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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Vermissten zu beten.
    »›Kannst du den Leviathan mit dem Angelhaken ziehen und seine Zunge mit einer Leine niederdrücken? Kannst du ihm ein Binsenseil in die Nase ziehen und mit einem Haken seine Backe durchbohren? Meinst du, er wird dich groß um Gnade anflehen oder zärtliche Wort an dich richten? Meinst du, er schließt einen Pakt mit dir, sodass du ihn immer zum Knecht haben kannst? Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel, oder bindest du ihn für deine Mädchen an?‹«
    »Matrose Hethor.« Die Stimme gehörte dem Zweiten Offizier, Oberleutnant Wollers. »Kapitän Smallwood erwartet Sie zum zweiten Glasen der Abendwache.« Er musterte Hethor eingehend. »Versuchen Sie sich so sauber und frisch wie möglich zu präsentieren, Junge.«
    Hethor nickte. Er reichte Wollers die Bibel mit dem misslungenen Versuch, das Zeichen der Räderung zu schlagen. »Zu Befehl, Sir.«
    »Vielen Dank.«
    Wenn die Niederlage Kapitän Smallwood wütend gemacht hatte, dann hatte sie Wollers einfach nur besiegt. Der Offizier wirkte müde und schlich mit hängenden Schultern über das Deck.
    Hethor ging an den wachsamen Marineinfanteristen vorbei zum Wasserfass, um seine Haare und Ohren besser waschen zu können.
***
    Abgesehen von seinen kurzen Besuchen in Oberleutnant Malgus’ Kabine während seiner Zeit als Gehilfe des Navigators, hatte Hethor keinerlei Kontakt zu den anderen Offizieren. In der Abendstille stieg er achtern die schmale Kajütenleiter hinunter, an Malgus’ und anderen Kabinen vorbei, bevor er sich bei einem Marineinfanteristen meldete, der vor Kapitän Smallwoods Tür Wache stand. Der Eingang zur Kapitänskajüte war mit klassischen Motiven wie Wassernymphen und Sirenen kunstvoll verziert. Soweit Hethor wusste, war es die einzige derartige Tür auf dem gesamten Schiff.
    »Matrose Jacques meldet sich wie befohlen bei Kapitän Smallwood.«
    Der Marineinfanterist war ein älterer Mann mit rotem Gesicht, das so zerfurcht war wie ein gepflügter Acker. Er runzelte die Stirn und klopfte dann an die Tür, ohne den Blick von Hethor zu nehmen.
    Die Tür wurde sofort einen Spalt weit geöffnet. Wollers schaute nach draußen. »Matrose Hethor«, sagte er. »Sie sind pünktlich.« Er öffnete die Tür ganz und bat Hethor in die Kabine.
    Es war die Heckkabine. Drei schmale Fenster reflektierten das flackernde Licht electrischer Laternen. Ihre Oberflächen ließen die gedämpften Farben bunten Glases erkennen, was einen herrlichen Anblick bieten musste, wenn das Schiff von der Sonne wegfuhr. Abgesehen von der verzierten Tür und den bunten Fenstergläsern war die Unterkunft des Kapitäns dürftig eingerichtet – zwei Seemannskisten, ein Bett, das sich zu einem Schreibpult aufklappen ließ, zwei Stühle, eine Bank und ein Kartentisch.
    Der einzige Luxus war die schiere Größe der Kabine. Die anderen Gerüchte, die an Deck kursierten und von silbernen Schmuckstücken und einem mit Teppich belegten Fußboden sprachen, erwiesen sich als falsch. Hethor hatte nie den Eindruck gehabt, dass Smallwood ein Mann der Ausschweifungen sei. Er freute sich, recht behalten zu haben.
    »Vielen Dank für Ihr Kommen.« Smallwood hatte Platz genommen, und Dr. Firkin stand hinter ihm. Der Kapitän bedeutete Hethor, sich auf die Bank zu setzen, eine eklatante Missachtung anerkannter Umgangsformen auf See. »Wir müssen mit Ihnen über Dinge sprechen, die von herausragender Bedeutung für dieses Schiff sind.«
    Hat der Vizekönig eine Nachricht geschickt?, fragte Hethor sich voller Panik. Sollte er hinausgeworfen oder in Ketten gelegt werden? Würde Smallwood ihn daran hindern, die ihm von Gabriel gestellte Aufgabe zu erfüllen, indem er ihn, Hethor, weit fortschickte?
    »Ich stehe zu Diensten, Sir.« Hethor versuchte, die Nervosität aus seiner Stimme herauszuhalten.
    »Dass wir Oberleutnant Malgus und Seekadett de Troyes verloren haben, ist ein herber Verlust für die Bassett «, sagte Smallwood. »Vor allem, weil auch Dalworthy tot ist. Wir haben nun zu wenig Leute, um die Wache zu organisieren, und niemanden, der für unsere Navigatoren einspringen könnte. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Oberleutnant Malgus Ihnen die Verwendung seiner Instrumente beigebracht, bevor er Sie zu Decksbootsmann Lombardo zurückbeorderte.«
    »Jawohl, Sir.« Hethor hielt unsicher inne. »Ich habe ein gewisses Talent und Erfahrungen mit Feinmechanik.«
    »Sie können also Messungen vornehmen und unsere Position bestimmen?«
    »Der Oberleutnant hatte

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