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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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also folgendes: Ingrahams Leihgebühr betrug sechshundert.«
    Glitsky hob die Brauen. »Pro Woche?«
    Johnny nickte. »So läuft das mit der Gebühr, capisce ?«
    »Sechshundert Dollar pro Woche?«
    Johnny steckte das Brot in den Mund. »Manche Leute zahlen mehr. Auf jeden Fall …«
    »Warten Sie einen Moment. Warum machte Ingraham Geschäfte mit Ihnen? Wieviel war er schuldig, sechstausend? Warum hat er es sich nicht bei jemand anderem geliehen?«
    »Bei wem?«
    »Zum Beispiel bei einer Bank. Er war Anwalt. Er wäre kreditwürdig gewesen.«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Banken verleihen kein Geld für Pferdewetten.«
    »Ingraham setzte auf Pferde?«
    Ein Schluck Bier. »Der Trottel war von Pferden besessen. Er war eine Katastrophe.« Johnny senkte den Löffel. »Einer dieser Kerle, die behaupteten, sie machen jeden Tag das Doppelte. Er stand herum, hat sich die letzten Quoten angehört und dann noch mehr Geld gesetzt.«
    »War er gut?«
    »Kerle wie der sind nie gut. Etwas anderes treibt sie … Es ist, als wären sie krank. Ich habe die Gebühr von ihm kassiert, seit ich angefangen habe, bei Mr. Tortoni zu arbeiten. Sie wuchs und wuchs.«
    »Zurückgezahlt hat er nie?«
    »Die Kreditsumme? Gar nicht daran zu denken. Sobald er Geld in die Hand bekam, hat er es auf irgendeinen Gaul gesetzt.«
    Abe hatte den Tee ausgetrunken. Der Kellner kam, brachte einen dampfenden Teller Ravioli und nahm die Suppenschüssel mit. »Wie ist er so tief gesunken?«
    Johnny hob die Schultern. »Ich habe Ihnen gesagt, er konnte nicht anders. Wenn er Geld hatte, mußte er es verspielen, verstehen Sie? Mit ein paar hundert, die ihm fehlten, fing es an. Die Gebühr betrug zwanzig die Woche, kein Problem, das kann man aufbringen. Dann stieg die Gebühr auf hundert. Er konnte eine Rate nicht bezahlen, also machte er weiter, lieh sich mehr, um die Gebühr zu bezahlen. Selbstmord, unter uns gesagt. Er zahlte immer weiter, und die Gebühr wurde immer höher.«
    »Und was ist auf seinem Kahn passiert?«
    Johnny musterte die Raviolis auf seiner Gabel. »Ich hatte vor kurzem ein bißchen Streit mit Mr. Tortoni. Ein paar Jungs haben mich hereingelegt, zu wenig gezahlt.«
    Er zuckte die Schultern, versuchte, gleichmütig zu wirken, aber Abe sah, daß er Angst hatte. »Geschäfte, verstehen Sie, und Mr. Tortoni gehört zu denen, die ihre Geschäfte äußerst ernst nehmen.«
    »Und?«
    »Und ich muß Mr. Tortoni erklären, daß bei Ingraham eine Leiche herumlag, aber kein Geld. Ich bringe ihm also sechshundert zuwenig, nachdem ich …« Er machte eine kurze Pause. »Nachdem ich vorher schon von anderen zuwenig gebracht habe.« Er senkte die Gabel, ohne gegessen zu haben. Abe hatte das Gefühl, daß Johnny drauf und dran war, ihm etwas Persönlicheres zu erzählen, aber der Augenblick verstrich. Er hob erneut die Schultern und wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu. »Also bin ich durchgedreht. Ich war in Schwierigkeiten, verstehen Sie?«
    »Und was haben Sie getan? Zuerst sind Sie eingebrochen.« Die Miene wurde verschlossen. »Johnny, auch ein Einbruch ist kein Mord. Es interessiert mich nicht, ob Sie die Tür eingetreten haben.«
    »Wir hatten eine Verabredung. Er hätte da sein müssen.«
    »Okay.«
    »Also ging ich hinein, und da lag diese Leiche. Ich wußte sofort, hier kriegt Mr. Tortoni kein Geld, und das hat mich rasend gemacht. Ich wollte etwas gegen die Wände werfen, etwas zerstören.«
    »Also haben Sie sich die Lampe geschnappt.«
    »Ja. Ich habe sie auf den Boden geworfen. Hat nicht viel geholfen.«
    »Haben Sie Ihren Zorn inzwischen überwunden?«
    Johnny schien sich an etwas zu erinnern. Er atmete aus. »Ich glaube, dafür wurden die Weiber erfunden«, sagte er.

17
     
    Hardy dachte an die Tage bei der Staatsanwaltschaft, an denen er so in Arbeit vertieft gewesen war, daß die Stunden unbemerkt verstrichen, während er versuchte, Teile zusammenzusetzen, die einfach nicht passen wollten, sich Strategien für ein Verhör zurechtlegte, ein Eröffnungs- oder Schlußplädoyer formulierte. Intensiv nachdachte. Sich so verdammt bemühte.
    Er stand an der Tür zu Tony Feeneys Büro. Der Staatsanwalt, der glaubte, gute Kleidung mache erfolgreich, und Rusty Ingraham gehaßt hatte, schien in tiefes Grübeln versunken zu sein. Er saß halb dem Fenster zugewandt, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und war weit weg von allem, was sich hier und jetzt abspielte. Hardy zögerte, ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Dann klopfte er doch.
    Die

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