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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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nass.
    Eine Zeit lang vergnügte sich Paolina mit Überlegungen, wie sie an regenfeste Kleidung gelangen konnte. Das Einfachste wäre sicherlich ein Stück des beschichteten Segeltuchs gewesen, mit dem der Pilzschuppen abgedeckt worden war. Das hätte sie zu einem Umhang oder eine Jacke zurechtschneiden und leicht damit reisen können.
    Natürlich gab es anspruchsvollere Lösungen. Sie hätte Teer zum Kochen bringen und seine elastischen Komponenten herausdestillieren können, aber dafür hätte sie wesentlich mehr Laborglasgeräte gebraucht, als in dieser Gegend zu finden wären. Baumsaft wäre auch eine Option gewesen. Oder die Haut von Meerestieren. Oder eine Reihe von Gebläsen, mit deren Hilfe sie eine Druckluftblase hätte erzeugen können.
    Obwohl jegliche Spekulation sinnlos war, waren diese Überlegungen doch nur eine logische Fortführung ihrer gedanklichen Gewohnheiten. Paolina wunderte sich immer wieder darüber, wie es so viele Leute schaffen konnten, auf dieser Welt zu leben, ohne auch nur ansatzweise verstehen zu wollen, wie sie funktionierte. Gott hatte den Menschen eine unglaubliche Menge an Wissen in aller Offensichtlichkeit präsentiert. Das Einzige, was man tun musste, war sich dessen zu bedienen. Und trotzdem bevorzugten es viele Menschen zu schlafen, sich dem Wein oder Dummheiten hinzugeben, statt dass sie einfach ihre Augen öffneten.
    Mal ganz davon abgesehen, dass sie auch noch taub und dumm waren.
    Also ging sie weiter, die meiste Zeit klatschnass. In der Dunkelheit schlug sie ihr Lager auf und machte sich mit den Schwefelhölzern Feuer, die sie letzten Sommer hergestellt hatte. In Praia Nova hatte man sie noch dafür ausgelacht, hier in der Wildnis erwiesen sie sich als unschätzbar wertvoll.
    Was sie sich jedoch nicht zutraute, war, die Entfernungen einzuschätzen. Der Erddurchmesser lag natürlich auf der Hand. Er ließ sich leicht im Lauf eines Tags berechnen, und man benötigte dafür nur eine grundlegende Analyse der Rotationsbewegung im Vergleich zu den Messingarbeiten des Himmels. Die Erdumlaufschiene umkreiste die Sonne, was bei den mathematischen Berechnungen der Zeit kleine Komplikationen bedeutete, aber es war immer noch leicht genug.
    Sie nahm an, dass sie von Praia Nova bis zur afrikanischen Küste fast fünftausend Kilometer zurückzulegen hatte. Dort würde sie hoffentlich auf die Engländer treffen. Die Wahrscheinlichkeit, auf ihrem Weg auf die Bassett oder eins ihrer magischen Schwesterschiffe zu stoßen, war äußerst gering, aber sie suchte den Himmel regelmäßig auf Hinweise ab.
    Clarence Davies war einen recht großen Teil dieser Entfernung zu Fuß gegangen. Er hatte zwei Jahre dafür gebraucht, aber er hatte es allein geschafft. Ein Junge. Dr. Minor hatte sie verlassen, um diesem Weg zu folgen, aber was aus ihm geworden war, wusste niemand.
    Sie war ein Mädchen, aber sie war fünfzehn und fast schon eine Frau. Sie hatte lange Beine, kräftige Arme, und sie gab sich im Bereich ihrer intellektuellen Fähigkeiten keiner falschen Einschätzung hin.
    Doch all dies wäre ohne Bedeutung, wenn eine Panzerkatze oder eine Bande von Enkiduräubern sich auf sie stürzten.
    Paolina fand Zuflucht in ihrer Taschenuhr.
    Sie nahm das Gerät kein einziges Mal aus seinem Beutel, bevor sie sich in ihrem kleinen Lager sicher fühlte. Sie befürchtete, es auf dem Weg fallen zu lassen oder, noch schlimmer, dass es hinabstürzen mochte, wenn sie einen Abhang überquerte. Sie holte es nur hervor, wenn sie einen ruhigen Moment genoss und sie die Zeit hatte, darüber nachzudenken, was die Zeiger ihr sagen wollten und was das Gerät eigentlich bedeutete.
    Der Zeiger, der die Zeit bestimmte, die die Grundlage aller Existenz war, lief korrekt. Das war sehr nützlich, denn sie verfügte nicht über die Möglichkeit, so etwas mit ihren Ohren zu hören oder mit ihren Augen bemessen zu können, wie es bei den nächsten beiden Zeigern machbar war. Jeder Narr konnte das Drehen der Erde erfühlen, und jeder Narr konnte einen Finger an den eigenen Puls legen, um seinen Herzschlag zu messen.
    Der letzte Zeiger aber, für den sie ein Zahnradgetriebe gefertigt und besondere Federn hergestellt hatte, bestimmte auch etwas. Und sie wusste nicht, was das war.
    Paolina kam zu dem Entschluss, dass das ihr Interesse erregte, nicht ihre Furcht. Sie hatte viele Abende mit der Taschenuhr in der Hand verbracht, um tiefere Einblicke in die Welt gewinnen zu können.
    Manchmal gelang ihr das.
    Sie war einen Monat

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