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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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ins Lager bringt. Ich will von diesem Firlefanz über ›richtige Frauen‹ nichts mehr hören.«
    Er blieb stehen. »Einverstanden.« Dann drehte er sich um und brüllte die anderen an. »Legt die Waffen hin, Jungs, und holt den Stein von Bells runter. Wir müssen ihn ins Lager tragen.«
    Boas trat vor Paolinas Felsen. »Ich werde auf sie achten.« Seine Stimme klang laut und hohl. »Wenn Sie Vergeltung für den Tod Ihres Kameraden üben wollen, dann wenden Sie sich an Ihren Befehlshaber.«
    Kurze Zeit später marschierten sie in einer Reihe durch den Dschungel. Die beiden Männer des Rotrocks trugen den Verwundeten vorneweg. Boas folgte ihnen, dann Paolina, dann der Rotrock selbst. Sie hatten irgendeine Jacke über Augies zerquetschten Körper geworfen.
    »Man nennt mich Perks.« Der Rotrock war so nahe, dass Paolina seine Körperwärme spüren konnte. »Ein Mann kann hier draußen nicht vorsichtig genug sein. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.«
    »Überhaupt nicht«, sagte sie freundlich und drückte den Schimmer fest an sich, während sie sich überlegte, ob sie ihn auf seine Zeit einstellen könnte. »Ich werde mich für Augie und Bells nicht entschuldigen. Ich halte nicht viel von Leuten, die mich bedrohen.«
    »Es wäre ja nichts –«, begann er, unterbrach sich dann aber.
    »Es gibt noch Hoffnung für dich, Perks«, sagte sie widerwillig.
    »Meine liebe Frau sagt das auch immer, wenn sie mich sieht.«
    Es schwang Traurigkeit in seiner Stimme mit, die ihr Mitleid erregte.
    Sie wurde wirklich zu weich.
    Zwanzig Minuten später erreichten sie das gerodete Feld vor den englischen Palisaden. Eine große Flagge in Rot, Blau und Weiß wehte über der Holzmauer. Eine graue Staubwolke lag über dem Lager. Mächtige, dumpfe Schläge schallten zu ihnen herüber.
    Mehrere Männer auf der Palisade entdeckten sie und hielten sich in Alarmbereitschaft. Perks winkte mit seinem Gewehr durch die Luft und steckte sich dann die Finger in den Mund, um laut zu pfeifen.
    Die Männer auf der Palisade zogen sich nicht zurück.
    Paolina folgte Boas über das freie Feld, das aus aufgewühltem Schlamm und Baumstümpfen zu bestehen schien. Alle paar Meter waren weiß angemalte Steine zu sehen, und die vorbeiziehenden Patrouillen hatten verworrene Wege in den Boden getrampelt. Abgesehen davon hätte man auch glauben können, dass es sich um eine nasse, dreckige Wüste handelte.
    Es ging aber schnell genug. Schon standen sie unter dem Tor.
    »Was hast du’n da, Perks?«, brüllte ein Mann von oben. Sein Umriss war im Morgenlicht zu erkennen.
    »’n Mädchen, das gerne nach England will und mit Herrn Messing reist.«
    »Der Messingbursche hat dir wohl Schwierigkeiten bereitet, was?«
    »Nee.« Perks Lachen klang verbittert, aber auch gleichgültig. »Sie hat Augie und Bells erledigt. Ich denke mal, dass Hornsby und der rote Araber sich mit ihr unterhalten sollten.«
    »Stehst du unter ihrem Befehl?«
    »Ne.«
    Der Umriss verschwand. Andere betrachteten sie. Der matte Glanz von Kanonen war oben zu erkennen. Ein Mann schärfte demonstrativ sein Bajonett.
    Als sich das Tor knarzend öffnete, rannte ein halbes Dutzend Männer heraus, ging in die Knie und zielte mit Gewehren auf ihre Gruppe. Ein kleiner Mann in Wolluniform folgte den Soldaten nach draußen. Er trug eine Pistole an seinem Gürtel, die er aber nicht hervorholte. Stattdessen musterte er Paolina eingehend.
    »Perks«, sagte er schließlich, ohne den Blick von Paolina zu nehmen.«
    »Sir?« Perks Stimme hatte ihre Unbekümmertheit verloren.
    »Wo haben sie die Gefangenen festgenommen?«
    »Ähm … Gäste, Sir. Das sind Gäste. Wir haben sie auf dem Grat gut einen Kilometer östlich von hier gefunden.«
    »Ich verstehe.« Er runzelte die Stirn. »Bringen Sie ihren Mann ins Lazarett.«
    »Sie hat Augie umgebracht«, sagte einer der anderen missmutig.
    Der Offizier – denn ihrer Einschätzung nach musste er das sein – seufzte. »Ich bedaure, das zu hören. Jeder einzelne unserer Männer ist unersetzlich.« Er starrte Paolina weiter an und bedeutete ihnen zu gehen. »Jetzt ab mit euch.«
    Sekunden später war sie mit Boas und dem Offizier allein.
    »Ich bin Hauptmann Hornsby.« Eine Hand spielte an seinem Pistolengriff. Paolina fragte sich, ob ihm das bewusst war. Hornsby sprach weiter: »Marineinfanterie Ihrer Kaiserlichen Majestät. Zu meinem Bedauern befehlige ich hier die uniformierten Einheiten.«
    »Ich bin Paolina Barthes und lebte bis vor Kurzem in Praia Nova«,

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