Die Räder des Lebens
um ausgiebig und mehrfach zu duschen und sich siebzehn Stunden lang in seiner Koje aufs Ohr zu hauen. Die beengte Kajüte war größer als alles, was er in der Royal Navy jemals sein eigen genannt hatte, auch wenn andere sich ausgiebig über die spartanische Unterbringung beschwerten.
Es gab keinen Zweifel daran, dass die Schiffsbesatzung Ottweill und seiner lustigen Truppe aus Mauerbohrern keine Träne nachweinen würde.
Danach sah er von der Reling aus zu, wie eine unvorstellbare Menge an Ausrüstungsgegenständen, Vorräten, Gerätschaften, Maschinen, Gleisen und Rohmaterialien aus dem Laderaum der Wallachian Prince hervorgewürgt wurde. Die Eisenbahner begannen praktisch sofort und auf der Stelle eine Strecke zu legen, die vom Holzpier wegführte und sich in mehrere Nebengleise aufteilte. Sie nutzten eine der Lokomotiven dazu, große Teile der Fracht vom Kai aufs Land zu bringen und das Löschen der Ladung ohne Unterbrechung zu ermöglichen. Ottweill und seine Quartiermeister arbeiteten an Land bei der Verteilung der Ladung und achteten darauf, sie möglichst effizient zu verteilen, damit sie später reibungslos zum eigentlichen Einsatzort gebracht werden konnte.
Die Koordinierung dieser verschiedenen Arbeitsschritte war eine Meisterleistung. Die Faulenzer und Unruhestifter, denen al-Wazir auf ihrer langen Reise nahezu alle Aufmerksamkeit hatte schenken müssen, schienen sich in einen Haufen fleißiger und schlauer Seemannsnachfahren zu verwandeln, von dem er nur hatte träumen können.
Er verließ das Schiff mit der letzten Fracht, achtzehn Tage, nachdem sie Acalayong erreicht hatten. Die Schlacht an der Mauer hatte ein Ende gefunden. Hornsbys Läufer kamen problemlos zu ihnen durch. Die Eisenbahnschienen schienen sich pausenlos nach Süden zu bewegen, und während er gerade nicht hinsah, tauchten Nebengleise und Frachtdepots wie aus dem Nichts auf. Das Augenmerk lag aber immer auf der Hauptstrecke, über die die gesamte Fracht zu ihrem Basislager gebracht werden würde.
Der englische Fleiß hatte sich sogar an der Mauer durchgesetzt. Der Plan des Premierministers wirkte auf al-Wazir nicht mehr ganz so verrückt wie bisher.
Der zukünftige Einsatzort für die Dampfbohrer war beeindruckend. Die Vorabeinheiten hatten sich gemäß Ottweills Vorgaben und mit Hilfe der wenigen existierenden Karten auf die Suche gemacht. Daraufhin hatten sie eine große, viereckige Ausbuchtung ausgesucht, die direkt an die Mauer heranführte. Es hatte keinen großen Sinn gehabt, direkt an Ort und Stelle einige Meter in die Mauer zu bohren; der Nutzen lag im Schutz, den diese Ausbuchtung zu bieten hatte. Die Gleise, die man vom Fluss hierher verlegt hatte, hatte man anschließend wieder abgebrochen, um sie in dem kurzen Tunnelstück in der Mauer zu verlegen, wo die Dampfbohrer untergebracht worden waren.
Am Eingang zur Ausbuchtung hatte man eine solide Holzpalisade errichtet, deren Torhaus bereits in eine Steinfassung umgewandelt wurde. Entlang der Holzpfähle zu beiden Seiten waren Spuren heftiger Kämpfe zu erkennen. Auf drei Türmen hatte man Hinterladergeschütze positioniert. Als Luftschiffmatrose konnte man al-Wazir nicht gerade als geborenen Infanteristen bezeichnen, aber er wusste trotzdem zu schätzen, was er hier zu sehen bekam.
Trümmer, gefällte Bäume und gepflügter Boden Richtung Osten zeigten ihm, wo der letzte Angriff der Mauerbewohner stattgefunden hatte.
Die Frage, die ihm niemand hatte beantworten können, war, warum sie angegriffen worden waren. Nicht, dass irgendjemand an der Mauer seiner Erfahrung nach jemals einen Grund für ein solches Verhalten gehabt hatte. Für ihn waren das alles wahnsinnige Wilde und frevlerische Heilige.
Am hinteren Ende der Ausbuchtung führten die Gleise für die Dampfbohrer bis an den Fels heran. Schwellen in Standardspurweite waren dazwischen verlegt worden. Die Maschinen wurden jeden Tag mit Holz befeuert, anstelle der üblichen Kohle. Aber in Ottweills Abwesenheit hatte man die Maschinen noch nicht an die eigentliche Mauer herangebracht. Al-Wazir wusste, dass laut ursprünglichem Plan eigentlich nach Kohle hätte gesucht werden sollen, aber in Anbetracht der ständigen Kampfhandlungen war dies unangebracht. Holz war mehr als ausreichend vorhanden; mit der Menge konnten sie die Bohrer wohl dutzendfach durch die Mauer und zurück schicken. Es würde genügen.
Da die Angriffe mittlerweile zurückgeschlagen werden konnten, ging es an die eigentliche Abbrucharbeit. Ottweill,
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