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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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saures Gesicht? War ich mal wieder geschmacklos? Wenigstens habe ich der Predigt zugehört, während du nur im Gebetbuch rumgeblättert hast, um nach den schmutzigen Stellen zu suchen.«
    Dalziel entging im Schlaf weniger als manchem, der wach war.
    »Ich habe über die Psalmen nachgedacht«, sagte Pascoe. »Über Psalm 27, um genau zu sein.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich denn fürchten?
Der Lieblingspsalm des Wordman.«
    Und er dachte immer noch darüber nach, es ließ ihn nicht los …
    »Alles in Ordnung mit dir?« fragte Dalziel.
    »Ja, Entschuldigung.« Pascoe kehrte ins Hier und Jetzt zurück und registrierte, daß der Dicke offenbar etwas gesagt hatte, was ihm entgangen war.
    »Er scheint für ihn zuzutreffen, habe ich gesagt.«
    »Wer?«
    »Der siebenundzwanzigste Psalm«, antwortete Dalziel geduldig. »›Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.‹ Der Kerl ist vermutlich gut versteckt. Vielleicht können wir ihn nicht mal sehen, wenn wir genau in seine Richtung schauen. Da ist ja unser Freund Dee. Aber keine Spur von Penn oder Roote.«
    »Ich glaube kaum, daß das was zu bedeuten hat«, meinte Pascoe. »Follows war immerhin Dees Chef.«
    »Habe ich etwa gesagt, daß es was zu bedeuten hat? Ach, so fährst du dahin, Percy. Hoffen wir, daß du gut ankommst mit deinem Engelshaar. Wir sehen uns später!«
    Sie hatten das Grab erreicht. Dalziel blieb stehen, griff sich mit seiner großen Faust so viel Erde, daß es genügt hätte, eine Aspidistra einzutopfen, und schleuderte sie polternd auf den Sargdeckel.
    Was für ein Glück, dachte Pascoe, daß Follows nicht bestimmt hatte, in einem Öko-Sarg aus Karton beerdigt zu werden! In diesem Fall hätten sie ihn früher wiedergesehen, als ihnen lieb gewesen wäre.
    Als sie den Friedhof Richtung Parkplatz verließen, konnte Pascoe beobachten, wie Dee und seine Assistentin in ihre Autos stiegen und hintereinander wegfuhren. Als sie die Hauptstraße erreichten, bogen sie beide nicht nach links zum Lichen Hotel ab, wo der Leichenschmaus stattfinden sollte, sondern fuhren Richtung Stadtzentrum. Kaum ist der Pfau Percy unter der Erde, schon geht es wieder an die Arbeit. Die Queen ist tot, es lebe die Queen. Oder der King. Ohne Zweifel war der Kampf um die Nachfolge in der Bibliothek schon voll entbrannt.
    Auch Dalziel beobachtete sie und meinte dann, als hätten sie ihn auf die Idee gebracht: »Ich glaub’, ich drück’ mich auch um den Leichenschmaus. Ich hab’ das Büfett im Lichen gesehen. Sieht so traurig aus wie der Anlaß. Aber Begräbnisse machen mich immer so durstig. Um die Ecke ist
Der letzte Seufzer.
Komische Art von Humor haben diese Brauereien. Ihr beide dürft mir dort ein Bier und ein Stück Pastete spendieren.«
    Pascoe und Bowler, die beide anderes im Sinn hatten, folgten ihrem Herrn und Meister mit wenig Begeisterung.
    Dalziel setzte das angekündigte Vorhaben nur zur Hälfte um. Nach seinem ersten Glas (das auf Bowlers Rechnung ging) verschob er die Pastete, und als er das zweite (Pascoe) halb geleert hatte, äußerte er laut: »Das Zeug ist so schal wie der ganze Laden. Den Fraß hier will ich lieber gar nicht probieren. Fahr’n wir in den Black Bull. Jolly Jack weiß wenigstens, was ein gepflegtes Bier ist.«
    Doch Pascoe, der den Geboten von Pflichterfüllung und Zurückhaltung nun Genüge getan zu haben glaubte, widersetzte sich. »Nein, danke. Habe noch einiges zu tun«, sagte er bestimmt. Das war wahr, aber nicht die Wahrheit. In Wirklichkeit wollte er allein sein und in Ruhe nachdenken.
    »Mir kommen die Tränen«, meinte Dalziel erstaunt. »Wie steht’s mit dir, Bowler?«
    »Nein«, antwortete Hat knapp, ermutigt durch Pascoes Beispiel. »Ich habe auch noch zu tun.«
    Auch ihm war nicht entgangen, daß Dee und Rye im Konvoi weggefahren waren. Das und anderes wollte er sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
    »Da brat mir doch einer einen Storch«, meinte Dalziel resigniert. »Vielleicht sollte ich doch mal mein Rasierwasser wechseln. Aber eins sage ich euch, ich will auch die Ergebnisse sehen von dem, was ihr noch zu tun habt.«
    In der Zentrale holte sich Pascoe einen Becher Kaffee und einen Schokoriegel aus dem Automaten und zog sich dann in sein Büro zurück, wo er im Sessel versank. Der Kaffee hörte auf zu dampfen, der Schokoriegel blieb unangetastet.
    Draußen, im Großraumbüro des CID , saß Hat in einer

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