Die rätselhaften Worte
verbracht.«
»Und was sagt die Dame dazu?«
»Nichts. Sie ist nämlich gerade für drei Wochen im Urlaub auf den Seychellen. Mit ihrem Mann. Also müssen wir behutsam vorgehen.«
»Warum denn das?«
»Anscheinend handelt es sich bei der fraglichen Dame um Maggot Blossom. Ihr habt recht gehört. Gefährtin und Stütze von Joe Blossom, dem Herrn der Fliegen, unserem verehrten Bürgermeister. Also müssen wir mit unseren Nachforschungen bis zu ihrer Rückkehr warten.«
»Ist sonst gar nicht deine Art, so diplomatisch vorzugehen, Chef«, stichelte Pascoe.
»Nicht diplomatisch. Nur vorsichtig. Diese Maggot beherrscht einen Leg Lock, mit dem sie einem Mann leicht das Kreuz brechen kann.« Und als er Pascoes skeptische Miene sah, fügte er hinzu: »Außerdem hat sie irgendwo eine Tätowierung, von der Charley nichts wissen könnte, wenn … Also falls unser Jungstar nicht etwas mehr zu bieten hat als ein komisches Gefühl im Bauch, dann sieht es nicht gerade so aus, als könnten wir Penn unter die Hauptverdächtigen einreihen.«
Hat sah sich verzweifelt um, als erwarte er die Ankunft eines Boten mit einem Geständnis, auf dem die Tinte noch feucht war.
»Gut durchdachte Spekulationen sind nicht verkehrt, Hat«, meinte Pascoe ermutigend. »Bestimmt ist Ihnen etwas durch den Kopf gegangen, das Sie auf die Idee gebracht hat, daß Dee und Penn unter einer Decke stecken könnten?«
»Sie haben dieselbe Schule besucht«, sagte Hat.
»So wie Hitler und Wittgenstein«, lachte Pascoe. Dann fiel ihm ein, woher diese Information stammte. Nämlich aus Sam Johnsons Bericht über seine erste Begegnung mit Charley Penn. Er hörte auf zu lachen.
»Und sie sind beide scharf auf dieses verrückte Spiel«, fuhr Hat fort. »Ich habe sie dabei beobachtet.«
»Dabei? Du meinst Spiel wie in Liebesspiel?« fragte Dalziel interessiert.
»Nein, Sir. Ein Brettspiel, wie Scrabble, nur viel schwieriger. Sie benutzen alle möglichen Fremdsprachen, und sie haben die Regeln ausgeweitet. Wir haben das Brett gesehen, als wir in Penns Wohnung waren, Sir.«
»Das stimmt«, bemerkte Pascoe. »Hat so einen komischen Namen. Wie hieß es doch gleich?«
»Pa-ro-no-mania«,
sagte Hat mit Bedacht.
»Nicht
Paronomasie
?« meinte Pascoe.
»Nein. Eindeutig -mania. Der andere Ausdruck bedeutet Wortspiel, nicht wahr?« Hat freute sich, Pascoe demonstrieren zu können, daß er nicht der einzige gebildete Mensch im Polizeidienst war.
»Ach so«, sagte Pascoe. »Und was heißt Ihr Wort – das mir, ehrlich gesagt, noch nie untergekommen ist?«
»Es ist ein richtiges Wort, Sir«, behauptete Hat, der einen leisen Zweifel heraushörte. »Miss Pomona hat es mir erklärt, nachdem ich die beiden dabei gesehen hatte. Einen Augenblick, ich habe hier irgendwo die Spielregeln …«
Er kramte in der Brieftasche, in der sich die Kopien befanden, die Rye ihm überlassen hatte, bevor er krank geworden war.
»Hier.« Triumphierend zog er die fest zusammengefalteten Blätter heraus und überreichte sie Pascoe, der sie sorgfältig entfaltete und interessiert las.
»Oxford English Dictionary. Zweite Auflage. Ich nehme alles zurück.«
»Und ich stehe da wie ein überflüssiger Trottel bei einer Hochzeit«, meinte Dalziel. »Das ist ja schlimmer, als wenn man den beiden Epidemikern zuhört.«
»Verzeihung«, sagte Pascoe. »He, schaut euch das an. Das OED gibt immer die erste bekannte Nennung des Wortes an, und in diesem Fall lautet es, paßt mal auf, Lord Lyttelton, 1760,
Dialoge der Toten.
Was für ein netter Zufall!«
»Keine Ahnung. Wie kommt das?« sagte Dalziel. »Und was heißt das Wort überhaupt?«
»Anscheinend ist es ein Kunstwort, eine Zusammenziehung aus
Paronomasie und Manie …«
Dalziel knirschte mit den Zähnen, und Pascoe las hastig weiter.
»… und es heißt im wesentlichen ›ein zwanghaftes Interesse an Wortspielen‹. Seit 1978 ist es außerdem der Markenname des Brettspiels, das Penn und Dee so eifrig betreiben.«
»Nie gehört«, erklärte Dalziel. »Aber ich habe das Interesse an Brettspielen verloren, nachdem ich festgestellt habe, daß es immer mehr Punkte bringt, langweilige Leitern hochzuklettern, als an netten, glitschigen Schlangen runterzuschlittern.«
Pascoe vermied es, Wield anzusehen. »Wenn ich mir die Regeln ansehe, wundert es mich, daß überhaupt jemand schon davon gehört hat: ›der Spieler, der beginnt, wählt die Sprache … doppelte Punktzahl für sich überkreuzende Reimwörter … vierfache Punktzahl für ein
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