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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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schnell, aber sorgfältig und schoß. In dem kleinen Zimmer glich der Schuß einer Bombendetonation. Die Schuhe wurden zerrissen, im Boden war ein Loch, und von der Wand bröckelte Putz, wo der Querschläger durchgeschlagen war. Hardy roch den Pulvergeruch. D. C. schrie auf und verfiel in ein leises Schluchzen.
    »Himmel, Hardy, du bist verrückt.«
    »Nein, aber ein bißchen verärgert. Keine Schuhe.«
    Er ging zur Tür, öffnete sie und richtete die Waffe auf Rusty. »Wir gehen besser. Ich könnte mir vorstellen, das ein paar Nachbarn aufgewacht sind.« Er kicherte und sah zu D. C. »Schreck lich, daß diese Mexikanerkinder zu jeder Tageszeit ihre Knallfrösche in die Luft jagen müssen, was? Haben Sie verstanden?«
    Das verschreckte Mädchen nickte. Er hoffte es, sagte Hardy.
    Rusty stand an der Tür. Hardy sah sich nach D. C. um. »Das alles geschieht wirklich«, sagte er. »Und ich möchte, daß Sie in diesem Stuhl sitzen bleiben, bis Sie sehr langsam bis dreihundert gezählt haben. Öffnen Sie niemandem die Tür. Machen Sie kein Geräusch. Machen Sie gar nichts. Haben Sie das verstanden?«
    Sie nickte wieder, und Hardy schloß die Tür. Andere Türen wurden geöffnet. Hardy hielt die Waffe unter der Windjacke verborgen. Er grinste.
    »Das ist ein Spaß, was? Jetzt gehen wir zu dem Auto neben deinem, sieht aus wie ein Jeep, steigen ein und fahren in den Sonnenaufgang hinein. Ist alles klar? Wenn es nämlich nicht klar ist, könnte ein Mißgeschick passieren.«
    »Diz, ich habe eine Menge Geld, wir könnten …«
    »Vielleicht, aber laß uns das später besprechen. Möglicherweise essen wir ja zusammen zu Mittag.«
    Wenn man in Eile ist, kann es vorkommen, daß man sich keine Zeit zum Denken nimmt.
    Abe Glitsky war nicht in Eile. Er hatte drei Stunden im Flugzeug verbracht, drei Stunden, um pausenlos die Fakten zu durchdenken. Jetzt, da sie zur Landung in Acapulco ansetzten, trank er ein Glas Papayasaft mit Eis und fragte sich, wie er sich in den letzten Wochen so hatte gehenlassen können.
    Vielleicht war es einfach die Konsequenz aus den Problemen im Dezernat – der Ärger, die bürokratischen Gängeleien. Dazu die Frage, ob Laniers Fälle sich mit seinen überschnitten, und der Wunsch, seine Untersuchungen abzuschließen, bevor er ging.
    Falls er ging.
    Er überlegte, was die Tatsache, daß Ingraham lebte, für sein hübsch verschnürtes Päckchen bedeutete, in dem er den Mordfall Maxine Weir ad acta gelegt hatte.
    Nach dem Selbstmord von Hector Medina – der zumindest aussah wie ein Selbstmord – schien alles geklärt zu sein, und er hatte während der vier Tage in Los Angeles keinen Gedanken an diesen Fall verschwendet. Er war so zufrieden gewesen mit dem, was sich offensichtlich abgespielt hatte.
    Endlich hatte er sich durchgerungen zu glauben, daß Medinas Haß auf Ingraham durch die Untersuchung gegen Raines und Valenti wieder geweckt worden war. Medina, so die These, hatte Johnny LaGuardia angeheuert, um Rusty zu töten. LaGuardia war irgendwie – wie leicht schlich sich dieses ›irgendwie‹ ein, wenn man um etwas Störendes herumkommen wollte! – an Ray Weirs Waffe gekommen und hatte damit Rusty und Maxine, deren An- Wesenheit einfach Pech war, erschossen. Dann hatte Medina Johnny erledigt, weil nur Johnny ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachte. Aber dann tauchte Abe Glitsky auf und verdächtigte Medina. Hector begriff, daß sie erneut wegen Mordes gegen ihn ermitteln würden, daß er seinen Job und seinen Ruf nochmals, wie früher schon einmal, verlieren würde. Das verkraftete er nicht. Also sprang er vom Dach des Sir Francis Drake .
    Es hatte plausibel geklungen.
    Doch jetzt war Ingraham gar nicht tot und hatte noch dazu versucht, Hardy zu töten, und das warf die Frage auf, ob nicht alles ganz anders war. Aber von wem stammten dann die Kugeln in Johnny LaGuardias Kopf? Und was war mit Medina? Vielleicht immer noch Selbstmord, vielleicht auch nicht. Abe kaute Eis, während das Flugzeug landete, und spielte eine andere Möglichkeit durch.
    Er selbst hatte Angelo Tortoni den Namen Hector Medina genannt und so einem Mafioso einen Weg gezeigt, um die Exekution seines in Mißkredit gefallenen Revolverhelden zu vertuschen. Schlau, Abe, dachte er verärgert, wirklich schlau. Er hatte Tortoni erzählt, daß er Medina verdächtige. Wie wäre also folgendes, Abe? Tortoni schickt einen seiner Söhne und läßt Medina von einem Dach herunterstoßen. Fall abgeschlossen, dank Ihres San Francisco

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