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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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nicht.«
    Selbst durch den Nebel konnte Boas den zerstörten Rumpf eines großen Tunnelbohrers erkennen. Eine der Baracken war repariert worden. Eine Kohlenhalde lag offen da; anscheinend waren sie aus dem Tunnel hierher zurückgekehrt, um für Nachschub zu sorgen.
    Schließlich erreichten sie eine riesige Metalltür aus schweren Panzerplatten, die man offensichtlich dem zerstörten Tunnelbohrer entnommen hatte. Man hatte mit einfachsten Mitteln Schießscharten und Sehschlitze hineingefräst. McCurdy näherte sich einer Luke, durch die sich ein kleiner Mann zwängen konnte. Dann schlug er mit dem Pistolengriff auf die Tür. »Öffnet, im Namen der Queen!«
    Ein Gewehrkolben wurde durch einen der Schlitze gesteckt. »Wir haben den Doktor schon rufen lassen. Ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie bis zu seiner Ankunft ruhig bleiben könnte.« Weitere Gewehre zeigten sich und ließen die Metalltür wie einen gewaltbereiten Igel mit Stacheln aus Stahl wirken.
    Boas wurde klar, dass er seit geraumer Zeit etwas durch seine Füße hatte wahrnehmen können. Irgendwo, tief in diesem Tunnel vor ihm, fraß sich die gigantische Maschine des verrückten Dr. Ottweill immer weiter hinein in die Mauer. Wenn er das rotierende Messing im Herzen der Mauer entdeckte, würde der liebe Doktor wohl ziemlich überrascht sein.
    Boas lächelte. Ophir lag in der Nähe. Er war fast zu Hause, wollte es sich aber nicht entgehen lassen, mehr über das Schicksal dieser Expedition zu erfahren.
    Sie vergewaltigen die Schöpfung , sagte das Siegel.
    Sie wollen nur ihre Neugier befriedigen , stellten die menschlichen Stimmen in ihm fest.
    Ruhe , befahl Boas ihnen allen. Ich will wissen, was als Nächstes geschieht.
    Wang
    Als der Katalogisierer und der Mönch die 1207 Stufen hinabgestiegen waren und sich damit dem Himmel entfernt hatten, wartete die Fortunate Conjunction in den Gewässern vor der Insel, während sich die Morgenröte am Horizont abzeichnete.
    »Ich dachte, sie wäre fortgefahren«, sagte Wang.
    »Hier liegt niemand vor Anker«, antwortete der Mönch. »Sie legen nur kurz an und warten dann auf See auf weitere Signale.«
    »Es muss doch einen besseren Ankerplatz geben, eine Anlegestelle, die leichter zu erreichen ist?«
    »Selbstverständlich.« Der Mönch klang überrascht. »Aber doch nicht für Leute wie Sie.«
    Wu ruderte ihnen entgegen. Er kannte sich offensichtlich aus. Wang wartete fasziniert darauf, ob sich der Mönch nun wie eine tatsächlich existierende Person verhalten würde, die dem Schweigsamen Orden diente.
    Sie ließ sich einfach auf die Bank hinter Wu fallen und wartete darauf, dass Wang zu ihnen hinunterkletterte. Der Maat nickte Wang zu, ignorierte den Mönch und ruderte sie zur Jacht zurück.
    Der Katalogisierer betrachtete Wu eingehend, der mit geübter Gleichgültigkeit vor sich hin starrte. »Werden Sie mich nach Westen bringen? Nach Indien?«
    »Wir werden Sie dorthin bringen, wo die Erfordernisse es verlangen. Sie reisen in ihrem Auftrag.«
    Wu deutete mit dem Kinn auf die Tempelfestung.
    »Der Kô möchte doch sicherlich sein Schiff zurückhaben.«
    »Das mag durchaus sein, aber Kapitän Shen hat seine Befehle, und ich habe meine.«
    »Was ist mit –«, begann Wang, doch der mahnende Blick des Mönchs ließ ihn innehalten. Sie
    lächelte, als er in verwirrtes Schweigen verfiel.
    »Wir sind ein Geisterschiff«, sagte Wu. »Wer zählt schon Geister?«
    » Andere Geister.« Wang sprach diesen Gedanken aber nicht aus.
    Die Fortunate Conjunction war getarnt worden. Die Flaggen hatte man ihrer europäischen Rumpfform angepasst. Die Matrosen trugen nun schwere Jeans und Segeltuchhemden anstelle von groben Baumwollstoffhosen und gepolsterten Seidenstoffjacken. Einer von ihnen malte gerade englische Worte auf die Außenseite des Ruderhauses, in einer Schrift, die man auch aus großer Entfernung noch gut erkennen konnte.
    Good Change stand dort.
    »Vielleicht willst du ja Good Chance schreiben?«, fragte Wang den Matrosen auf Englisch, aber der ignorierte ihn geflissentlich.
    »Im gesamten Indischen Ozean sind Chinesen unterwegs«, sagte Wu, während der Mönch erneut verschwunden war. Wang hatte die Besatzung im Auge gehabt, war aber nicht in der Lage gewesen, ihre Aufmerksamkeit inmitten all der rasierten Schädel zu erregen.
    »Die Chinesen sind überall auf der Nördlichen Hemisphäre«, lautete der Kommentar des Katalogisierers.
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch nie den Atlantik gesehen oder die barbarischen Länder an

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