Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
Vom Netzwerk:
Egal, die Sache ist die: Jedes Jahr schicken sie eine Liste an die Polizei, von Leuten, die inRuhe gelassen werden müssen. Und ich stehe ziemlich weit oben auf der Liste.«
    »An die Polizei ?«, fragt Rowan. »Dann weiß die Polizei also über Vampire Bescheid?«
    Will schüttelt den Kopf. »Offiziell nicht. Nein, sie wissen nichts. Aber in Manchester gibt es welche, die Bescheid wissen. Ist alles streng geheim.«
    Rowan scheint tief betroffen über diese Information, und er wird noch blasser.
    Clara hat noch eine Frage. »Wenn wir also auf dieser Liste stünden, könnte uns die Polizei nichts tun?«
    Will lacht. »Man muss regelmäßig praktizierender Vampir sein, mit ein paar ordentlichen Morden auf dem Kerbholz. Aber, ja, könnte sein. Ich könnte euch mit den richtigen Leuten bekannt machen. Ein paar Strippen ziehen …«
    »Ich glaube nicht, Will«, sagt Helen streng. »Ich glaube nicht, dass wir diese Art von Hilfe brauchen.«
    Peter isst, während die Stimmen um ihn herumschwirren. Kaut auf dem noch blutigen Bratenfleisch herum, das ihm trotzdem total verkocht vorkommt. Bemerkt die zitternde Hand seiner Frau, mit der sie ihr Glas mit Merlot auffüllt.
    »Helen, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragt er.
    Sie lächelt schwach. »Mir geht’s gut, wirklich.«
    Aber als es an der Tür läutet, schreckt sie förmlich hoch. Peter nimmt sein Weinglas und steht auf, um nachzusehen, und betet wie seine Frau, dass es sich nicht um einen Wiederholungsbesuch der Polizei handeln möge. Und so ist er zum ersten Mal erleichtert, dass Mark Felt vor der Tür steht. Er hält eine große Papierrolle in der Hand.
    »Die Pläne«, erläutert Mark. »Du weißt doch. Wovon ich euch erzählt habe. Der Anbau im Obergeschoss.«
    »Stimmt, ja. Eigentlich sind wir gerade …«
    »Ich bin morgen Abend geschäftlich unterwegs, deshalbdachte ich, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, die Pläne durchzugehen.«
    Peter ist ganz und gar nicht begeistert. »Ja, sicher, komm rein.«
    Etwa eine Minute später sitzt er mit Mark fest, der die Baupläne auf der Küchentheke ausbreitet.
    Wünscht sich, er hätte mehr Lammfleisch gegessen.
    Wünscht sich, er hätte eine ganze Herde lebend vertilgt.
    Oder auch nur einen einzigen Tropfen von Lornas Blut.
    In seinem Glas befindet sich eine traurige Pfütze Merlot. Warum gibt er sich überhaupt mit dem Zeug ab? Wein trinken ist auch so eine Sache, die eigentlich dazu beitragen soll, dass sie sich wie normale Menschen fühlen, dabei beweist es genau das Gegenteil. Helen besteht darauf, dass sie ihn wegen des Geschmacks trinken, aber er ist sich gar nicht sicher, ob er den Geschmack überhaupt mag.
    »Wir haben gerade einen Wein aufgemacht, vielleicht möchtest du ein Glas?«, sagt er pflichtschuldig zu Mark und greift nach einer halb vollen Flasche neben dem Toaster. »Danke«, sagt Mark, »gern.«
    Peter schenkt ein, demütig, als er Wills heisere Stimme aus dem Esszimmer hört.
    »… könnte mich in dem Zeug ersäufen!«
    Peter fällt auf, dass Mark ihn ebenfalls gehört hat und dass er anscheinend etwas loswerden will, das nichts mit Hausanbauten zu tun hat.
    »Hör mal, Peter«, hebt er unheilschwanger an, »die Polizei war heute bei uns. Wegen des verschwundenen Jungen von der Party. Und irgendwas war da wegen Clara.«
    »So?«
    »Ja, und sag mir, falls ich völlig falsch liege, aber ich habe mich gefragt, was eigentlich neulich nachts mit ihr los war?«
    Peter sieht sein verzerrtes Spiegelbild im Toaster.Die Augen, die ihn von der gebogenen Chromfläche anstarren, sind riesig und monströs. Plötzlich ist ihm danach, die Wahrheit laut hinauszubrüllen. Seinem seit Neustem in einen Amateur-Poirot verwandelten Nachbarn zu erzählen, dass die Radleys Blutsauger sind. Er reißt sich gerade noch rechtzeitig zusammen. »Sie hat was zu sich genommen, was ihr nicht bekommen ist. Warum?«
    Mit zwei gefüllten Gläsern in den Händen dreht er sich um.
    »Schon gut, entschuldige«, sagt Mark. »Ich bin bloß … Dieser Mann mit dem Campingbus. Wer ist das?«
    Peter reicht Mark den Wein. »Das ist mein Bruder. Er wird nicht lange bleiben. Er ist ein bisschen exzentrisch, aber ansonsten ganz in Ordnung. Familie, du weißt schon.«
    Mark nickt, nimmt das Glas entgegen. Offensichtlich will er weiterfragen, hält sich dann aber zurück.
    »Und jetzt«, sagt Peter, »was ist mit den Plänen?«
    Und Mark fängt an zu erklären, aber Peter kriegt nur Satzfetzen mit. »… bauen wollen … von der Grundfläche … Anbau

Weitere Kostenlose Bücher