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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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es eine gute Idee gewesen war, Dismas hier schlafen zu lassen. Es weckte Erinnerungen.
    Vorhin wäre er beinahe nach Hause gegangen. Er machte sich Sorgen, daß es für sie gefährlich sein könnte, wenn er bliebe. Er konnte nicht mehr klar denken. Es gab keine Verbindung, die Louis Baker von seiner Wohnung zu ihrer bringen würde, und das hatte sie ihm gesagt. Er sei hier sicherer und solle bleiben, und damit basta.
    Jetzt, wo es auf Mitternacht zuging, lag sie in dem riesigen Bett, und Dismas saß draußen am Küchentisch und starrte vermutlich auf die Straße hinaus, wie er es immer wieder getan hatte, seit er hier war. Er hielt nach Louis Baker Ausschau.
    Eigentlich sah ihm das nicht ähnlich. Einfach dasitzen und grübeln, mit dem verdammten Schießeisen vor sich auf dem Tisch, koffeinfreien Kaffee trinken, darauf warten, daß Abe Glitsky endlich anrief. Was heute nacht wohl nicht mehr passieren würde.
    Dismas war etwa um halb sieben gekommen, nachdem er den ganzen Tag lang Waffengeschäfte abgeklappert hatte. Er war zufrieden, weil er wenigstens etwas beweisen konnte – Rusty Ingraham hatte tatsächlich eine Waffe bestellt, und zwar am Mittwoch nachmittag in einem Geschäft namens Taylor’s in Tenderloin. Er hatte die Waffe zum Schutz gegen Baker gebraucht. Außerdem war Louis Baker erwiesenermaßen im Shamrock aufgetaucht und hatte nach Hardy gefragt. Also hatte Hardy seinen Freund Glitsky angerufen, in der Meinung, daß Abe mit diesen neuen Informationen endlich genug in der Hand hätte, um Baker zumindest vorerst von der Straße zu holen.
    Frannie hatte es noch nicht verstanden. »Und wenn Ingraham eine Waffe bestellt hat? Was nützt dir das?«
    »Na, Rusty scheint Abe nicht besonders zu interessieren. Solange seine Leiche nicht gefunden wird, ist er kein richtiges Opfer wie Maxine Weir.«
    »Vielleicht ist er überhaupt kein Opfer.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Du hättest ihn sehen sollen. Er war zu Tode erschrocken.«
    »Aber das heißt noch lange nicht, daß er tot ist, oder?«
    Hardy blickte auf die dunkle Straße hinaus und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Nein, nicht unbedingt. Aber Abe braucht einen Grund, um Baker festzusetzen. Bakers Drohung gegen mich reicht ihm nicht, fürchte ich, und zwischen Baker und Maxine Weir sieht er keine Verbindung.«
    »Vielleicht war sie einfach nur da und im Weg.«
    »Richtig. Trotzdem muß ich Abe einen handfesten Beweis dafür liefern, daß Rustys Angst vor Louis begründet war. Daß nicht, sagen wir, Rusty aus irgendwelchen unbekannten Motiven Maxine umgebracht hat.«
    »Entschuldige, daß ich so dumm bin, aber wieso beweist die Waffe das?«
    »Führt es nicht zu dem Schluß, daß Rusty keine Waffe besaß? Nicht einmal Zugang zu einer Waffe hatte?«
    Sie überlegte einen Augenblick. »Sieht so aus, ja.«
    »Natürlich. Wenn er eine Waffe hatte, hätte er keine kaufen müssen.«
    »Aber warum sollte das Glitsky veranlassen, etwas wegen Baker zu unternehmen?«
    »Abe ist mein Freund, und Louis Baker ist drauf und dran, mich umzubringen, es sei denn, Abe unternimmt etwas dagegen. Oder ich … Ich muß Abe dazu bringen, die Angelegenheit aus dem Blickwinkel des Polizisten zu betrachten. Im Augenblick, glaube ich, sieht er die Baker-Sache als Konstrukt der – vielleicht verständlichen – Angst seines Freundes Diz, für das es keine festen Beweise gibt, und das bringt ihn in Konflikt mit seiner eigentlichen Aufgabe – den Mörder Maxine Weirs zu finden. Ich muß ihm klarmachen, daß das, was er meinen ›Verfolgungswahn‹ nennt, auf einem vernünftigen Verdacht beruht, der gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß auch Rusty Ingraham ein richtiges Opfer ist.« Aber von Abe war kein Anruf gekommen. Frannie und Dismas hatten das Geschirr abgewaschen und ferngesehen, und dann hatte Dismas noch ein paar Biere getrunken und die Geduld verloren und seine Wache am Küchenfenster begonnen.
    Jetzt hörte sie, wie er sich dort draußen bewegte, dann das Rascheln von Zeitungspapier.
    Sie rollte sich auf ihre Seite des Bettes.
    Eddie war seit vier Monaten tot. Sie würde die Lücke nie wieder füllen, aber sie hatte sich an den Gedanken gewöhnt, allein zu wohnen, das Baby allein zu bekommen, irgendwie allein ein neues Leben anzufangen.
    Dismas ließ sie wieder an Eddie denken. Er erinnerte sie an Eddie, so wie Eddie sie an Dismas erinnert hatte, als sie ihm zum erstenmal begegnet war. Sie versuchte sich einzureden, es sei nur einer der

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