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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Rollen gewesen seien, die sie spielten, als sie uns zeugten. Als ich dann eines Tages altes Zeug durchsortierte, habe ich Theaterprogramme gefunden. Darunter auch
Arms and the Man
in Oldham. Das Datum paßte genau. Nur als ich die Besetzungsliste durchsah, waren es nicht Freddie Pomona und Melanie Mackillop, die den Sergius und die Raina darstellten, es waren andere Schauspieler. Meine Eltern spielten Nicola, den Diener, und Catherine, Rainas ältliche Mutter. Wie romantisch findest du denn das? Nimmst du Zucker?«
    »Einen Löffel. So schrecklich ist das nun auch wieder nicht, oder? Die Vergangenheit zu beschönigen, ist ja kein Kapitalverbrechen.«
    »Das nicht. Shaw hätte das wahrscheinlich gefallen. Das Stück handelt schließlich davon, wie übersteigerte Vorstellungen von Romantik und Opfer und Ehre zerplatzen.«
    »Warum dann so zynisch?«
    Sie sah ihn nachdenklich an und sagte schließlich: »Ein andermal vielleicht. Wenn ich meine Haare naß mache, löst sich immer meine Zunge. Mal sehen, ob diese Pralinen, die du mitgebracht hast, was taugen.«
    Sie gingen wieder ins Wohnzimmer. Rye öffnete die Schachtel, biß in eine Praline und nickte zufrieden.
    »Hervorragend«, lobte sie. »Und woher hast du gewußt, daß ich krank bin?«
    »Tja, ich war heute in der Bibliothek …«
    »Warum? Ist was passiert?«
    »Ja«, gab er zu. »Streng vertraulich, okay?«
    »Großes Indianerehrenwort.«
    Er erzählte ihr von dem neuen Dialog.
    »O Gott«, rief sie. »Als ich von Johnsons Tod hörte, habe ich schon gedacht …«
    »Was hast du gedacht?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Nur so eine Ahnung. Vielleicht, weil …«
    »Was?«
    »Wegen dieser Verbindung mit der Bibliothek. Ich meine nicht nur die Dialoge, die dort aufgetaucht sind, sondern diese drei letzten Morde. Da gab es einen Zusammenhang. Gut, er ist recht dürftig, aber irgendwie wird man hellhörig, auch wenn es unlogisch ist …«
    Mit einem Mal sah sie sehr verletzlich aus.
    »Komm schon«, er versuchte es mit onkelhaftem Humor, »Kopf hoch. Kein Grund zur Sorge.«
    »Wirklich?« Sein Aufmunterungsversuch hatte immerhin zur Folge, daß sich statt Verletzlichkeit sofort nichtenhafte Bewunderung und Vertrauen auf ihrer Miene spiegelten. »Bitte sag mir, warum ich mir keine Sorgen zu machen brauche.«
    »Weil dieser Wordman nicht zu den normalen Sexualpsychopathen gehört, die herumlaufen und junge Frauen ermorden. Bisher war nur eine Frau betroffen, Jax Ripley, und Sex spielte da keine Rolle. Wir wissen noch nicht genau, nach welchem Schema dieser Irre vorgeht, aber es gibt keine Hinweise darauf, daß jemand wie du in größerer Gefahr schwebt als zum Beispiel ich. Und was die Bibliothek betrifft, bin ich der Meinung, daß der Literaturwettbewerb ihm Gelegenheit gegeben hat, sich mit seinen Dialogen an die Öffentlichkeit zu wenden, was sein krankes Hirn offenbar anspricht …«
    »Tut mir leid, das mußt du mir noch mal erklären.«
    »Er ist ständig Geheimnissen auf der Spur, vermutet überall verborgene Antworten und Täuschungen, Bezüge und Verbindungen, Rätsel und Wortspiele. Jedenfalls würde es ihm bestimmt zusagen, die Wahrheit in einem Riesenberg Dichtung zu verstecken.«
    »Was hast du eigentlich studiert? Ornithologie mit Psychiatrie im Nebenfach?« fragte sie halb spöttisch, halb anerkennend.
    »Geographie«, erwiderte er und ergänzte »mit Wirtschaft«, als wolle er mildernde Umstände geltend machen. Ohne Erfolg.
    »Lieber Himmel! Heißt das, ich lasse mich gerade mit einem Vogelkundler ein, der Geographie studiert hat? Wenigstens werde ich abends dann keine Einschlafprobleme haben.«
    Er überdachte diese Bemerkung und fand sie eher vielversprechend als beleidigend. »Die Arbeit als Kriminalbeamter ist so ähnlich wie die Benutzung einer Bibliothek. Das Wichtigste ist, zu wissen, wo man nachschauen muß. Wir hatten diese Experten von der Uni da, einen Hirnakrobaten und einen Linguisten. Bei ihren Vorträgen hab’ ich gut aufgepaßt. Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich sollten alle vorsichtig sein, aber unseres Wissens gibt es keine Gruppe, die gefährdeter wär’ als andere. Daß alle bedroht sind, ist vielleicht ein schwacher Trost, aber statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, daß es einen selbst trifft, nicht besonders groß, wenn alle in Gefahr sind. Also sei vorsichtig, doch es gibt keinen Grund, in die Berge zu flüchten. Jedenfalls nicht ohne Begleitung. Weil wir gerade davon reden – glaubst du, daß du am

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