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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Zuversichtlichkeit. Ihre Ziele waren ihr mit Wangs Ankunft in Goa klar geworden; es war ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Gott vielleicht, der ihre Gebete erhört und mit einem Geistesblitz vergolten hatte?
    Das einzige Gegengewicht zum Schweigsamen Orden waren die weißen Vögel. Also musste sie zu den weißen Vögeln, im Rang und mit dem Ruf einer vollwertigen Maske.
    »Ich muss nach Europa«, sagte Childress zu al-Wazir. »In die Hallen der avebianco . Ich werde die Mission der Maske Poinsard zu einem Abschluss bringen und ihren Platz in den Ratsversammlungen einnehmen, um die Goldene Brücke und den Schweigsamen Orden zu bekämpfen.«
    »Wie wollen Sie das erreichen?« Er holte die Ruder ein, als sie neben den Steinkai glitten. Ein chinesischer Matrose begrüßte sie dort.
    »Zuerst nach Suez.« Sie lächelte in die Dunkelheit. »Danach werden wir unseren Weg schon finden. England, wenn es sein muss, oder wenigstens die Redoute der avebianco in Valetta auf Malta.«
    Al-Wazir machte die Barkasse am Kai fest und half Childress dann die Leiter hinauf. Der strenge Duft, den er nach seinem Kampf verströmt hatte, war immer noch deutlich zu bemerken und sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sein männliches Wesen ließ sie an Kapitän Leung denken, und diesen Gedanken bedauerte sie genauso wenig.
    »Vielleicht begleite ich Sie«, knurrte der Schotte. Für einen kurzen, wenn auch merkwürdigen Moment lang hatte sie den Eindruck, dass er damit auszusagen versuchte, dass auch er an den Kapitän dachte. »Ich denke, ich erledige das hier erst mal, bevor ich mich an meine Pflicht mache.«
    »Bootsmann, mit Ihnen zu reisen erschien mir bisher nicht als Pflichterfüllung, sondern vielmehr als ein Privileg.« Childress streichelte ihm kurz über die Wange. »Kümmern Sie sich jetzt um Ihren Landungstrupp, während ich Kapitän Leung Bericht erstatte.«
    »Jawohl, Maske. Und geben Sie schön auf Ihr Herz acht.« Er zwinkerte und verschwand dann in den Schatten der Höhle.
    Ich kann niemanden täuschen, dachte sie und wurde sich bewusst, dass es ihr egal war. Hinter ihr klatschte die Barkasse gegen den Landungssteg. Childress drehte sich um. Der kleine Schiffskörper tanzte auf dem Wasser, aber es war niemand zu sehen.
    Paolina
    Die Frau Gashansunu ging mit ihr noch am selben Abend bei Mondschein in das Amphitheater zurück. Der Tag war ruhig verlaufen, aber Gashansunu und Hethor schienen sich gestritten zu haben. Ming folgte ihr den gesamten Nachmittag auf Schritt und Tritt; die Hexenmeisterin machte ihn eindeutig nervös, und er bemühte sich nicht einmal, seinen Abscheu zu verbergen.
    Paolina empfand den Umgang mit der Frau nicht sonderlich schwer, und sie war auch nicht so fremdartig, dass sie sie fürchten musste. Sie war einfach anders und sehr mächtig, aber das traf genauso auf Hethor zu. Zugegebenermaßen auch auf Paolina selbst.
    Dort standen sie nun, eingehüllt in die vielschichtigen Geräusche des Abends. Das Kreischen, das den Dschungel bei Tageslicht so dominierte, war verstummt, dafür war das Summen der Insekten umso lauter geworden, und das Quaken der Frösche schien sich in seiner Regelmäßigkeit über den Horizont hinaus fortzupflanzen. Größere Dinge durchbrachen die Wasseroberfläche des Flusses und fielen klatschend wieder hinein, im Kampf gegen die langsame, schmierige Strömung. Irgendetwas Riesiges jammerte lautstark in der Ferne.
    »Dies ist nicht mein Zuhause«, sagte Gashansunu. »Ich beherrsche die Meditationen im offenen Dschungel nicht. Die Schweigende Welt versammelt sich hier in einem Wirbelwind um Euren Hethor, als ob er die Spindel wäre, auf die sie aufzuziehen ist.«
    Etwas in ihrem Tonfall ließ deutlich erkennen, dass sie ihre eigenen Worte verabscheute, selbst durch die Magie von Hethors Sprachzauber hindurch.
    »Ich würde gerne Eure Sprache sprechen«, sagte Paolina zu ihr, »wenn ich es könnte. Es könnte unsere Gespräche über Eure Schweigende Welt wesentlich effektiver gestalten.«
    »Das ist nicht von Bedeutung. Ich bin hierhergekommen, um das Bedauern dieser Welt zu beenden und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Ihr und Hethor habt mir viel von dem gezeigt, um was es sich handeln könnte und wie der Ausgleich vollzogen werden kann.«
    »Und hier bin ich.« Sie war sich Mings bewusst, der sie von einer der oberen Bänke des Amphitheaters beobachtete, zusammen mit Hethors Arellya, die neben ihm stand. Der englische Junge hatte sich schon vor Stunden auf

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