Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake

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und dem Unterseeboot möglichst nahe zu kommen. Die Tagelöhner dort würden sich wie primitive Straßenköter um die saftigen Gerüchte balgen.
    Wang schritt kräftig aus. An diesem Ort sollte er sich nicht zu deutlich zeigen, nicht in der Nähe der britischen Schiffe, aber er sah immer wieder zur Five Lucky Winds hinüber. Auf dem Deck trieben sich einige Matrosen herum, und er glaubte, Childress zwischen ihnen zu entdecken.
    Er kam zu dem Schluss, dass sich die Maske durchsetzen würde. Sie hatte es bis hierher geschafft, ohne durch die Briten gefangen genommen oder versenkt zu werden.
    »Pst.«
    Wang drehte sich wider besseres Wissen um. Alles ihn ihm schrie auf, doch bloß weiterzugehen. Geh weiter . GEH WEITER !
    Es war der Mönch.
    »Sie müssen mir helfen, die Frau und ihre Leute freizubekommen«, sagte sie undeutlich, denn sie hatte ihre Pfeife im Mund.
    »Was!?«
    Sie hakte sich bei ihm ein, ohne dass er hätte zurückweichen können. »Kommen Sie. Wir gehen zur Verwaltung ihrer Navy. Sie werden so tun, als ob sie verwirrt sind, und um Hilfe bitten. Sie sind immer noch mit derselben Lüge unterwegs, der mit dem indischen Prinzen?«
    »Äh, ja«, begann Wang.
    »Dann nehmen wir die.«
    Ein Spaziergang mit dem Mönch war eine ungewöhnliche Erfahrung. Niemand schien sie zu bemerken. Wang verstand dies bis zu einem gewissen Grad, denn er hatte sie diesen Trick schon früher anwenden sehen. Oder besser gesagt, er hatte sie nicht gesehen.
    Die Welt nahm keinen anderen Ton an, auch die Dämonen blieben in ihrer Hölle, und es gab keine bunten Rauchschwaden. Sie ging einfach weiter, und niemand sah sie.
    Sie hielt ihn fest, und er folgte in ihrer Wolke der Verwirrung.
    Gemeinsam gingen sie an den Marineinfanteristen vorbei, die ein zweistöckiges Holzgebäude bewachten, über dem ein überdimensionierter Union Jack wehte.
    Der Mönch blieb oben stehen, bedeutete ihm, still zu sein, und wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Eine Gruppe Anzug tragender englischer Zivilisten trat heraus. Sie huschte hinein, gefolgt von Wang.
    Er ging eigentlich davon aus, dass es jemandem auffallen müsste, wenn sich die Tür ohne Zutun bewegte, aber fünf erwachsene, nüchterne Männer waren gerade weniger als dreißig Zentimeter entfernt an ihm vorbeigegangen und hatten nichts bemerkt.
    Wang wollte um jeden Preis wissen, wie der Mönch dies schaffte, aber er konnte sich die lächerliche Antwort, die sie ihm geben würde, schon lebhaft ausmalen.
    Im Gebäude waren frisch gebohnerte Holzböden verlegt, die hohen Wände weiß waren getüncht und electrische Deckenventilatoren drehten sich träge über mehreren Tischreihen. Der Mönch hielt inne, schloss die Augen für einen Augenblick und schlängelte sich dann durch den Raum. Wang eilte ihr hinterher, um den Anschluss nicht zu verlieren. Wenn er hier drinnen aus ihrem Zauberspruch herausfiel, dann wäre das sein Ende.
    Sie gingen um Haaresbreite an fleißigen Beamten vorbei und duckten sich einen Flur entlang zu einer Tür, auf der »Kartenraum« stand. Der Mönch bewegte sich durch das Gebäude, als ob sie hier zu Hause wäre, aber das überraschte Wang schon nicht mehr.
    Sie schlich hinein und zerrte ihn mit sich. Der Raum war mit großen Kartenschränken vollgestellt, deren flache Schubladen sich mühelos hervorziehen ließen. Der Mönch bewegte sich durch den Raum, offensichtlich auf der Suche nach etwas Bestimmtem, und drückte Wang dann etliche Blätter Papier in die Hand. »Hier, verstecken Sie die«, sagte sie drängend und stopfte sich selbst noch mehr Papier unter das Gewand. »Wenn Sie überleben, werden Sie froh sein, die zu haben.«
    Augenblicke später befanden sie sich wieder im großen Saal und gingen zu einem kleinen Büro mit Fenstern aus Milchglas. Sie blieb kurz vor der Trennwand stehen und beugte sich zu ihm hinüber.
    »Wie schnell können Sie rennen?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    »Nicht besonders schnell«, formte er lautlos mit den Lippen und deutete einen Schlag auf seinen umfangreichen Bauch an.
    »Die Angst wird Ihre Schritte beschleunigen.« Sie drehte sich in einen hohen Tritt und zerschmetterte das Glas im Türrahmen.
    Alle starrten sie an. Zwei Dutzend englische Beamte, ein bewaffneter Marineinfanterist vorne am Haupteingang, ein Mann in Marineuniform, der hinter dem Schreibtisch im kleinen Büro aufsprang.
    Laufen Sie , sprach ihre Stimme irgendwo in seinem Ohr.
    Er rannte los, als lautes Geschrei ertönte, und fluchte so laut, wie es seine