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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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konnte. Bobby Darin mit Volare war zu hören. Mr. Tortoni nickte, lächelte Sal zu, dann verlor sich das Lächeln. Er sah Johnny an.
    »Nun?«
    »Worum auch immer es geht, ich bringe es in Ordnung«, erwiderte Johnny.
    »Du weißt es nicht? Vielleicht hast du es vergessen. Diese Aufregung in der vergangenen Nacht, das Problem mit Ingraham.«
    Johnny nickte ohne die Spur einer Ahnung.
    »Ingraham zahlt fünfhundert Dollar. Ich bin heute darauf hingewiesen worden – Buchhalter, du weißt ja. Die bleiben den Dingen auf der Spur.«
    Johnny begriff noch immer nicht. Er dachte nach. Fünfhundert?
    Sanft legte Mr. Tortoni die Hand über Johnnys.
    »Doreen Biaggi«, sagte er. Er wandte sich wieder seinem Kaffee zu. »Es ist nur eine Kleinigkeit, Johnny, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht. Ingraham hat fünfhundert gezahlt, Doreen Biaggi hundert. Gestern nacht haben sechshundert gefehlt. Ich vermute, du bist vielleicht nervös, hast etwas durcheinandergebracht.«
    Trotz des Saftes war Johnnys Kehle ausgetrocknet, als er schluckte. Wie hatte er so dumm sein können? Er hatte Doreens Gebühr aus der von Ingraham gezahlt und Rusty irgendeine dämliche Geschichte über Mr. Tortonis Gebührenraten erzählt, die erhöht worden waren, um die Kosten zu decken – zum Teufel, Johnny hatte gewußt, daß Rusty in der Lage sein würde, hundert mehr in der Woche aufzubringen. Und so hatte Johnny sich angewöhnt, bei Ingraham an sechshundert zu denken.
    »Hast du bei Doreen kassiert, Johnny?«
    »Sicher. Genau wie immer.«
    »Dann hast du die hundert bekommen? Ihre hundert?«
    Johnny griff in seine Gesäßtasche und betete zu allen Heiligen, daß er hundert dabeihatte.
    »Stimmt etwas nicht, Johnny? Du bist immer noch nervös.«
    Madonna mia! Ein Hundert-Dollar-Schein. Er zog ihn heraus und legte ihn auf den Tisch. »Ich möchte Sie nicht enttäuschen, Mr. Tortoni.«
    Angelo Tortoni legte eine Hand über den Schein und die andere sanft auf Johnnys Wange. »Wie ich schon sagte, keine große Sache. Hundert Dollar. Aber es geht ums Prinzip – habe ich recht?«
    »Absolut.«
    »Vielleicht solltest du dir ein Buch anschaffen«, sagte Mr. Tortoni. »Aufschreiben, wer fünf- und wer sechshundert Dollar zahlt. Und wer hundert.« Er paffte an seiner Zigarre. »Diese Doreen Biaggi muß ein hübsches Mädchen sein, jetzt, wo ihre Nase gemacht worden ist.«
    Er fixierte Johnny mit einem Blick, der deutlich machte, daß es hier keine Geheimnisse geben konnte. »Du weißt ja, Johnny«, sagte er ruhig und freundlich, »wir alle haben uns um unsere eigenen Sachen zu kümmern. Dein Teil der Arbeit, all diese Versuchungen, denen du ausgesetzt bist mit dem Bargeld, ohne Quittungen … ich weiß, wie das ist. Du denkst, Tortoni, der alte Mann …« Er lächelte, nickte ihm zu. »Ja, ich bin ein alter Mann, das ist schon in Ordnung … Du denkst also, der alte Tortoni braucht nur seine fünf Hunderter jede Woche, egal, woher sie kommen, und solange du sie beschaffst, hast du deinen Teil des Geschäfts erfüllt. Aber das, Johnny, läßt meinen Teil des Geschäfts außer acht. Du denkst vielleicht – ich behaupte nicht, daß du es tust, ich sage lediglich, ich kenne die Versuchungen, und es mag dir in den Sinn kommen –, du denkst vielleicht, du kannst aus jemandem mehr als die Gebühr herausleiern, die ich verlange, und dafür jemand anderem, einem Mädchen zum Beispiel, ein kleines Sümmchen erlassen.«
    Johnny brachte kein Wort heraus. Mr. Tortoni legte die rechte Hand, die seine dünne Zigarre hielt, auf Johnnys Hand, glättete das feuchte Mundstück an Johnnys Handrücken.
    »Ich weiß, du hast verstanden, was ich gesagt habe, Johnny.«
    »Ich würde so etwas nie tun«, sagte Johnny mühsam.
    »Ich gebe einem Mann wie dir eine Vertrauensstellung. Er vertritt meine Interessen vor der Gesellschaft. Wenn ein Mann dieses Vertrauen mißbraucht, habe ich keine Verwendung mehr für ihn. Beug dich näher zu mir, Johnny.«
    Die Hand bedeckte noch immer die seine, packte fest zu.
    »Wenn ich dich jetzt küsse, bist du ein toter Mann.«
    Johnny schluckte, rang nach Atem. Mr. Tortonis Mund war nur Zentimeter von seiner Wange entfernt. »Falls so was läuft«, flüsterte er, »dann muß es aufhören.«
    Die Klänge von Ti amo setzten wieder ein. Mr. Tortoni lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er nahm das geglättete Mundstück in den Mund und kaute darauf herum wie auf einem Schnuller. »Ich liebe dieses Lied«, sagte er.
     
    Frannie war nicht sicher, ob

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