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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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den aufgewirbelten Staub erhellten –, in denen sich verschiedene Kunstgegenstände oder Maschinen befanden. Hethor blieb nicht stehen, um sie eingehender zu betrachten; dennoch fielen ihm einige Dinge auf. Ein gewaltiger Brocken Jade zum Beispiel, größer als er selbst. Der bearbeitete Stein war kunstvoll der Äquatorialmauer nachempfunden. Der Künstler hatte kleine Straßen aus dem Stein gearbeitet, Bauernhöfe, Dörfer, sogar Festungen und stabile Mauern, um die Schlachten aus Jade tobten. Hethor hätte den Stein stundenlang betrachten können.
    In einem anderen Raum befand sich ein Mann, dessen Hüfte in eine Tischplatte eingebettet war. Vor ihm stand ein Schachbrett. Der Mann trug einen Turban und einen Bart und hatte die dunkle Haut eines Türken, der seinen Betrachter angrinste und ihm bedeutungsvolle Blicke zuwarf. Hethor war für einen Moment verwirrt, begriff aber schnell, dass es sich um eine Maschine handelte, eine Art Spielautomat. In dem Raum befanden sich noch weitere derartige Maschinen, aber er konnte seinen Blick nicht von dem Türken nehmen. Dessen Kopf drehte sich, als Hethor an ihm vorbeiging, und erwiderte seinen Blick.
    Sie gingen weiter, durchquerten Räume mit Waffen und Karten, ausgestopften, auf Podesten montierten Tieren und einen gewaltigen Halbglobus der Nördlichen Welt aus farbigem Glas und Silber. Schließlich blieb die Rüstung vor einer Tür stehen, die sich von den anderen nicht zu unterscheiden schien, und verfiel in ihre gewohnte Regungslosigkeit.
    Hethor schob sich an dem riesigen metallenen Ding vorbei – aller Beweglichkeit zum Trotz musste es sich um einen Automaten wie den Türken handeln, denn es hatte weder gesprochen noch geatmet, soweit er es beurteilen konnte –, und schob den mittleren Flügel der letzten Tür auf.
    Das Innere des dahinter liegenden Raumes war weiß, viel heller als die bisherigen dunklen Rot- und Goldtöne, an denen Hethor vorbeigekommen war. Die Fenster waren breiter, und auf dem Boden lagen Matten aus geflochtenem Stroh. Auf diesen Matten saß im Schneidersitz ein Mann in einer blauen Jacke. Ihm gegenüber stand ein niedriges rotes Bett; es konnte sich auch um eine Couch handeln. Der Mann hatte Hethor den Rücken zugekehrt. Auf dem Bett saß, ebenfalls im Schneidersitz, ein zweiter Mann mit blasser Haut in einem safrangelben Gewand.
    »Willkommen«, sagte der blasse Mann. Hethor begriff, dass sein Gastgeber Chinese war, auch wenn er normales Englisch sprach. »Deine Reise war lang und gefährlich.«
    Der andere Mann stand auf und drehte sich um. Es war Simeon Malgus.
    »Sie ...«, begann Hethor, hielt dann aber inne. Er war schockiert, Malgus wiederzusehen, den sie an die geflügelten Wilden verloren hatten.
    Genauso wie sie ihn, Hethor, verloren hatten, machte er sich dann bewusst – zumindest aus dem Blickwinkel des Kapitäns und der Mannschaft der Bassett . War auch Malgus von Gott mit einer Mission beauftragt worden? Der Navigator hatte in Georgetown, als er sich Hethors Notizen bemächtigt und ihn vor weiteren Nachforschungen gewarnt hatte, dahingehende Andeutungen gemacht.
    Jetzt wurde Hethor auch klar, was Firkins letzte Worte an ihn bedeutet hatten: Der Arzt musste Malgus’ wahres Wesen gekannt haben.
    »Willkommen, Matrose Jacques«, sagte Malgus. »Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass Kapitän Smallwood dir diesen Einsatz befohlen hat.«
    »Ich bin genau wie Sie von den geflügelten Wilden entführt worden.« Oder von dir , fügte Hethor in Gedanken hinzu, als ihm der kalte Schauer möglichen Verrats den Rücken hinunterlief.
    »Sie sind keine Wilden«, sagte der Chinese leise. »Alle Kreaturen der Schöpfung dienen Gott, auch wenn einige von ihnen Absichten verfolgen, die Menschen wie dir und mir unverständlich bleiben.«
    »Sie haben fünf unserer Männer zerfleischt, um ihn zu entführen«, protestierte Hethor und deutete mit einem anklagenden Finger auf Malgus.
    Der Chinese verbeugte sich leicht, die Hände zum Gebet gefaltet. »Wie viele sind gestorben, um dich hierher zu bringen?«
    »Mindestens drei«, gestand Hethor widerwillig ein. »Vielleicht mehr.«
    »Trägst du daran Schuld?«
    »Nein, ich ...«
    »Wenn sie angegriffen werden«, unterbrach ihn Malgus, »wehren sie sich.«
    »Aber ...« Hethor zögerte. » Sie haben die Kreaturen geschickt, nicht wahr?«
    Auf Malgus’ Gesicht war für einen Sekundenbruchteil der Schatten eines Lächelns zu erkennen. »Ich rufe die geflügelten Wilden genauso wenig herbei, wie ich

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