Die Radleys
anschließendes Gelächter langsam
ausklingen.
»Hätte ein großartiges Video werden können«, sagt Peter.
»Also, die T-Shirts hatten wir ja schon.«
Sie reden ein bisschen weiter, Will bringt Peter dazu,
sich an ihre frühe Kindheit auf der Barkasse zu erinnern. Wie ihre Eltern immer noch
einen Schritt weitergegangen sind, um ihnen eine besondere Kindheit zu bieten, zum
Beispiel als sie den frisch getöteten Warenhaus-Weihnachtsmann für das Festmahl
mitbrachten. Und dann unterhalten sie sich ein bisschen über die düstereren Jahre,
in dem modernen Vorstadthaus in Surrey, als sie ihren abstinenten Pflegevater mit
Steinen bewarfen, während er seine Tomaten im Gewächshaus wässerte, und die ekligen
Meerschweinchen bissen, die man ihnen idiotischerweise als Haustiere geschenkt
hatte.
Sie reden über ihre Flüge nach London zu den
Vampirpunk-Konzerten.
»Erinnerst du dich noch an die Nacht in Berlin?«, fragt
Will. »Weißt du noch?«
Peter nickt. Sie waren losgezogen, um sich einen Gig von
Iggy Pop und David Bowie in einem Autobahn-Nachtclub anzuhören. Er war mit Abstand
der Jüngste gewesen. »1977«, sagt er. »Großartiges Jahr.«
Lachend reden sie über die Vampirpornos, die sie sich in
den Achtzigern angesehen hatten.
»Venenmann«, sagt Peter. »An den erinnere
ich mich. Über den autistischen Vampir, der sich von allen Leuten die Blutgruppe
merken konnte.«
»Genau, und wie hießen die anderen?«
»Vampir in Beverly Hills.«
» Mein linker Reißzahn. Der war total überschätzt.«
» Ferris Büller hat
Ausgang war saukomisch«, sagt Peter mit einem Lächeln.
Will sieht seine Chance gekommen und deutet auf die
Flasche mit dem Blut. »Auf die alten Zeiten? Vergiss den Merlot.«
»Danke, Will, lieber nicht.«
Vielleicht sollte er was dazu sagen. »Es ist nicht mehr so
wie früher, Pete. VB kriegt man heute überall. Sogar in Manchester. In einem
Nachtclub. Dem Black Narcissus. Bin gestern da gewesen. Bisschen zu viel Gothic für
meinen Geschmack, läuft aber gut. Und die Polizei lässt die Finger davon, weil er
von der Sheridan Society geführt wird. Zwanzig Lappen pro Flasche bei dem Mann an
der Garderobe. Besseren Stoff kriegst du nirgends.«
Peter überlegt, und Will bemerkt den gequälten Ausdruck
auf seinem Gesicht, als würde er beim gedanklichen Tauziehen am einen Ende ziehen.
Schließlich schüttelt Peter den Kopf. »Ich gehe lieber ins Bett.«
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BLUTLEERE FARCE EINER EHE
Als Peter dann aber im Bett liegt, kann er nicht aufhören, daran zu denken.
Frei erhältliches Blut ohne Schuldgefühle trinken.
Man musste weder lügen noch stehlen noch töten, um daran zu kommen. Man ging einfach nach Manchester, kaufte es und trank es und konnte wieder glücklich sein, falls glücklich die richtige Bezeichnung dafür war.
So vieles hatte sich seit damals verändert. Alles kam ihm jetzt so viel einfacher vor. Mit dieser Vereinigung, von der Will erzählt hatte, und der Liste der Unantastbaren für die Polizei.
Peter liegt da und denkt darüber nach und wundert sich, wie Helen lesen kann, wo um sie herum doch so viel passiert. Okay, sie hat noch kein einziges Mal umgeblättert, seit sie zu Bett gegangen ist, lesen tut sie also vermutlich gar nicht, aber sie sitzt aufrecht im Bett mit irgendeinem blassblütigen Trauergesang, den sie bis zum nächsten Treffen mit dem Lesekreis durchgearbeitet haben muss, und versucht wenigstens zu lesen. Es kommt möglicherweise auf das Gleiche heraus.
Er wirft einen Blick auf Helens Buch. Ein geschmackvoller historischer Roman: Wenn der letzte Spatz singt. Der Titel sagt Peter nichts. Er hat in seinem ganzen Leben noch nie einen Vogel singen gehört.
Warum, fragt er sich, ist ihr das so wichtig?Weiterzumachen, als ob nichts geschehen wäre? Sich mit dem Sonntagsbraten abzugeben, dem Lesekreis, Müll zu sortieren, gemeinsam am Frühstückstisch zu sitzen und Filterkaffee zu trinken. Wie schafft sie das alles, wenn der Stress um sie herumsurrt wie Elektrizität um einen Hochspannungsmast?
Um die Risse zu kitten, genau, aber wenn die Risse schon so breit sind, was soll das nützen? Es ist ihm ein Rätsel. Genau wie die Frage, warum sie in der Sache mit Will zurückgerudert hat. »Er bleibt bis morgen.« Warum? Die Wut kocht in ihm hoch, obwohl er gar nicht genau weiß, warum er wütend wird oder warum ihm das so viel ausmacht.
Er beschließt, einen Teil seiner Gedanken im Schlafzimmer an die Luft zu
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