Die Radleys
werde dafür sorgen, dass sie
sich vor euch in Acht nimmt. Ich werde dafür sorgen, dass sie schreiend wegrennt,
wenn sie einen von euch sieht.«
Das Kruzifix bewirkt gar nichts, aber die drohenden Worte
treffen Rowan heftig, obwohl er deutlich sieht, dass Eve vor Scham fast im Erdboden
versinkt und glaubt, dass ihr Vater verrückt geworden ist. Sie rennt davon, stürzt
an jemandem vorbei, der gerade die Treppe hinaufkommt.
»Eve!«, ruft Jared. »Komm zurück! Eve!«
»Was ist denn los?«, fragt Peter, der auf dem
Treppenabsatz angekommen ist. Jared will an ihm vorbei, hat aber ganz offensichtlich
Angst, ihn zu berühren.
»Lassen Sie mich durch!«
Peter tritt zurück an die Wand, um Jared vorbeizulassen.
Der stürzt die Treppe hinunter, mit wilder Entschlossenheit, aber Eve hat das Haus
bereits verlassen.
Peter wendet sich Clara zu. »Was um alles in der Welt ist
hier los? Was wollte er?«
Clara antwortet nicht.
»Er will nicht, dass sich seine Tochter mit Mördern
abgibt«, sagt Rowan. »In der Beziehung ist er ein bisschen altmodisch.«
Peter ist verblüfft, bis ihm ein Licht aufgeht. »Er weiß
über uns Bescheid?«
»Ja«, sagt Rowan. »Er weiß es.«
Leitfaden für Abstinenzler zum Thema Hautpflege
Ein normales, blutfreies Leben ganz ohne Tageslicht zu führen, ist fast
unmöglich. Die Sonne birgt zwar für Abstinenzler das gleiche Risiko wie für
praktizierende Vampire, man kann aber verschiedene Vorkehrungen treffen, um
Hautprobleme und Krankheiten zu reduzieren.
Hier nun unsere Top-Tipps, wie man
seine Haut tagsüber schützen kann:
1. Halten Sie sich im Schatten auf. Meiden Sie direktes Sonnenlicht so gut es
geht, wenn Sie draußen sind.
2. Verwenden Sie Sonnenblocker. Sie sollten sich am ganzen Körper mit
mindestens Lichtschutzfaktor sechzig einreiben. Ganz gleich, wie das Wetter ist,
egal, wie Sie sich kleiden, diese Regel ist immer zu beachten.
3. Essen Sie Karotten. Karotten beschleunigen den Erneuerungsprozess der Haut,
da sie viel Vitamin A enthalten. Sie sind reich an Antioxidantien, zu denen auch
Photochemikalien zählen, sodass die Lichtempfindlichkeit reduziert und die
Zellerneuerung befördert wird.
4. Bleiben Sie nicht zu lange im Freien, keinesfalls mehr als zwei Stunden täglich.
5. Nehmen Sie niemals Sonnenbäder. Wenn Sie braun werden wollen, dann nur
mithilfe von Selbstbräuner.
6. Reagieren Sie schnell. Wenn Schwindelgefühle oder ein Hautausschlag
auftreten, gehen Sie schnellstens hinein, vorzugsweise in einen abgedunkelten Raum.
Positives Denken ist wichtig. Es ist erwiesen, dass Stress die Hautbeschwerden
verschlimmert, unter denen wir Abstinenzler leiden. Bemühen Sie sich also um eine
gesunde Einstellung. Ganz gleich, wie sehr Ihre Haut juckt oder brennt, Sie müssen
immer daran denken, dass Sie das Richtige tun.
Handbuch für Abstinenzler
(Zweite Ausgabe), S. 117–118
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DIE SONNE VERSINKT HINTER EINER WOLKE
Rowan ist wegen des Vorfalls zu erschüttert, um im Haus zu bleiben.
Wie viel Zeit hat er noch?
Lange genug, um den außerordentlichen Mut aufzubringen, ihr zu sagen, was er für sie empfindet?
Wann wird sie erfahren, dass er ein Monster ist?
Der Weg die Hauptstraße entlang ist ermüdend, weil die Sonne zwischen den Wolken hervorscheint. Stark und hell und ebenso unmöglich zu verkraften wie die Wahrheit. Er geht weiter, seine Haut fängt an zu jucken und seine Beine drohen ihren Dienst zu versagen. Ihm fällt auf, dass er nicht genügend Sonnenblocker aufgetragen hat und nach Hause gehen sollte, er läuft aber trotzdem an der Arztpraxis vorbei und geht über die Straße zu dem breiten Rasenstreifen mit der Bank, die wenigstens teilweise im Schatten steht. Die Bank befindet sich vor dem Kriegerdenkmal des Dorfes. Er liest die Inschrift auf dem Stein: DEN GLORREICHEN GEFALLENEN. Was passiert eigentlich mit einem Vampir, wenn er stirbt?, fragt er sich. Gibt es für Blutsauger im Jenseits einen Platz neben den Kriegshelden? Er will gerade gehen, als er jemanden hinter sich bemerkt und eine Stimme hört, die er mehr liebt als jede andere.
»Rowan?«
Er dreht sich um und sieht Eve, die gerade aus dem Wartehäuschen an der Bushaltestelle heraustritt, wo sie sich bis eben versteckt hatte.
Sie schaut ihn an, und er spürt die vertraute Unbehaglichkeit, die ihn immer überkommt, wenn sie ihn sehen kann. Sie ist so vollkommen, dass er ihr in seiner Unvollkommenheit am liebsten nicht unter die Augen
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