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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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die man sauber angespitzt hatte, um zwischen ihnen die Gewehrläufe auflegen zu können. Doch ihre Außenseiten waren von früheren Kämpfen gezeichnet, und die Mauer hinter ihr degradierte die Palisade zu einem Kinderspielzeug.
    Eine Hand voll Männer starrten auf ihn hinab, und ihre Gewehre senkten sich, als ob sie ihn ins Ziel nähmen. »Sie sind man kein Offizier«, sagte ein zuckender Kerl.
    »Ich bin von der Admiralität«, sagte Kitchens, der seine gerettete Aktentasche im Arm hielt und sich wünschte, dass sein Anzug noch einen Teil früherer Würde ausstrahlte. »Ich bin auf einer Mission im Namen des Ersten Seelords und des Büros des Premierministers.« Was wesentlich beeindruckender klang – auch wenn es streng genommen nicht ganz stimmte – als der Begriff des Sonderbeauftragten. »Ich bin hier, um nachzuprüfen, ob es Doktor Ottweill gut geht und ob die Tunnelmannschaft weitere Hilfe benötigt.«
    »Sie wollen mich verarschen, oder?« Der Mann auf der Palisade stellte sein Gewehr ab und begann zu lachen – hilflos, hysterisch, wütend. Dann sagte er: »Sie springen aus ’nem brennenden Luftschiff, sehen aus wie der letzte Pennbruder und kommen hierher, wo wir uns wie die Mäuse im Pfarramt versteckt haben, und fragen uns, ob wir Hilfe brauchen.«
    »Muss von der Regierung sein«, lautete der mürrische Kommentar eines anderen Manns. »Niemand sonst wäre so dumm.«
    »Ich werde jetzt mit Doktor Ottweill sprechen«, sagte Kitchens streng.
    »Oh …« Weiteres Kichern. »Na, davon gehe ich man aus.«
    Ein Seil wurde herabgelassen. Im Gegensatz zu den meisten Beamten in der City of London wusste Kitchens, wie man es hinaufkletterte, und das mit einer Aktentasche unter dem Arm.
    Er wurde im schwindenden Licht des Nachmittags zügig durch die Trümmerhaufen des Lagers geführt. Zerschmetterte Messing, Leichen von geflügelten Wilden und die Lebensmittel und Quartiermeisterausrüstung einer kompletten Nachschubkolonne lagen zwischen Müllbergen verteilt. Die einzige Ordnung ließen die aufgetürmten Berge in der Nähe der Mauer erkennen – Felsbrocken, Sand und andere Materialien aus dem Tunnelbau.
    Eine riesige Metallbarriere starrte ihn missmutig aus dem Tunneleingang an. Man hatte sie aus Teilen der Rumpfpanzerung, der Kesselhülle und anderen, nicht so leicht zu erkennenden Bauteilen zusammengeschraubt. Jemand hielt drinnen Wache, denn eine Schlupftür öffnete sich knarzend, als sie sich näherten. Kitchens ließ zu, dass man ihn in die dahinterliegende Dunkelheit führte.
    Eine Öllampe verbreitete flackerndes Licht und ließ Schatten über die Tunnelwände tanzen. Zwei Gleispaare lagen vor ihm und führten in die absolute Finsternis. Eine Normalspur war zwischen der breiteren Spurbreite der Bohrer verlegt worden. Entweder hatten die Angreifer sie herausgerissen oder die Verteidiger hatten sie geborgen.
    Zwei Dutzend Mann versperrten ihm den Weg in den Tunnel. Alle hielten Pistolen und Messer in den Händen. Ihr schweres Atmen und die funkelnden Augen waren Anzeichen für Rudelverhalten. Ein Rudel, das gejagt wurde, nicht eines, das jagte. Sein Gesprächspartner von draußen winkte die anderen Wachen beiseite.
    »Dauert zu lange, alles zu erzählen, aber da versteckt sich ein Haufen Soldaten draußen im Wald. Die sollten alles ablenken, was sich heute für uns interessieren könnte. Normale Wache also nur.«
    »Ich bin dran«, murmelte ein riesiger Kerl, der schwarz wie die Nacht war. Er war aber kein Afrikaner, wie Kitchens bemerkte, sondern einfach nur am ganzen Körper von Kohlenstaub überzogen. »Wer ist der Vogel?«
    »Ein Kerl aus London, der mit dem Doktor über unsere unbedeutenden Probleme plaudern will.«
    Das führte zu einer weiteren Runde verzweifelten Lachens.
    »Der Doktor ist da«, murmelte jemand.
    Die gesamte Einsatztruppe und die meisten der Torwächter gingen tiefer in den Tunnel hinein, nachdem eine weitere Lampe angezündet worden war. Sie nahmen Kitchens in ihre Mitte, und wenn er auch kein Gefangener war, so ließen sie ihm doch keine Wahl, als mit ihnen zu gehen. Ein Rudel dunkler Dämonen, die sich an ihre Arbeit in den Abgründen der Hölle machen.
    Wo sonst würde ich hingehen?
    Childress
    Katalogisierer Wang! Die Goldene Brücke war zu ihr gekommen!
    Was in aller Nördlichen Welt machte der Mensch hier , in Goa? Das letzte Mal hatte sie ihn in der überfluteten Bibliothek in Chersonesus Aurea gesehen, wo er sich in frustrierter Arroganz geübt hatte. Es erschien ihr

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