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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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hinab. »Ich werde dir ein Ding zeigen, dass die Männer erschaffen haben. Entscheide selbst, welche Bedeutung es für dich hat. Ich werde dich zu nichts drängen.«
    Paolina folgte ihr eine Reihe von Treppenabsätzen hinab, die in Quadrate aufgeteilt waren und einen leeren Schacht umschlossen, der vielleicht einem anderen Zweck gedient hatte, bevor diese Holzstufen auf Eisenrahmen eingebaut worden waren. Einige der einzelnen Setzstufen waren verfault und knarzten unter ihrem Gewicht, was ihr Herz vor Angst rasen ließ. Der Schimmel ließ ihre Augen und Nase anschwellen.
    Sie freute sich nicht darauf, diese Treppe wieder hinaufzusteigen.
    Am Fuß des Treppenhauses befand sich ein größerer Raum. In dessen Mitte stand ein riesiger Messingaltar, vielleicht auch ein Grab, denn er sah wie ein Metallsarg mit einem Kristalldeckel aus. Auf dem Boden verliefen vom Sarg aus nach Osten und Westen Messingleisten. Um sie herum standen Säulen, von denen die meisten an verschiedenen Stellen nur als Stumpf aus dem Boden ragten.
    »In der Mauer befinden sich Gewichte«, sagte Karindira. »Metallteile, die sich drehen, um die Welt im Gleichgewicht zu halten.« Sie klopfte auf den Messingaltar. »Dies ist ein Wagen, der sich mit den Gewichten bewegt. Er wird dich um die ganze Welt und wieder zurück fahren, und das in einem Tag, wenn du es willst.«
    Paolina war verblüfft, dass so etwas möglich war. Die Welt war voller großartiger Mechanismen Gottes, das war mehr als deutlich, wenn man den Himmel betrachtete. Aber dass eine Person ihren Fuß in diese Mechanismen setzen sollte, war eine andere Geschichte.
    »Wie kontrolliert man es? Woher soll man wissen, wann man es anhält und aussteigt?«
    »Diese Dinge sind mir nicht anvertraut worden.« Karindira zuckte mit den Achseln, eine auffällig unauffällige Geste. »Ich sagte dir, ich würde dir etwas zeigen. Ich kann es nicht erklären. Als die Männer uns verließen, nahmen sie die Schlüssel mit, die uns anvertraut worden waren, damit sie leicht zurückkehren konnten.«
    Paolina war versucht, es auszuprobieren. Sie war intelligent, sehr intelligent, aber bei diesem Ding handelte es sich um etwas, das sie nicht verstehen konnte. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie sie in dem Wagen gefangen war und auf ewig in Kreisen unterhalb der Mauer entlangreiste, ohne sich befreien oder aus dem Wagen aussteigen zu können, bis sie verhungerte und ihre von Spinnweben überzogenen Knochen in dem Wirrwarr aus makellosem Messing verschwanden. Dennoch faszinierte sie die Möglichkeit, so schnell unter der Oberfläche der Welt reisen zu können.
    »Ich würde es, wenn ich könnte«, sagte sie zu Karindira. »Aber ich sehe nicht, wie ich dieses Ding kontrollieren kann.«
    Karindira wirkte für einen Augenblick traurig. »Dann wünsche ich dir alles Gute für deinen Weg, Paolina, die auf dem zu den Engländern ist. Ich werde dich hinaufbegleiten und zu unseren Toren bringen. Danach wirst du deinen eigenen Weg finden müssen.«
    Auf ihrem Weg zum Tor im Osten konnte Paolina zum ersten Mal einen genaueren Blick auf Karindiras Stadt werfen. Sie hatte noch nie eine gesehen, aber Dickens hatte London recht gut beschrieben.
    Dieser Ort war natürlich nicht London, aber die Straßen waren gepflastert . Die Gebäude schienen aufeinandergestapelt zu sein, so groß, dass sie sogar drei oder vier Fensterreihen aufnehmen konnten. Praia Nova hätte komplett in eine seiner Straßen gepasst. Selbst die Mauern wirkten überwältigend, denn sie versperrten den Blick nach draußen und sperrten die Menschen und ihre Häuser wie in einer eng geschlossenen Faust ein.
    Sie war so riesig. Ihr wurde klar, dass hier tausend Menschen lebten, vielleicht sogar zweitausend. Eine fast unvorstellbare Zahl. Paolina begriff, warum man einen kleinen Ort wie Praia Nova für besser halten konnte.
    Sie brachte einige Kilometer hinter sich, nachdem sie Karindiras Stadt durch das Osttor verlassen hatte, und schlug dann ihr Lager für die Nacht auf. Paolina suchte sich einen Platz zwischen Farnen und Schilf in einer Senke eines großen Bambuswalds, dessen Feuchtigkeit die Luft erfüllte, obwohl im Westen die Sonne glitzerte. Es duftete nach Wasser und einem satten, schwammigen Geruch, den nur das Leben hervorbrachte. In der Nähe kreischten Affen und hetzten durch die höher gelegenen Teile der Bambushölzer, während Motten durch die Gegend schwirrten, die die Farben von Blut und Knochen in sich trugen und größer als ihr Schädel

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