Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
Palast der Obrigkeit aufzusuchen und zu verlangen, dass der Diebstahl deiner Erinnerungen gesühnt wird. Es ist nun deine Pflicht, dorthin zu gehen und mich mitzunehmen. Du wirst dir selbst einen Dienst erweisen und deine Befehle ordnungsgemäß ausführen, wenn du uns beide dorthin bringst.«
    Hoch über ihnen krächzte ein Vogel mit beträchtlicher Spannweite, während Messing sie anstarrte. Er schwieg und rührte sich nicht. Minuten vergingen. Sie erwiderte seinen Blick, aber welches Licht auch immer ihn zu Messing und damit zu mehr als nur einem Stück Metall gemacht hatte, war erloschen.
    Sie hatte versagt.
    »Immerhin stehst du hier an einem schöneren Ort«, sagte Paolina zu ihm. Wenn sie nur das Wort finden würde, das ihm fehlte, den unfassbaren Gedanken, den er nicht denken konnte. Sie fragte sich, was das wohl sein könne. Wie ein Rätsel Gottes. Oder in seinem Fall ein Rätsel vom ersten Messing und davor König Salomon.
    Sie machte sich auf, um die Waffenkammer des Westlichen Friedens genauer in Augenschein zu nehmen. Steine, Wälder und Wiesen erhoben sich hinter dem Gebäude, bis sie das unendliche Grau des Himmels zu erreichen schienen.
    An Orten von solch außergewöhnlicher Schönheit erinnerte sie sich wieder an die Möglichkeit, dass Gott Seiner Schöpfung mit Güte begegnete.
    Die Waffenkammer des Westlichen Friedens lag jetzt auf jeden Fall friedlich vor ihr. Als sie sich ihr näherte, konnte sie erkennen, dass Rankengewächse mit ihren dunklen Blättern die Fundamente und Trümmer überwuchert hatten und wie ein schattenhaftes Drahtnetz auf dem Gebäude lagen.
    Dieses Gebäude war nicht von denselben Leuten errichtet worden, die östlich von hier, in Karindiras Stadt, dickbäuchige Säulen in ihren Bauwerken verwendeten. Die Überreste ließen darauf schließen, dass diese Säulen breit, untersetzt und von quadratischem Umriss gewesen waren. Dieses Gebäude war zwar gewaltig in seinen Ausmaßen, aber seine Form war durch andere Ansprüche an seinen Nutzen entstanden – es wirkte geradezu unausgegoren.
    Es wirkte auch nicht wirklich wie eine Verteidigungsanlage. Die Waffenkammer war nicht von einer Festungsmauer umgeben. Die Männer in Praia Nova hatten von Zeit zu Zeit von einer Außenmauer gesprochen und waren zu dem weisen Entschluss gekommen, dass eine Mauer einen Ort zu einem Ort machte. Das hätte sich für Paolina dann sinnvoll angehört, wenn sie zehn Mal so viele Arbeitskräfte und einen tatsächlichen Feind gehabt hätten, über den sie sich ihre Köpfe hätten zerbrechen können.
    Hier aber hätte eine Schutzmauer durchaus Sinn ergeben.
    Paolina stieg auf die riesigen Steine des Fundaments, um einen Blick durch die zerbrochenen Fenster hinein zu werfen. Das Dach war an mehreren Stellen eingestürzt, wodurch Licht hereinfiel und den aufgewirbelten Staub in den Schatten tanzen ließ. Es gab nicht viel zu sehen, nur dass das, was sich hier befunden hatte, bereits vor langer Zeit gestohlen oder geborgen worden war. Was nur zu erwarten gewesen war. Sie war schon vor langer Zeit zu der Schlussfolgerung gelangt, dass es an a Muralha Tausende von Dörfern geben musste, die von Hunderten verschiedener Spezies denkender Wesen bevölkert waren.
    Sie kletterte die Steine wieder hinab und sah nach Osten. Sie war überrascht, Messing vor sich stehen zu sehen.
    »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass deine Argumentation schlüssig ist«, sagte er.
    Paolina lächelte. »Dass wir zum Palast der Obrigkeit gehen sollten?«
    »Ja. Von hier aus müssten wir eine beachtliche Wegstrecke zurücklegen.«
    »Ich weiß. Ein Junge, den ich kannte, brauchte zwei Jahre von Afrika bis nach Praia Nova.«
    »Es gäbe eine andere Möglichkeit, unser Weiterkommen zu beschleunigen.«
    »Fahren die Messingwagen auch hier, unter der Waffenkammer des Westlichen Friedens?«
    Er schien verblüfft, denn seine Augen öffneten und schlossen sich mehrfach klappernd. »Du weißt von ihnen?«
    »Ich habe sie an einem anderen Ort gesehen. Die Frau, die mir einen von ihnen zeigte, wusste nicht, wie sie zu steuern waren. Ich hatte Angst hineinzusteigen und auf meiner Reise zu verhungern, denn ich wusste nicht, wie ich wieder aus ihm aussteigen sollte.«
    »Das verstehe ich«, sagte Messing. »Das war vermutlich sehr klug von dir. Aber wir sollten dennoch hineingehen, um herauszufinden, ob die Wege nach unten blockiert sind. Wenn nicht, dann werde ich feststellen können, ob die Wagenhaltestelle noch funktionstüchtig ist. Es würde

Weitere Kostenlose Bücher