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Die Räuber

Die Räuber

Titel: Die Räuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Überraschung
    selbst derer zeugte, die sie wohl schon öfters so geschmückt
    gesehen.
    „Mein Himmel,“ begann der alte Graf, „was bedeutet das,
    Amalia, du bist ja geschmückt, als solltest du, eine frohe Braut,
    vor den Altar treten.“
    „Bin ich denn keine glückliche Braut?“ sprach Amalia mit
    einem unnennbaren Ausdruck, kniete nieder vor dem Grafen
    und beugte ihr Haupt, als flehe sie um seinen Segen.
    Ganz verklärt vor Freude, hob der Graf sie auf, küßte sie
    auf die Stirne und sprach dann: „O Amalia, wäre es möglich?
    Franz — glücklicher Franz!“ — Graf Franz näherte sich mit
    wankendem Schritt. Man sah ihm die Angst des bangen
    Zweifels an. Amalia schauerte zusammen, dann ließ sie dem
    Grafen willig ihre Hand, die er mit feurigen Küssen bedeckte.
    Bei der Tafel blieb sie still und ernst, wenig teilnehmend
    daran, was eben gesprochen, aber sichtlich weich gestimmt
    und sich hinneigend den Worten Willibalds, der wie gewöhn-
    lich ihr Nachbar, und dem übrigens zumute war, als sitze er
    auf glühenden Kohlen. Seltsame Blicke warf Graf Franz her-
    über auf das Paar, und Willibald mußte fürchten, daß Amali-
    ens unerklärliches Beginnen, der wahnsinnige Gedanke, sich
    plötzlich als Braut zu schmücken, um ihm mehr Aufmerk-
    samkeit zu beweisen als jemals, noch einen argen Strich durch
    die Lebensrechnung machen und zu einem heillosen Zwei-
    kampf nötigen werde. — Es kam aber anders! — Als die Tafel
    aufgehoben, nahm sie Willibalds Arm und eilte, während die
    andern noch im Gespräch begriffen, so schnell von dannen,
    daß sie sich plötzlich in dem entfernten Zimmer mit Willibald
    allein befand. — Sie wankte, wollte niedersinken, da schloß
    Willibald sie in seine Arme, und außer sich selbst, ganz Lie-
    beslust, drückte er heiße Küsse auf die schönsten Lippen; da
    lispelte die Gräfin: „Laß mich, o laß mich — entschieden ist
    mein Schicksal — du kamst zu spät — o wärst du früher ge-
    kommen — doch jetzt — o Gott!“
    Ein Tränenstrom stürzte ihr aus den Augen, und sie verließ
    das Zimmer in demselben Augenblick, als Graf Franz eintrat.
    Willibald rüstete sich, einen harten Auftritt zu bestehen und
    jeder Beleidigung des Eifersüchtigen mit dem Mut, mit der
    Kraft des Mannes zu begegnen. Doch nicht wenig verwun-
    dert war er, als der Graf in heftiger Bewegung auf ihn zutrat
    und mit einem Ton, mit einem Blick, der genugsam davon
    zeugte, wie sein ganzes Innres zerrissen, fragte: „So wie ich
    höre, reisen Sie morgen früh mit Ihrem Freunde ab?“ — „Aller-
    dings, Herr Graf“, erwiderte Willibald sehr ruhig und gelas-
    sen. „Schon zu lange haben wir hier verweilt, und ein böses
    Verhängnis könnte uns ganz ohne unsere Schuld in manches
    verwickeln, das sich hier auf dem Schlosse zu großem Unheil
    gestalten möchte.“
    „Sie haben recht,“ sprach der Graf tief gerührt, indem heiße
    Tränen aus seinen Augen perlten, „Sie haben recht, mein
    Herr. — Nicht mehr darf ich Sie vor Armidens Zauberreize
    warnen. Rinaldo reißt sich los mit männlichem Mut! — Sie
    verstehen mich ganz. — Ich habe Sie beobachtet mit eifersüch-
    tigem Mißtrauen — ich spreche Sie frei von aller Schuld —
    o! — wäre es denn eine Schuld gewesen — doch still, nichts
    mehr davon. So viel ist gewiß, daß irgendein unheilschwan-
    gres Geheimnis waltet, aber die Kunst der Hölle gehört dazu,
    es zu erraten.“ —
    Die übrige Gesellschaft versammelte sich, der Geistliche
    wurde abgerufen. Als er wiederkam, sprach er leise mit dem
    alten Grafen, dieser erwiderte halblaut: „Sie ist eine über-
    spannte Närrin, man lasse sie gehen!“ — Die Freunde er-
    fuhren nachher von dem Geistlichen, daß Amalia seinen
    Zuspruch verlangt und ihm allerlei seltsame Zweifel über die
    Sünde, ewige Strafe u. s. w. aufgeworfen, dann, als er ihr un-
    ruhiges, ganz verstörtes Gemüt beschwichtigt, so gut als er es
    vermocht, aber erklärt, wie sie sich durchaus krank fühle und
    den ganzen Abend in ihrem Zimmer eingeschlossen bleiben
    werde. — Des Abschieds der Freunde halber floß der edle
    Wein noch reichlicher als sonst und ließ die schwärmerische
    Amalia vergessen samt ihrer Krankheit, die, wie der alte Graf
    aus Erfahrung wissen wollte, auf leerer Einbildung beruhe.
    Alles, vorzüglich Willibald, der sich bei dem Gedanken der
    nahen Abreise aller Sorge entnommen und so leicht und froh
    fühlte wie ein freigelassener Vogel, war und blieb bei der hei-
    tersten

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