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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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so geht es immer weiter und weiter. Grässlich. Ich werd nicht mitmachen. Ich geh auch nicht ins Mädchenpensionat. Ich könnte es einfach nicht ertragen.«
    »Pensionat«, sagte ich und stolperte ein bisschen über das Wort. »Ist das wie eine Militärakademie?«
    »Fast so schlimm«, sagte Claire. »Sie stecken dich in eine hässliche, alte, karierte Uniform und zwingen dich, jede Minute des Tages in Studiersälen oder auf dem Rasenhockeyfeld zu verbringen. Ich spiele auch gern Baseball und Football. Aber das kommt für mich nicht infrage.«
    »Warum?«, fragte ich. »Warum wollen dich deine Eltern fortschicken?«
    »Mummy und Daddy haben keine Zeit«, antwortete Claire, »wegen ihrer Partys und Dinners und Geschäfte und allem. Daddy ist ein viel beschäftiger Rechtsanwalt. Mummy flattert von einer Wohltätigkeitsveranstaltungzur nächsten. Sie denken, ich würde in Miss Pryors Mädchenpensionat, in der hintersten Provinz von New Jersey, glücklicher sein. Schöne Aussichten!«
    »Vermutlich würden sie mich für einen von den falschen Jungen halten«, sagte ich.
    »Gerade das gefällt mir an dir, Oscar«, antwortete Claire und sie fixierte mich mit einem Blick tödlicher Gewissheit.
    Zögernd setzte ich mich aufs Fußende ihres unteren Bettes. Für einen armen Jungen aus Cairo wie mich könnte Claires Welt genauso gut auf dem Mond oder in Hollywood sein.
    »Wie bist du eigentlich in diesen Zug gekommen, Claire?«, fragte ich nach einem Moment des Schweigens.
    »Du wirst mir nicht glauben«, sagte Claire.
    »Ich werde alles glauben«, sagte ich. »Ich meine, ich bin auch in diesem Zug! Du wirst mir auch nicht glauben. Niemand tut das.«
    Claire machte »Pah!«, was so viel heißen mochte wie: »Na wennschon.« »Es war zu Weihnachten«, erklärte Claire. Sie trat nach der Bettdecke, die zusammengefaltet zu ihren Füßen lag. »Alles fing inden Weihnachtsferien an. Während der Weihnachtsfeiertage haben meine Eltern immer ein schlechtes Gewissen. Also nahmen sie mich und meinen Bruder zu FAO Schwarz mit.«
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Es ist ein riesengroßes Spielwarengeschäft in der Fifth Avenue. Das größte auf der Welt. Sechs Stockwerke mit lauter Spielzeug. Ich wollte eine elektrische Eisenbahn, genau wie die von meinem Bruder Maxwell. Na ja, Daddy und Mummy sagten Nein. Nein, nein und nochmals nein. Elektrische Eisenbahnen sind für Jungen, nicht für Mädchen. Also bekam ich keine. Für mich muss es eine Puppe sein. Ich sagte ihnen, dass ich Puppen hasse, besonders Puppen mit nerzverbrämten Mänteln. Ich hab gedroht, jede Puppe, die sie mir schenken würden, aus meinem Fenster auf die Park Avenue zu werfen.
    Am Weihnachtsmorgen ging ich ganz früh nach unten. Wie erwartet stand da unter dem Christbaum Maxwells Zug. Ein Prachtstück. Daddy kennt Mrs Cowen, der Lionel gehört. Maxwell bekommt alle Prototypen, Jahre bevor sie in den Handel kommen. Da also ist Maxwells Zug, ganz silbern und wie eineRakete. Und dort sitzt meine feine, in Spitze und Atlasseide gekleidete Puppe. Igitt!«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte ich.
    »Ich hab geheult«, sagte Claire. »Ich wusste, egal was ich jemals sagen würde, sie würden es nicht hören. Sie würden nur eine Claire hören, die Puppen mochte und später den Sohn von einem von Daddys Freunden aus dem Club heiraten würde. Ich hab mich also auf den Teppich unter dem Christbaum gelegt und den Schalter gedrückt, um Maxwells Zug in Bewegung zu setzen. Er lief wundervoll, leiser als irgendein anderer von seinen Zügen. Ich stellte mir eine Welt ohne Puppen und Gesellschaftstanz vor. Ich malte mir aus, ich sei selbst in dem Zug, sah mich tatsächlich einsteigen.
    Dann kam Mummy die Treppe herunter und sagte: ›Claire, Liebling, das ist der Zug deines Bruders. Sieh dir deine wunderschöne Puppe an, mein Schatz!‹
    Und dann bin ich … dann bin ich einfach auf den Zug gesprungen und jetzt bin ich hier.«
    »Hattest du Angst?«, fragte ich. »Bist du gesprungen, weil du Angst hattest?«
    Claire zuckte die Schultern. »Nein«, sagte sie. »Inunserer Wohnung gibt es nichts, wovor man Angst haben muss. Vor Mummy und Daddy bestimmt nicht und mein Bruder ist nur ein Quatschkopf. Ich … ich hatte Sehnsucht. Ich hatte einfach Sehnsucht und so ist es passiert, Oscar.«
    »Das kenne ich«, sagte ich. »Ich hatte volle drei Monate lang Sehnsucht, als mein Dad von zu Hause fortgezogen und nach Kalifornien gegangen war.«
    »Glaubst du mir, Oscar?« Abrupt hob sie den

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