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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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gesamten Team zwei
Transfusionen durch. Die erste fand nach dem ersten Ruhetag in einem Hotel in
Limoges statt. Die Fahrer wurden in kleinen Gruppen in ein Zimmer geführt,
wobei man ihnen bedeutete, zu schweigen. Zur Sicherheit waren an beiden Enden
des Ganges Teammitglieder postiert. Um sich gegen versteckte Kameras
abzusichern, waren die Klimaanlage, die Lichtschalter, der Rauchmelder und
sogar die Toilette mit schwarzer Plastikfolie verklebt.
    Laut Landis fand die zweite Transfusion zwischen der
fünfzehnten und sechzehnten Etappe statt. Der Busfahrer des Postal-Teams musste
auf dem Weg zum Hotel eine Panne vortäuschen. Während er so tat, als reparierte
er den Motor, legten sich die Fahrer auf die Sitzbänke und erhielten die
Transfusion. Getönte Fensterscheiben und Vorhänge verhinderten, dass Passanten
einen Blick hineinwerfen konnten. Die Blutbeutel waren mit Sportlertape in den
Wandschränken befestigt. Armstrong erhielt die Transfusion auf dem Boden des
Busses liegend.
    Landis sagte, Postal habe die Blutbeutel in einer
Hunde-Transportbox mitgeführt, die in einem Wohnmobil deponiert gewesen sei,
das ein Assistent gefahren habe. »Sie legten die Beutel auf dem Boden der Box
aus, bedeckten sie mit Styropor und einer Decke, und darauf saß dann der Hund«,
sagte Landis. »Es war ganz einfach. Wenn die Blutbeutel aus dem Kühlschrank
herausgenommen werden, halten sie die Temperatur noch sieben bis acht Stunden.
Auf diese Weise musste das Team keine Kühlboxen oder Kühlschränke mitführen,
die die Polizei aufmerksam gemacht hätten. Sie konnten ganz einfach ins Hotel
fahren und die Beutel in einem Pappkarton oder einem Koffer zusammen mit der
übrigen Ausrüstung in die Zimmer tragen; niemandem fiel etwas auf.« Landis
fügte hinzu, der Hund habe Poulidor geheißen.
    ERWISCHT
    1   Hätte
Hamilton sofort ein Geständnis abgelegt, wäre das eine Premiere gewesen. In der
Geschichte des Radrennsports gibt es kein einziges Beispiel eines
Spitzenfahrers, der nach einem Dopingtest sofort ein umfassendes Geständnis
abgelegt hat. Selbst Fahrer wie der Exweltmeister David Millar, die letztlich
dann doch reinen Tisch machten, leugneten zunächst monatelang oder behaupteten,
sie hätten nur ein- oder zweimal gedopt. Dieses Verhalten hat teilweise
rechtliche Gründe, eine größere Rolle aber spielten psychologische Gründe: Sie
haben nicht das Gefühl, etwas Unrechtes getan zu haben, also gibt es auch
nichts zu gestehen.
    2   Insgesamt
kamen dadurch etwa 25   000   Dollar zusammen, die nach Hamiltons Angaben aber nicht
für seine Verteidigung verwendet wurden. »Eine solche Verwendung war mir
unangenehm, also steckten wir das Geld schließlich in die
Tyler-Hamilton-Stiftung.« Die Stiftung stellte ihre Tätigkeit im Jahr 2008 aus
Geldmangel ein – mit einem negativen Saldo auf dem Konto.  
    3   Die
große Frage lautet: Angenommen, der Bluttest war zuverlässig: Wie kam das
Fremdblut in Hamiltons Körper? Einige Theorien gingen davon aus, dass Hamiltons
Blut mit dem seines Phonak-Teamkameraden Santiago Pérez verwechselt worden war,
der unmittelbar nach seinem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt 2004 wegen desselben
Vergehens aufflog. (Es stellte sich aber heraus, dass das wegen
unterschiedlicher Blutgruppen unmöglich war.)
    Dr.   Michael Ashenden, der australische Wissenschaftler, der
an der Entwicklung des Testverfahrens beteiligt war und bei Hamiltons USADA-Anhörung
aussagte, geht davon aus, dass es an irgendeinem Punkt von Fuentes’
Transfusions-Prozedur zu einer Panne gekommen sein könnte. Das Einfrieren von
Blut ist ein Prozess mit vielen einzelnen Schritten, bei dem mehrere Transfers
und Vermischungen mit zunehmend höheren Konzentrationen von Glykol anfallen.
Das geschieht mit einem Mischgerät namens ACP-215. Weil es sich um
lebende Zellen handelt, muss man stundenlang bei dieser Maschine ausharren und
auf einen exakten Ablauf achten. In einer Situation, in der Fuentes und sein
Assistent José Maria Batres (alias Nick) mit dem Blut von Dutzenden Fahrern
arbeiteten, kann man sich durchaus ein Szenario vorstellen, bei dem das Blut
Hamiltons und eines anderen Fahrers versehentlich falsch etikettiert und/oder vermischt
wurden. Außerdem litt Batres – das berichteten spanische Zeitungen im Jahr 2010 – an Demenz.
    Hamilton nahm von seiner Kritik an diesem Test, den er als
»eindeutig nicht optimal« bezeichnete, nichts zurück, akzeptierte allerdings
letztlich die Möglichkeit, dass sein positives

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