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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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achtzehn Uhr schellte das Telefon. Sie hatte bei der Gartenarbeit ein schnurloses bei sich. Jemand sagte: ›Wir haben Ihren Mann.‹ Nur diesen einen Satz. Und um die gleiche Zeit ging ein Anruf bei der Bankgesellschaft ein, der besagte: ›Wir haben Dreher! Wir verlangen fünf Millionen Euro! Wir melden uns wieder!‹ Das ist der Stand der Dinge. Sobald sich etwas Neues ergibt, erhalte ich Nachricht. Natürlich sind sicherheitshalber alle Behörden eingeschaltet, die möglicherweise helfen können. Die Leitung liegt beim BKA.«
»War es dieselbe Stimme? Zu Hause und bei der Bank?«, fragte Mann.
»Nein, es müssen zwei gewesen sein. Ein Vergleich ist nicht möglich. Aber der, der mit der Ehefrau sprach, klang angeblich östlich, was immer das heißen mag. Der Anrufer bei der Bank sprach Hochdeutsch.«
Blum bemerkte: »Das Beste wird sein, wir hören uns um, was die Buschtrommeln sagen. Stephan franst sich weiter durch die Ausländerszene, Dietmar geht die Verbindungen in Kreuzberg durch und Bert die einschlägigen Kneipen in Mitte. Ich selbst muss noch drei Verhöre in einer anderen Sache führen, dann höre ich mich um, was die Einsatzkonferenz sagt. Und an dich, Jochen, haben wir die Bitte, dich an Koniew zu wenden beziehungsweise an deinen Verbindungsmann.«
Mann nickte. »Okay, ich versuche es. Was ist mit der Höhe der Forderung? Sind fünf Millionen vollkommen überhöht oder durchaus angemessen?«
»Durchaus angemessen. Ich persönlich würde behaupten, dass Dreher nicht so viel wert ist, aber gemessen an dem, was er weiß, ist die Forderung in Ordnung. Wir bleiben in Kontakt, tauscht die Handynummern aus. Ich muss jetzt los, Kinder, ich habe keine Zeit mehr.«
Blum nickte in die Runde und ging. Mann widmete sich seinen Buletten.
»Ich hol mir auch welche«, sagte Stephan mit Blick auf Manns Teller. »An drei Quellen komme ich sowieso erst nach Mitternacht ran. Falls überhaupt. Hm, und ich trinke einen Pfefferminzlikör, einen dreifachen.«
»Och, nicht das schon wieder«, sagte Dietmar angeekelt.
»Lass ihn doch«, meinte Bert. »Das ist seine Art, sich so etwas wie einen Charakter zu geben.«
»Durch Pfefferminzlikör?«, grinste Mann breit.
»Ja, ich nehme an, es ist wie bei Einstein. Der spielte Violine, um gesellschaftlich anerkannt zu werden. Kein Mensch kam auf die Idee, auf sein Hirn zu achten.«
»Und das ist wie bei dir«, sagte Stephan giftig. »Nur kannst du nicht mal Violine spielen.«
Sie aßen in Ruhe und tauschten ihre Handynummern. Dann bezahlten sie und jeder für sich tauchte in die Stadt ein, um das Unmögliche zu versuchen. 

Vor dem Smirnow standen an diesem Abend eine Reihe teurer Autos, keines unter vier Litern. Mann schellte und jemand öffnete vorsichtig die Tür. Ein junger, ungemein dicker Mann linste misstrauisch durch den Spalt.
»Mein Name ist Jochen Mann. Herr Koniew kennt mich. Ich muss ihn sprechen. Es ist dringend.«
»Das ist kaum möglich«, antwortete der Dicke polterig.
»Wir haben einen TschetschenenAbend.«
»Was, bitte, ist ein TschetschenenAbend?«
»Na ja, was soll das schon sein? Ein Treffen von Tschetschenen.« Er grinste hinterhältig.
»Väterchen hat etwas ins Leben gerufen, was Väterchen Putin in Moskau nicht gelingen will: einen TschetschenenAbend. Besser, Sie kommen in vier Stunden wieder.«

»Verdammt nochmal!« Mann wurde ärgerlich.
»Nehmen Sie meine Karte, bringen Sie sie Väterchen. Und richten Sie ihm aus: Jetzt! Nicht in vier Stunden, nicht in einer Stunde.« Er drückte dem Dicken eine Visitenkarte in die Hand. Das fett gedruckte Wort Staatsanwalt würde hoffentlich seine Fantasie anregen.
Der junge Mann betrachtete die Karte, schüttelte den Kopf ob der Verständnislosigkeit der Welt und verschwand. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück und erklärte verwundert:
»Sie hatten Recht, Väterchen hat jetzt Zeit.«

»Sag ich doch.«
Mann folgte dem Dicken, der wie eine Ente vor ihm herwatschelte. Das Lokal war wieder leer, wahrscheinlich war es immer und grundsätzlich leer.

»Warten Sie bitte hier«, sagte der Dicke und rückte ihm einen Stuhl hin.
Mann setzte sich, in ihm machte sich ein wenig Panik breit. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie er Koniew angehen sollte. Er fand keinen freundlichen Satz, keinen Schlüssel in die Welt der Koniew’schen Macht. Was, zum Teufel, tue ich eigentlich hier? Was soll ich ihm sagen? Wahrscheinlich wird er mich mit mitleidigen Augen betrachten und jeder seiner Gedanken wird sein: Ach, du lieber

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