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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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lauerten, sollten das ruhig weiter tun. Hoffentlich waren nicht sie es, die hinabgestiegen waren, um Krieg mit ihnen zu führen.
    Er verdrängte den Gedanken schnell und wandte sich an den Ersten Offizier, um die notwendigen Maßnahmen für einen freien Zugang zum Pier zu besprechen.
    Hornsby und seine Männer verschwanden im Dschungel. Doch keiner der versprochenen Läufer kehrte von der Mauer zurück.
    Ottweill schlug wegen der Verzögerung einen Mordskrach. »Sie müssen aufhören, in diesem fürchterlichen Fluss herumzuplanschen«, schrie er al-Wazir an. Ottweill, der Bootsmann, der Erste Offizier der Prince und der Erste Ladungsoffizier trafen sich in der Offiziersmesse. Sie lagen nun schon seit vier Tagen in der Flussmündung vor Anker.
    Al-Wazir klebte noch Grassis Blut unter den Fingernägeln, der von einem Krokodil getötet worden war. Er war nicht in der Stimmung, sich diesen Unsinn anzuhören. »Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben, Professor, dann raus damit.« Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Andernfalls zerre ich Sie nach draußen, um gemeinsam mit uns verrottetes, stinkendes Holz auseinanderzuschneiden, das durch den Brand steinhart geworden ist. Vielleicht möchten Sie auch einfach nur die Blutegel zählen? Oder ein Gewehr in die Hand nehmen und sich in brusthohes Wasser stellen, und uns vor Krokodilen zu warnen?«
    »Sie werden Ihr Verhalten bedauern«, antwortete Ottweill steif.
    »Daran habe ich keinen Zweifel. Aber nur dann, wenn ich es schaffe, uns alle am Leben zu halten.« Al-Wazir wusste, dass er sich nicht mit dem Mann streiten sollte, der praktisch sein Kapitän war, vor allem nicht, wenn ihr eigentliches Vorhaben noch nicht einmal richtig begonnen hatte. »Ich bedaure mein Verhalten, Sir«, sagte er schwermütig und rettete die Situation mit dieser Notlüge. »Ich kann das Wrack nicht schneller loswerden. Wir arbeiten bereits von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht, und das in einer Hitze, mit der Sie sich auch ein Hühnchen braten könnten. Die Männer sterben uns im Wasser weg.«
    »Arbeiten sie härter«, grummelte Ottweill.
    »Natürlich.«
    Und so ging es weiter, Tag um Tag.
    Am siebten Tag schickte Hauptmann Hornsby eine kleine Einheit mit einer Nachricht zu ihnen. Die schmale Kolonne bestand aus Verwundeten und wurde von einem affigen Leutnant Hornsbys aus Kent angeführt, dessen Namen sich al-Wazir nie richtig merken konnte.
    Der junge Offizier lächelte sie freudestrahlend an, obwohl eines seiner Ohren durch Bandagen ersetzt worden war und er an einer Krücke zu ihnen hereinkam. »Bootsmann al-Wazir. Ich überbringe Ihnen Grüße von Hauptmann Hornsby.«
    »Vielen Dank.« Al-Wazir war sich bewusst, dass er nach dem Schlamm am Grund des Mitémélé stank. Er hätte sich genauso gut auch mit Scheiße übergießen können. Allerdings stank der Leutnant auch: nach Dschungel, Schießpulver und geronnenem Blut.
    Manchmal vermisste er die Royal Navy. »Wie ist die Lage an der Mauer?«
    Der Leutnant wankte leicht. »Unser erster Trupp wurde massiv bedrängt.« Sein Lächeln wirkte wie versteinert. »Etwa hundert Mann starben, bevor sie den Feind zurückschlagen konnten. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um einen zweiten Angriff in einen Sieg zu verwandeln.«
    »Wer ist unser Feind?« Hier an der Mauer schien eine solche Frage sinnlos, aber er musste sie dennoch stellen.
    »Messingmänner, Sir. Wandelnde Statuen mit Speeren, die Feuer spucken. Sie verfügen über zusätzliche Einheiten mit einer Mischung aus Eingeborenen in allen Farben und Größen.«
    »Wir sind siegreich?«, soufflierte er.
    »Ja. Die Dampfbohrer und andere notwendige Ausrüstungsgegenstände sind nicht beschädigt worden.«
    Al-Wazir fragte sich, welche Ausrüstungsgegenstände wohl als unnötig bezeichnet werden konnten, so weit von England und damit jeglichem Nachschub entfernt. Er musste diese Frage zum Glück nicht mehr stellen, denn Ottweill kam vom Schiff zu ihnen herab. Der Bootsmann nickte dem Leutnant zu, der ihm salutierte und seine Geschichte zum zweiten Mal erzählte. Seine Männer traten weg, rauchten Zigarettenstummel und streckten sich auf den Bohlen des Holzpiers aus.
    Zurück zum Fluss , dachte er. Der Himmel wirkte auf einmal sauberer.
    Als sie das Wrack der Parsifal entfernt hatten, konnte die Wallachian Prince endlich vor Anker gehen und entladen werden. Das bedeutete erneut eine Menge Arbeit, bei der aber al-Wazir zum Glück nicht die ganze Zeit anwesend sein musste. Er nutzte die Zeit,

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