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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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andere Art diente – Bibliothekarin, Lehrerin, Krankenschwester. Alles Worte, die ›Mutter‹ bedeuteten, ohne sich Zeugung oder Geburt widmen zu müssen.
    Arbeit, die Frauen erlaubt war. Es wurde ihnen durch die Dekane erlaubt, dem College zu dienen. Es wurde ihr durch die Witwe, die das Wohnheim führte, erlaubt, dort zu wohnen, obwohl Childress offensichtlich schon lange nicht mehr die junge Frau war, von der man erwartete, dass sie in ein oder zwei Jahren heiratete. Es wurde ihr von den weißen Vögeln erlaubt, ihrem losen Netzwerk zu dienen, das überall seine Hände im Spiel hatte, indem sie gelegentlich Briefe schrieb und sie auf den monatlichen Treffen verteilte, die in Freimaurerlogen und in Räumen über Restaurants stattfanden.
    Sie hatte die Wahl, ob sie mit ihrem Schwindel weitermachte oder nicht. Choi verfügte in diesem Fall über die Macht der Erlaubnis, da er dem Ministerium für Angemessenes Denken Bericht erstattete.
    Das machte sie wieder wütend. Wer war er schon, dass er das Damoklesschwert über ihr hängen ließ? Aber wer war sie, dass sie sein Leben in die Waagschale warf?
    Die Maske Poinsard hätte daran keinen Gedanken verschwendet. Die Gefederten Masken hatten sich klar für sie entschieden und Childress als Opfer zum Schweigsamen Orden geschickt, nur um den Frieden zu wahren.
    Der Kampf, der in ihr tobte, ihr Gewissen beunruhigte und sowohl ihren Gerechtigkeitssinn als auch ihren guten Willen allen Menschen gegenüber in Schwierigkeiten brachte, hatte einen einfachen Grund.
    Sie hatte Besseres verdient.
    Sie war wichtiger als die Erlaubnis oder die Antwort auf ein Gebet oder die Winde der Welt. Sie war ihre eigene Frau, ihr eigener Mensch.
    Childress fragte sich, warum es ihr so schwerfiel, sich das einzugestehen, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. Ob sie nun die Erlaubnis hatte oder nicht, sie begann, für die Gefallenen der Mute Swan zu beten und vor allem für die verlorene Seele Chois. Gott würde ihnen ihre Sünden vergeben, ungeachtet ihrer eigenen.
    An diesem Abend gesellte sich Leung zu ihr. Das Abendessen bestand aus kurz angebratenen Pilzen mit Paprikastreifen. Sie stocherte mit ihren kuàizi im Essen herum und wünschte sich ein Brathähnchen mit Kartoffelpüree und Mais. Dieses chinesische Essen war gut, schmeckte ihr sogar, aber in letzter Zeit diente es nur noch der Nahrungsaufnahme, nicht mehr dem Genuss.
    Nach einiger Zeit sah sie zum Kapitän auf. »Ich habe mir Ihre Worte zu Herzen genommen, Sir.«
    »Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«
    »Alles hat seinen Preis. Das haben Sie mir klargemacht, auch wenn ich es selbst schon lange wusste. Ich bedaure Chois Schicksal, aber das ist der Preis, den ich für meine Freiheit zahlen muss. Ich bin nicht bereit, mein Leben hinzugeben, damit er seinen Job machen kann.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe.«
    »Ich … ich habe Eide geleistet. Keine Amtseide, keine Treueschwüre, und ich habe auch kein Offizierspatent erhalten wie Sie. Meine Absichten sind anders, aber sie sind meine.«
    »Gut.« Leung schien sich ein wenig zu entspannen.
    »Und daher möchte ich Sie um etwas bitten. Wenn wir Tainan erreichen, will ich Sie begleiten, wenn Sie Admiral Shang Bericht erstatten. Lassen Sie mich meine eigene Geschichte erzählen, Kapitän Leung.«
    »Sie wollen sich dem Admiral persönlich stellen?«
    »Er erwartet eine Maske. Bringen wir ihm eine Maske. Ich werde ihm erklären, was meine Aufgabe ist.«
    »Chersonesus Aurea.«
    »Ja«, bestätigte Childress. »Die Goldene Brücke. Dieses Projekt ist ein Fehler, und es wird uns allen mehr schaden als es einbringt.«
    »Er erwartet eine Maske, die sich für das Projekt einsetzt und ihm die Hilfe der Gefederten Masken zusichert.«
    »Oh, Sir, ich werde ihm helfen. Ich werde ihm helfen, selbst zu erkennen, welcher Wahnsinn die Öffnung der Mauer ist. Und ich werde den Handlungsspielraum, den die Gefederten Masken für die Sicherheit Chinas im Angesicht der britischen Herausforderung als richtig erachten, klar eingrenzen.«
    »Ich wusste nicht, dass es in Ihren Aufgabenbereich fällt, sich zu solchen Dingen zu äußern.«
    Sie zuckte mit den Achseln und lächelte. »Ich brauche keine Erlaubnis, um das Wort zu ergreifen. Wer weiß schon, wie eine Maske auf die andere folgt? Ich werde mich als Nachfolgerin der Maske Poinsard vorstellen. Sie kann mir kaum widersprechen.«
    Leung erwiderte ihr Lächeln. »Sie scheinen zu lernen.«
    »Nein, Kapitän, die Möglichkeiten

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