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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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deine Mutter glücklich zu machen, was, wie wir beide wissen, ein Ganztagsjob war. Und weißt du, was ich festgestellt habe? Der Job ist ein Job. Für mich ist es egal, ob ich im Laden vom alten Mr. Levine in der Du Pont Street arbeite oder in der Lockheed unten in San Carlos. Man macht seine Arbeit und wird dafür bezahlt, so daß man sein Leben führen kann. Aber die Arbeit ist nicht das Leben.«
    Nat hob sein Glas, runzelte die Stirn und drohte seinem Sohn mit dem Zeigefinger. »Das solltest du wissen, Abraham. Wir sprechen nicht über Nuklearphysik.«
    Abe grinste, so daß sich die Narbe auf seinen Lippen straffte. »Okay. Was soll ich tun?«
    »Was willst du denn tun?«
    »Ich will Polizist sein.«
    »Und hier in San Francisco kannst du nicht Polizist sein?«
    »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Sag, wie es wirklich ist. Ich weiß es nicht. Manche Leute arbeiten hart, andere gehen den bequemsten Weg … Na und? Was hat das mit dir zu tun?«
    »Es wirkt sich auf meine Arbeit aus.«
    »Warum? Sag mir, warum das so ist.«
    »Ach komm, Dad. Um einen Fall – irgendeinen Fall – abzuschließen, sind die verschiedensten Arten von Kooperation nötig.«
    »Schwachsinn. Entschuldige, Abraham, aber das ist purer Schwachsinn.«
    Abe schüttelte den Kopf. »Du kennst dich damit nicht aus.«
    »Ich kenne mich damit nicht aus. Du willst mir erzählen, daß ich mich nicht auskenne?« Nat griff über den kleinen Tisch und legte die Hand auf die seines Sohnes. »Junge, vor zwanzig Jahren bist du zur Schule gegangen, und deine Mutter ist krank geworden. Damals haben sie bei Ford einen neuen Aufseher eingestellt, den sie Vizepräsident nannten. Drüben im Werk in Fremont, du erinnerst dich vielleicht. Der neue Mann hat mir erklärt – ich war zu der Zeit Manager in der Qualitätskontrolle –, er erklärte mir also, wir müssen die Kosten senken und dürfen nicht mehr so viel Zeit damit verschwenden, alles zu prüfen. Ich habe ihm geantwortet, Kosten senken darf nicht heißen, Qualität zu senken. Er hat mich angesehen, als käme ich vom Mars. Wir müssen die Kosten senken, hat er gesagt. Basta. Punkt. Es war mein Job, ich konnte nicht kündigen. Ich meine, gekonnt hätte ich schon, aber war es die Sache wert, dich und deine Mutter in Schwierigkeiten zu bringen? Nein. Das war es nicht.«
    »Und die Moral von der Geschichte?«
    »Dieser Mann hat es mir schwer gemacht, meine Arbeit ordentlich zu tun. Er hat das Team verkleinert und die Zeit gekürzt und die Produktionspläne erweitert. Verdammt, es war fast unmöglich. Nehmen wir das Menü?«
    Der Kellner stand neben ihnen und notierte ihre Bestellung. Das Menü bestand aus Suppe und Brot als Vorspeise, ging weiter mit Pasta, einem Hauptgericht – Schweinebraten an diesem Tag –, Spumoni -Eis und Kaffee.
    »Was ist dann passiert?« fragte Abe.
    »Etwas später haben sie das Werk geschlossen.«
    Abe kaute eine Minute lang auf seinem Brot. »Habe ich was verpaßt?«
    »Der Punkt ist, solange es dort Arbeit gab, habe ich sie getan. Egal, wo du hingehst – irgendwas wird dich immer stören.«
    Er bestrich sich ein Stück Brot mit Butter. »Ich sage lediglich … wenn du Polizist sein willst, betrüge dich nicht selbst, indem du dir einredest, in Los Angeles wäre es anders. Ob du nun Unterstützung findest oder nicht – was macht das schon? Du ernährst deine Familie, tust etwas, das die Mühe wert ist.«
    »Aber …«
    »Aber eines solltest du nicht tun«, unterbrach ihn Nat. »Du solltest es nicht halbherzig tun.« Er sah nach dem Kellner, der die Suppe und eine Karaffe mit rotem Wein gebracht hatte. »Bitte bringen Sie noch ein Glas für meinen Sohn«, sagte er. »Er nimmt sich den Tag frei.«
     
    »Siehst du?« fragte Abe. Er hatte den Löffel voll Spumoni zum Mund geführt und in der Bewegung innegehalten. »In den Fall verwickelt, von dem ich gesprochen habe.« Er wies auf einen stämmigen, jungen Mann, der in seine Richtung nickte. Nat sagte immer, die Welt sei doch manchmal sehr klein.
    »Iß dein Eis. Trink noch eine Tasse Kaffee. Ich werde mal ein Wort mit ihm reden.«
    Nat zuckte die Achseln. »Was kann das schaden?«
    Der Mann sprach mit dem Kellner. Abe ging hinüber, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. »Lassen Sie sich nicht stören«, sagte er. Dann wandte er sich an den Kellner: »Ich hätte gern einen Kräutertee, bitte. Auf seine Rechnung. Geht das in Ordnung, Johnny?«
    »Gewiß doch, Sergeant.«
    Glitsky lächelte und fragte Johnny

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