Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
Nebel hatte sich an einer Stelle ein wenig gelichtet und gab den Blick auf eine dunklere Oberfläche frei – formlos, strukturiert, vermutlich braun.
»Das ist das Schussfeld, das sie vor der der Palisade gerodet haben«, sagte der Messing, als ihm plötzlich klar wurde, was er da unter sich sah. »Wir sind fast genau über dem Lager, nur wenige Hundert Meter entfernt.«
»Ich erinnere mich daran«, sagte der Bootsmann schroff.
Sie lauschten angestrengt, um die Geräusche eines möglichen Kampfs zu hören; oder arbeitende Männer, das Feldlager – was immer auch von da unten zu hören wäre. Doch die Welt schwieg, unnachgiebig, und das war seltsam.
Sie sind vernichtet worden , flüsterte die Stimme des Sechsten Siegels in seinem Kopf. Das ist das wohlverdiente Schicksal aller, die sich über Gott erheben wollen.
Er legte eine Hand auf seinen Unterleib, in dem das Siegel schwärte, und fragte sich, ob er es herausbrennen könnte. Das Siegel war zu wichtig, um es zu verlieren, vor allem, da das alte Buch zerstört worden war. Aber seine Worte widersprachen jeder Vernunft, und es mangelte ihnen an Mitgefühl und Verstand.
Abgesehen davon, dass sie an diesem Ort vernichtet worden waren. Boas hatte in dieser Schlacht gegen sein eigenes Volk gekämpft.
»Die Ariadne war hier, nicht lange nach der großen Schlacht.« McCurdy klang sehr nachdenklich, als er leise weitersprach. »Laut ihren Informationen haben sie das Lager in der Mauer selbst neu aufgeschlagen. Draußen waren nur noch ein paar Wachen, Jäger und Fallen für die Messing.«
»Meine Stadt und ihre gesiegelten Armeen. Es gibt nicht viele von uns, und wir bevorzugen es, wenn andere für uns mit Waffen in den Krieg ziehen.«
»Alle haben sich jetzt gegen England gewandt. Die Ariadne wurde in der letzten Woche von den Chinesen abgeschossen. Wenn Sie an der Küste gewesen sind, wo sie gekämpft hat, dann haben Sie sie vermutlich sterben sehen.«
»Das habe ich wohl, Bootsmann McCurdy.« Boas starrte auf die umgegrabene Erde und verspürte den Wunsch, dass sich der Nebel vor Sonnenuntergang lichten möge. »Aber ich bin kein chinesischer Matrose, wild entschlossen, Ihnen den Tod zu bringen. Selbst in meiner eigenen Stadt hält man mich für einen Rebellen und Verräter. Ich werde nicht so tun, als ob ich England oder Ihre Queen liebte, aber wir haben einen gemeinsamen Feind.«
Abgesehen davon , dachte er, standen al-Wazir und Paolina der englischen Fahne so nahe wie kein anderer.
Ostrander rief ihnen zu: »Schaffen Sie es hinunter auf den Boden der Hölle, oh Bootsmann der Träume?«
Der Bootsmann schüttelte leicht den Kopf, bevor er laut antwortete: »Aye, aye, Sir. Der Einsatztrupp kann über die Seite gehen, wenn Sie unsere Höhe noch um fünfzehn Meter verringern.«
»Ich werde doch in dieser lustigen Nacht nicht unser Lachgas ablassen!«, kicherte Ostrander. Er gab dann den Befehl weiter, die Höhe mithilfe der Triebwerke zu verringern.
»Was wird geschehen, wenn sein Verstand sich völlig in Luft auflöst?«, fragte Boas.
»Seekadett Longoria wird das Kommando übernehmen.« McCurdys Stimme verriet, dass er zweifelte.
Das Deck senkte sich viel zu schnell, und Ostrander schrie den Steuermann an. Das LIKM Erinyes kämpfte sich Meter um Meter nach unten.
Boas folgte McCurdy und vier seiner Männer die Seile hinab, mitten in die Überreste des Lagers. Hier hatte sich wenig verändert. Die Spuren der Kämpfe waren immer noch auf dem gesamten Gelände zu sehen. Boas war in einem der zerstörten Zelte getauft worden und hatte hier seinen Namen erhalten. Mit diesem Gedanken befiel ihn tiefe Traurigkeit, aber diese war bei Weitem nicht so schlimm wie der Anblick zerschmetterter Messing, die ihn aus dem Schlamm mit leeren Augen anstarrten. Ihre Gesichter waren bereits mit Grünspan überzogen, und Schimmel machte sich überall breit. Boas wandte sich von ihren anschuldigenden Blicken ab. Auf diesem Schlachtfeld waren so viele Siegel verlorengegangen. An anderer Stelle lagen die verrottenden Skelette geflügelter Wilder, deren Brustbeinkämme in den Himmel ragten.
Hier herrschte keinerlei Ordnung, abgesehen von dem Weg, der sich vom Tor in Richtung Mauer zog.
»Das hat die Ariadne vorgefunden?«, frage Boas McCurdy. »Und ihr Bericht lautete, dass das Lager noch in Betrieb war?«
»Hier liegen keine toten Engländer, oder, Herr Messing? Hat der liebe Doktor auf Sie den Eindruck gemacht, als würde er sich um seine Feinde kümmern?«
»Das hat er
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