Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
wieder fort. Zurück blieben nur er, seine Verärgerung und eine Wolke übelriechenden Rauchs.
Er machte sich auf den Weg, um seine Gäste zu begrüßen.
»Katalogisierer Wang«, sagte Childress auf Englisch, »dies ist mein Begleiter Angus.« Sie fügte auf Chinesisch hinzu: »Er spricht Ihre Sprache nicht und wird daher stets misstrauisch sein. Das ist seine Pflicht. Lassen Sie sich dadurch nicht beunruhigen.«
»Willkommen an Bord der Good Change , Madam.« Auf Englisch. Wang verbeugte sich. »Auch Ihnen ein herzliches Willkommen, Angus.« Der unvertraute Name bereitete ihm ein wenig Schwierigkeiten.
Sie nickte. »Ich danke Ihnen. Wir wären in Panaji beinahe in eine brenzlige Situation geraten.«
»Die Welt ist eine einzige brenzlige Situation. Unsere Kaiserreiche scheinen sich in den Krieg gestürzt zu haben.«
»Da war nichts mit stürzen«, knurrte al-Wazir. »Ihre Leute haben uns in Ostafrika den Krieg erklärt.«
Wang wurde bewusst, dass der Bedienstete der Maske größer war als jeder andere Mann an Bord. Childress könnte die Good Change allein durch die Kraft dieses Manns an sich reißen.
»Ich möchte nicht behaupten, zu wissen, wie dieser Krieg entstanden ist«, sagte Wang vorsichtig. »Ich möchte nur klarstellen, dass wir ihn nicht noch verschlimmern wollen.«
»Indem Sie eine falsche Flagge hissen?« Childress klang freundlich, aber neugierig. »Hier sind Sie und segeln unter einer britischen Flagge und sprechen viel besseres Englisch, als Sie mich damals bei meinem Besuch in Chersonesus Aurea haben glauben lassen.«
»Sie sind eine Frau.« Wang begriff in dem Augenblick, als diese Worte seinen Mund verließen, dass er sich sehr unglücklich ausgedrückt hatte.
»Ich bin immer noch eine Frau.«
Er hatte ohnehin schon das bisschen Gesicht verloren, das ihm noch geblieben war. Das Einzige, was ihm nun noch zu Gebote stand, war Offenheit. »Sie sind eine Frau, die ein Unterseeboot der Beiyang Navy überwältigt hat und dann einer ganzen Flotte der Nanyang Navy ein grausames Schicksal beschert hat. Tausende sind gestorben. Sie sind nicht mehr länger nur eine Frau. Sie sind eine Macht, mit der zu rechnen ist.«
Sie sah ihn mit gequältem Gesichtsausdruck an. Die Briten waren schwach, denn all ihre Lügen waren von ihren Augen und ihren geröteten Wangen abzulesen. »Das mag alles sein, Katalogisierer Wang, aber es ist sicherlich nicht so simpel, wie Sie es zu glauben scheinen. Natürlich bin ich eine Maske der avebianco und selbst hier unter Ihren Männern eine ernstzunehmende Größe.« Sie beugte sich zu ihm vor. »Aber wenn Sie wirklich glauben, ich hätte die Five Lucky Winds zur Meuterei verleitet, warum riskieren Sie es dann, mich an Bord Ihres Schiffs zu bringen?«
»Weil er ein Narr ist«, sagte der Mönch, der nun wieder ein safranfarbenes Gewand trug.
Wang war sehr überrascht, dass sie Englisch sprach. Angus war sehr überrascht darüber, dass sie praktisch aus dem Nichts neben der Maske auftauchte. Seine verbliebene Hand ballte sich zur Faust, während er rot anlief.
Nur Childress schien nichts Außergewöhnliches zu bemerken. Sie drehte sich dem Mönch zu und sagte mit übertriebener Höflichkeit: »Alle Männer werden als Narren geboren. Einige wenige glückliche ändern sich.«
»Ah.« Der Mönch schaufelte einen weiteren Haufen Rauchkräuter aus ihrem Beutel. »Aber ich bin kein Mann. Genauso wenig wie Sie, Maske.«
Die Worte platzten aus Wang heraus. »Warum haben Sie sich überhaupt die Mühe gemacht, mich hier her zuschicken, wenn Sie ohnehin alles können und alle Sprachen sprechen?!«
Anstatt ihm zu antworten, zog sie mit einer schnellen Handbewegung ein Streichholz über das Deck, zündete ihre Pfeife an und warf das qualmende Streichholz über Bord. »Das sollte nun wirklich leicht zu verstehen sein.« Rauch quoll aus den Nasenlöchern des Mönchs. »Selbst Sie müssen mittlerweile erkannt haben, wie wenige Menschen mich bemerken. Unsichtbar zu sein ist schwierig. Ich werde nie in Gasthäusern an der Straße bedient, grobe Kerle auf Ochsenkarren fahren mich über den Haufen, und niemand zollt mir den Respekt, den mir meine Position und meine Berufung eigentlich einbringen sollten.«
»Sie scheinen mir nicht wirklich unsichtbar zu sein«, sagte Childress zu dem Mönch. Ihr Begleiter, Angus, streckte die Hand aus und spielte mit einem flatternden Saum der Mönchskutte, als ob er sie kontrollieren wollte.
»Sie sind eine Maske. Mit jedem Moment, der vergeht,
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