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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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jedem in den Arsch, von dem er etwas will. Und wenn es ihm passt, tritt er einem hart in den Arsch beziehungsweise lässt in den Arsch treten. Er versammelt ziemlich wilde Gesellen um sich. Ich kam schon bald mit ihm in Kontakt. Er bestellte nämlich Orchideen für seine Nachtbetriebe. Er hatte damals sechs Betriebe, im Moment gehören ihm achtzehn. Jeden Abend habe ich seine Orchideen eingepackt, dann kam jemand vorbei und holte sie ab. Und einmal im Monat kam Johann, um zu bezahlen. Dann wurde ich krank. Johann sagte: Das macht doch nichts, ich schicke dir jemanden vorbei, der dir hilft. Prompt kam einer seiner Männer, holte sich die Orchideen, verpackte sie und verschwand wieder. Ich lag da nebenan in dem Zimmer und mir war unbehaglich, obwohl mir ja geholfen wurde. Tja, eines Tages kam Johann zu mir und schmiss eine große Platte Haschisch auf mein Bett. Teil sie auf, sagte er, mach Ein-Gramm-Päckchen draus. Ich wollte nicht, ich hatte noch nie im Leben mit solchen Dingen zu tun gehabt. Aber Johann sagte: Du willst doch wieder auf die Beine kommen, oder? Also tat ich es. Irgendwann wurde ich wieder gesund und es ging so weiter. Johann holte sich meine Blumen, ich portionierte seine Drogen, die ganze Palette: Haschisch, Kokain, Speed und so weiter. Das war im Grunde vollkommen gefahrlos, denn einem alten Mann traut so etwas niemand zu.«

»Bist du für diese Arbeit bezahlt worden?«, fragte Mann.

»Nein, eigentlich nicht. Oder eigentlich doch. Denn ich konnte ja meinen kleinen Lkw nicht mehr selbst fahren. Johann schenkte mir den Fahrer. Das war die Bezahlung. Eigentlich ist das ein fairer Preis, denn so ein Mann ist unter zweitausend Euro im Monat nicht zu kriegen.«

»Hast du mal versucht, dich von ihm zu trennen?«

»Natürlich. Vor drei Jahren. Ich sagte zu ihm, ich mache Schluss. Er antwortete: Das kann ich nicht dulden. Ich fragte: Was willst du denn machen, wenn ich nicht mehr mitmache? Er sagte: Dann breche ich dir beide Beine. Und um die Ernsthaftigkeit seiner Drohung zu unterstreichen, brach er mir den rechten Oberschenkel. Einfach so. Ich lag zwei Monate im Krankenhaus. Als ich entlassen wurde, hatte er meinen Betrieb praktisch übernommen. Ich bin nur noch ein Aushängeschild. Wenn Koniew mir Geld schickt, ist das mein Taschengeld, das ich geheim halten muss. Er würde es mir abnehmen, wenn er davon wüsste.«

»Dein ganzer Geldverkehr läuft jetzt über ihn?«, fragte Peter erstaunt.

»Ja. Der Laden hier wirft satte Gewinne ab, aber ich sehe praktisch nichts davon. Johann kassiert.« Der alte Mann paffte wie ein Kind.
»Doch das ist noch nicht alles …«

»Warum hast du Koniew nicht Bescheid gesagt?«, wollte Peter wütend wissen.

»Ich wollte ihn nicht behelligen«, erwiderte Marko.
»Ich wollte auch die Regel nicht brechen, nach der ein Mann seine Schwierigkeiten allein bewältigen muss.«

»So etwas Dummes!«, entfuhr es Mann.

»Mag sein«, nickte Marko.
»Aber so sehe ich das. Und nun macht Johann es sich zu Nutze, dass mir altem Mann niemand mehr eine Schweinerei zutraut.«
Sie schwiegen einige Minuten.
Dann sagte Mann tonlos:
»Sascha Sirtel war mit den Drogen auf dem Weg zu dir, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Marko.

»Solltest du das Zeug nur entgegennehmen oder auch bezahlen?«
Der Alte stand plötzlich auf, lief mit Trippelschritten um den Tisch herum und verschwand hinter einer Tür, die vermutlich die Tür zu seinem Schlafzimmer war. Nach einer Weile kam er schnaufend mit einem Aktenkoffer zurück, den er mitten in das Chaos auf den Tisch knallte. Er klappte den Koffer auf.

»Ihr braucht nicht zu zählen. Es sind eins Komma zwei Millionen Euro.«

»Ach du Scheiße!«, seufzte Peter.

»Wieso hat sich Johann das Geld nicht zurückgeholt, nachdem Sirtel verunglückt war?«, fragte Mann.

»Er sagte, das Geld soll hier bleiben, bis die nächste Ladung kommt. Hier sucht es niemand.«

»Weißt du, wann diese Ladung kommt?«, fragte Mann.

»Das kann Wochen dauern. Johann ist sehr vorsichtig.« Marko trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf die Tischplatte.

»Was machen wir jetzt?«, fragte Peter drängend.

»Langsam«, murmelte Mann und griff nach dem Tabak des Alten.
»Ich denke, wir haben erst die Hälfte der Geschichte gehört. Nicht wahr?«

»Die zweite Hälfte ist unappetitlich«, sagte Marko leise. Er schluckte schwer und brauchte einen Augenblick, bis er weiterreden konnte.
»Ich habe Buch geführt. Heimlich. Ich habe zweiundvierzig Drogensendungen

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