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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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nichts anderes fragen werden?« wiederholte er.
    »Genau, mach das zur Bedingung.«
    »Findest du nicht, durch diese Forderung lassen wir sie ein bißchen weit in unsere Karten blicken?«
    »Wieso?« Wenn Treadwell in Fahrt war, ließ er nicht locker. »Sie wollen über Hector Medina sprechen, und damit erklären wir uns einverstanden, aber das ist auch alles. Sie werden das verstehen. Wir sagen, wir wollen mit einer Morduntersuchung keine Spielchen treiben. Es sind einfach zwei unterschiedliche Fälle. Vielleicht miteinander verknüpft, aber unterschiedlich. Wir stärken meine Glaubwürdigkeit und bekommen Hector dran … Es ist einfach perfekt.«
    »Sag das nie wieder, Fred. Nichts ist perfekt.« Manny setzte sich wieder in seinen Ledersessel. »Bei Gott, ich hasse Montage wie diesen«, murmelte er.
     
    Fünfzehn Blocks weiter in Richtung Innenstadt legte Art Drysdale wenig später den Telefonhörer auf und machte sich auf den Weg zum Büro seines Chefs. Er nickte Dorothy, Lockes Sekretärin, zu, und ging gleich in dessen Büro. Christopher Locke, gewählter Generalstaatsanwalt von Stadt und Bezirk San Francisco, telefonierte selbst gerade. Er saß am Schreibtisch und bedeutete seinem alten Freund mit der Hand, sich zu setzen, doch Drysdale ging noch einmal hinaus und nahm sich eine Tasse Kaffee.
    »Was macht die Arbeit?« fragte er Dorothy und setzte sich auf eine Ecke ihres Schreibtischs.
    Bevor sie antworten konnte, rief Locke aus dem anderen Raum: »Art!«
    Drysdale zuckte die Schultern. »Wir sollten öfter miteinander sprechen«, sagte er. Dann flüsterte er: »Tun Sie mir einen Gefallen, Mädchen: Halten Sie das Telefon für zwei Minuten ruhig, ja?« Er zog die Tür hinter sich zu.
    »Was gibt’s?« fragte Locke, der über eine Akte gebeugt saß und nicht aufblickte.
    »Dafür hat man Sie gewählt«, sagte Drysdale. »Für Ihr warmes, charmantes Auftreten. Der Mensch hinter der Institution.«
    Locke seufzte, schüttelte den Kopf, hielt ihn aber gesenkt. »Was gibt’s?« wiederholte er.
    »Sie schulden mir einen Dollar«, sagte Drysdale.
    Es dauerte noch eine Sekunde, dann hörte Locke auf zu lesen und hob den Blick. »Verschwinden Sie.«
    »Ich schwöre bei Gott.«
    »Gubicza hat zugestimmt?«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Welcher? Daß wir keine Fragen stellen?«
    »Keine über Raines und Valenti.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe eingewilligt.«
    »Und jetzt?«
    »Ich habe ihm gesagt – und ich zitiere wörtlich: Beim Grabe meiner Mutter will ich diese Namen nicht in den Mund nehmen oder irgend etwas erwähnen, das mit diesen Fällen zu tun hat.«
    »Und wie wollen Sie sie dann zur Sprache bringen?«
    Drysdale nippte an seinem Kaffee. »Ich habe mir gedacht, ich werde den Detektor hier im Haus aufstellen lassen. Auf diese Weise widerstehe ich der Versuchung am Grab meiner Mutter – sie möge in Frieden ruhen. Denn schließlich habe ich geschworen, die Morde dort, beim Grabe meiner Mutter, nicht zu erwähnen.«
     
    Samson hatte nicht die Klasse von Dido oder Louis Baker. Er war schlampig, kräftig, aber nicht sehr muskulös, und hatte lange, nicht besonders saubere Locken. Er besaß nicht das Charisma von Dido, mit dem man ganz gut hatte auskommen können, wenn es nicht gerade ums Geschäftliche gegangen war. Dido konnte lachen und Blödsinn machen. Er hatte Lace die Schuhe gekauft. Solche Dinge. Sogar mit Baker hatte man reden können. Über den Bereich, dies und das, den Anstrich des Hauses, Mama.
    Wenn Dido hätte gehen müssen, hätte Lace es mit Louis schon ausgehalten. Zumindest, bis Louis Dido umgebracht hatte. Danach wahrscheinlich nicht mehr. Aber wenn Dido einfach gestorben oder weggezogen wäre, ohne daß Louis etwas damit zu tun gehabt hätte …
    Aber so war es nicht gekommen. Jetzt waren beide weg, und mit Samson kam ein Übel völlig neuer Art auf ihn zu.
    Am Montag vormittag, zum Beispiel, hatten Lace und Jumpup auf der Bordsteinkante gesessen, als er arrogant wie ein Herzog rübergekommen war und sie mit Tritten die Straße hinuntergejagt hatte. Was sollte dieser Mist?
    »Das ist jetzt mein Bereich«, hatte er gesagt. Sie hatten ihm zugesehen, wie er von einem Ende des Bereichs zum anderen marschiert war, mit ein paar von seinen Leuten im Gefolge.
    Sollten sie – er und Jumpup – auch fortgehen?
     
    Nat Glitsky war zweiundsiebzig Jahre alt und verbrachte, seit Emma gestorben war, den größten Teil seiner Zeit in der Synagoge in der Fulton Street, wo sein Sohn Abe ihn

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