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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Leidenschaft. Er hat lange gewartet. Noch länger konnte er nicht warten.«
    »Dann hätte er doch auch Diz gleich erledigt. Oder es zumindest versucht.«
    »Das hat er vielleicht. Vielleicht hat er ihn nicht gefunden.«
    »Wenn er Rusty gefunden hat …«
    Sie schwieg.
    »Ich glaube, mich stört noch immer, daß er vielleicht beschuldigt wird, weil er ein Schwarzer und ein Ex-Sträfling ist.«
    »Schwarze Ex-Sträflinge können auch Verbrecher sein, Abe.«
    »Genau wie weiße Ex-Sträflinge. Aber warum nicht ein Weißer ohne Vorstrafen? Ein Ehemann, der höllisch eifersüchtig ist, hierherkommt, seine Frau und ihren Liebhaber umbringt und mit Louis Baker nicht das gerinste zu tun hat?«
    Wieder strich Flo ihm über den Rücken. »Du hast gesagt, du wirst das überprüfen, oder?«
    Er nickte.
    »Also überprüf es – wie du es immer tun würdest.«
    »Und was ist, wenn Louis Baker in der Zwischenzeit Diz umbringt?«
    Flo hörte auf, ihn zu streicheln. »Ah«, sagte sie. »Jetzt kommen wir der Sache näher.«
    »Richtig. Du kennst mich, Flo. Ich mache mir diesen Schwarz-Weiß-Mist wahrscheinlich einfach zuwenig bewußt. Vielleicht hätte ich Baker längst verhaften sollen. Aber vielleicht zögere ich es hinaus, weil er schwarz ist, und ich …«
    »Abe, du hast eine Menge Schwarzer verhaftet.«
    »Ja, aber für gewöhnlich mit ein paar Beweisen.«
    »Und diesmal hast du keinen Beweis? Dann liegt es daran, nicht an der Hautfarbe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht bin ich deshalb hergekommen. Ich will den Hundesohn von der Straße weg haben. Es gibt genug Gründe, ihn hochzunehmen, du würdest es nicht für möglich halten, wie er sich benimmt… Aber es gibt keine schlüssigen Beweise.«
    Flo schwieg einen Moment lang. Dann fragte sie: »Vielleicht hast du Zweifel, daß er wirklich so ein Scheißkerl ist?«
    »Nein, das ist er. Aber ich habe Zweifel, daß er diesen Mord begangen hat. Ich weiß nur nicht, ob ich deshalb Hardys Leben riskieren will.«
    Glitskys Frau erhob sich wieder, trat vor ihn hin, zog seinen Kopf an ihre Brust. »Glaubst du, es gibt außer dir noch jemanden, der sich so viele Sorgen darum macht, das Richtige zu tun?«
    Glitsky brummte. »Ich sollte ihn einfach festnehmen, was?«
    Sie hielt ihn dicht an sich gedrückt. »Andere würden das wohl tun.«
    Er befreite sich und sah zu ihr auf. »Ich kann nicht, Flo.«
    »Ich weiß.« Sie trat zurück und sagte nüchtern: »Vergessen wir das alles mal … Was siehst du hier?«
    »Was ich hier sehen will«, verbesserte er sie, »ist … Gut, vielleicht wurde die Tür aufgebrochen, aber beim leisesten Laut hätte Ingraham versucht zu fliehen. Ich meine, überleg doch, er sitzt hier und ist überzeugt davon, daß Baker kommen wird, um ihn zu erschießen, und dann taucht Baker tatsächlich auf. Was würdest du tun?«
    »Die Frau war nackt, er im Bett … Vielleicht haben sie nicht aufgepaßt.«
    Abe schüttelte den Kopf. »Wenn er damit gerechnet hat, daß jemand kommen und versuchen würde, ihn zu töten? Niemand ist so leichtsinnig.«
    Sie lächelte. »Du schon.«
    Aber er spielte nicht mit. »Nicht in einer solchen Situation.«
    »Wie wäre es damit …« sagte Flo. »Die Nacht davor hat er vor Angst kein Auge zugemacht. Jetzt legt er sich für ein Schläfchen hin, während die Frau unter der Dusche ist. Baker bricht die Tür auf, aber es gibt nur ein Rumpeln, kein lautes Geräusch. Ingraham dreht sich um, wacht aber nicht auf. Die Frau duscht weiter und denkt sich, der Kahn ist gegen einen Pfosten gedonnert oder so etwas.«
    »Gut«, sagte Abe. »Weiter.«
    »Baker kommt also herein und schießt auf Ingraham, der im Bett liegt. Zweifellos hat die Frau den Schuß gehört und kommt aus dem Bad gelaufen. Peng-peng-peng. Baker flieht und wirft auf dem Weg nach draußen in der Dunkelheit die Lampe um. Aber Ingraham ist noch nicht tot. Er schleppt sich aus dem Bett, nach draußen, geht über Bord …«
    Abe seufzte. »Und wird von der Flut weggespült?«
    »Vielleicht.«
    »Was ist mit der Halsstütze?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was ist mit der Waffe im Kanal?«
    Darauf hatte Flo keine Antwort. Abe steckte die Hände in die Hosentaschen und ging zurück zu der offenen Tür. Der Mond stand höher, er hing jetzt wie eine glänzende Silbermünze über der Brücke. Sein Goldglanz war verschwunden.
    Immerhin unterschied sich Flos Theorie von den zehn Hypothesen, die er sich überlegt hatte, auch wenn sie nicht mehr und nicht weniger wahrscheinlich oder

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