noch heiß, aber die Sonne stand jetzt tiefer.
»Wo bleibt er?«
»Machst du dir Sorgen? Hast du’s eilig?«
Rusty lächelte. »Nein, ich glaube nicht. Aber er hätte mich doch einfach direkt hinbringen können.«
»So einfach nicht. Er muß vorher ein bißchen was erklären.« Er sah die Straße hinunter. »Da kommen sie.«
Zwei Polizisten in grünen Uniformen, bewaffnet mit Maschinenpistolen, folgten Glitsky in ein paar Schritten Abstand. Neben ihm ging ein sehr großer, magerer Mann in einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd mit stahlblauer Krawatte.
»Eine richtige Party«, sagte Rusty.
Die Polizisten blieben auf dem Bürgersteig stehen, Glitsky und der große Mann schoben sich zwischen den Stühlen hindurch. »Das ist Lieutenant Mantrillo«, sagte Abe. Er wandte sich an Hardy. »Wir hatten ein angenehmes Gespräch.«
Aus der Nähe betrachtet, war Mantrillos Gesicht gelblich und von Narben übersät. Er zog ein Paar Handschellen aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. Mehrere andere Gäste sahen zu ihnen herüber.
»Sprechen Sie englisch?« fragte Rusty.
Mantrillo nickte. »Ziemlich gut.«
Rusty lächelte und wies mit dem Finger auf Hardy. »Dieser Mann hat eine Waffe bei sich. Unter der Jacke.«
Mantrillos schwarze Augen flackerten in dem traurigen Gesicht auf. Gut, dachte Rusty, auf diese Reaktion hatte er gehofft. Mantrillo wandte sich zu Hardy, dann wieder zu Glitsky, der müde den Kopf schüttelte.
»Er ist freiwillig mit uns gekommen«, sagte Abe, »wie ich es Ihnen erzählt habe.«
Rusty geriet in Fahrt. Er warf den Kopf vor und zurück. »Nein! Durchsuchen Sie ihn! Ich bin mit ihnen gegangen, weil ich glaubte, das sei meine einzige Chance, ihnen zu entkommen. Sie haben den ganzen Tag eine Waffe auf mich gerichtet!« Rusty sah Mantrillo in die Augen. »Lieutenant, sie haben eine Waffe. Sie brechen Ihre Gesetze, nicht ich!«
Verdammt, dachte er, ich bin gut. Wie vor Gericht. Er sah wieder zu Hardy. »Bitte durchsuchen Sie ihn.«
Hardy machte es Mantrillo leicht. Er stand auf, öffnete ein paar Knöpfe, zog die Jacke aus, drehte sich einmal um sich selbst. »Lieutenant, ich weiß nicht, wovon er spricht«, sagte er mit einem Blick auf Rusty. »Zuviel Bier, Kumpel. Keine Waffe da.«
Mantrillo drängte zur Eile, griff nach den Handschellen. »Gehen wir«, sagte er. »Wir bekommen den …«
Aber das war doch unmöglich! Hardy hatte die Waffe. Er hatte sie den ganzen Tag über bei sich gehabt, außer …
»In der Toilette!« rief er. »Er hat sie in der Toilette gelassen.« Er hatte die Waffe versteckt, um ihn hereinzulegen.
Hardy lächelte ihn an. Rusty wollte sich umdrehen, zur Toilette laufen und selbst nachsehen, aber Mantrillo packte ihn an seinem gesunden Handgelenk.
Er hörte Glitsky sagen: »Der arme Junge ist enttäuscht.«
Mantrillo zog ihn herum, nahm das andere Handgelenk. »Gehen wir«, sagte er barsch.
Rusty riß seine Arme nach hinten, um sich zu befreien. »Nein! Nein, das dürfen Sie nicht tun …«
Ein Gast drehte sich um, als Rusty gegen seinen Tisch stieß. »He, passen Sie auf!«
Hardy kam von der Seite, um ihm den Weg abzuschneiden. Rusty machte einen Schritt nach vorne und ergriff mit seiner gesunden Hand ein Messer, das auf dem Tisch lag. Er kippte den Tisch um, rollte ihn gegen Mantrillo und Glitsky, dann schwang er das Messer
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