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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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konnte die Schriftzeichen nicht entziffern.
    Der Messingmann schob die vierte Tür auf der rechten Seite auf. Sie zögerte einen Augenblick und folgte ihm dann.
    Als sie den Raum betrat, sah sie zwei Messing, zwischen denen Boas stand. Einer berührte seinen Nacken, während der andere mit einem kleinen Instrument in seine Augen blickte. Der Messing, dessen Hand an Boas’ Hand lag, blaffte ihr eine Frage in einer Sprache entgegen, die sie nicht verstand. Sie zuckte mit den Achseln. Er versuchte eine andere Sprache, und dann Englisch, allerdings mit einem seltsamen Akzent. »Warst du das, der ihn brachte hier?«
    »Ja«, sagte sie.«
    »Woher von?«
    »Der Waffenkammer des Westlichen Friedens.«
    »Danken dir.«
    »Gern geschehen«, sagte sie.
    Die beiden spielten ein oder zwei Minuten an Boas herum und ließen ihn dann stehen.
    Paolina nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Darf ich ihn jetzt bitte wiederhaben?«
    Derjenige, der sie angesprochen hatte, klang überrascht. »Er gehörten nicht dir.«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Er gehört sich selbst. Ihr seid alle Messing.« Sie lächelte. »Aber er hat mich dazu verpflichtet, ihm beim Auskundschaften der englischen Linien zu helfen. Da ich zu ihrer Spezies gehöre und ihre Sprache spreche, war Messing zu dem Schluss gekommen, ich wäre ihm von großem Nutzen. Ich bin begeistert davon, unsere Arbeit beginnen zu können, aber jetzt habt ihr ihn abgeschaltet.«
    »Er brauchten Wartung.« Der Messingmann sah seinen Kollegen an. Sie unterhielten sich kurz mit Klick- und Klappergeräuschen.
    »Bitte«, hakte Paolina nach. »Ich würde Ophir und dem ältesten Messing dienen.«
    »Du bist nicht hier.«
    »Er ist es aber.« Sie versuchte sich verzweifelt etwas vorzustellen, das diese beiden rüden Mechaniker nachvollziehen könnten. »Er … er hat mich von der Waffenkammer des Westlichen Friedens hierhergebracht. Er muss mich vor die Obrigkeit bringen.«
    Ihr Gesprächspartner starrte sie an, und das auf sehr menschliche Weise, bis er etwas an Boas’ Hals einstellte. »Dann gehen.«
    »Vielen Dank.«
    Boas rührte sich wieder. Sie konnte zusehen, wie der Funke des Lebens in ihn zurückkehrte, wie damals, als sie ihn auf ihrem Weg getroffen hatte. Paolina packte ihn am Arm. »Komm schon, Messing. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Pflicht tun.«
    Sie konnte hören, wie etwas in ihm surrte, aber er drehte sich um und begleitete sie.
    »Wie kommen wir aus dem Palast der Obrigkeit?«, flüsterte sie ihm ins Ohr, als sie draußen alleine waren. »Denselben Weg zurück?« Nach oben zu gehen, schien unklug zu sein – dort gab es sicherlich noch mehr Messing und andere Wesen.
    Er führte sie nach unten, ohne ein Wort zu sagen. Sie verließen den Palast durch das Büßertor und traten in die kühlen Schatten am hinteren Teil der unteren Stadt. Boas schien damit zufrieden, sie anzuschweigen, denn diesmal nahm er einen anderen Weg entlang der Laufsteige, der parallel zu a Muralha verlief. Ihr war völlig klar, dass der Palast der Obrigkeit die ganze Zeit hinter dem Fels zu ihrer Rechten lag.
    Sie erreichten eine Stelle, an der eine Treppe nach unten führte. Sie war in die Oberfläche der Mauer geschlagen worden, sodass der Fels einen halben Bogen beschrieb. Die Stufen waren versetzt angeordnet; mal waren sie sehr schmal und lagen eng beieinander, manchmal waren sie größer und breiter versetzt. Auf ihr gingen in langen Reihen Messing und Menschen hinab. Ihres Erachtens nach gab es keinen Platz, um an ihnen vorbei wieder nach oben zu kommen.
    Jeder trug ein Paket, in dem sich wohl Ausrüstungsgegenstän de oder Vorräte befanden. Sie waren planlos zusammengewickelt worden, als ob sich jeder Träger seine eigene Last ausgesucht und völlig willkürlich verschnürt hatte. Jeder schleppte sich langsam voran und starrte auf die eigenen Füße. Keiner von ihnen sah die anderen an; niemand blickte nach vorne oder zurück.
    Als Paolina sich das dichte Netz der Laufwege zwischen den hölzernen Kegelgebäuden der unteren Stadt ansah, wurde ihr klar, dass viele von den Leuten, die sie gesehen hatte, offensichtlich beladen worden waren, um diesen Weg einzuschlagen.
    Zu ihrem Entsetzen packte Boas sie an der Hüfte und legte sie sich über seine Schulter. Sie war hin-und hergerissen, ob sie ihn schlagen oder nach ihrem Schimmer greifen sollte, damit sein Beutel nicht aus der Tasche ihres Kleides fiel. Sie entschloss sich dann zu einem wortlosen Protest, während sie den Schimmer fest in der

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