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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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Terrasse.«
Mann bedankte sich. Nervös dachte er: Das bringe ich nicht, ich werde scheitern.
Die Frau von Walter Sirtel war hoch gewachsen und füllig. Sie musste in den Fünfzigern sein, ihr breites, rundes Gesicht war sehr blass. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, dazu einfache braune Ledersandalen, keinen Schmuck bis auf einen schmalen Ehering.
»Jochen Mann, Staatsanwaltschaft«, sagte er wieder. »Mein Beileid.«
»Hat er leiden müssen?«, fragte sie sachlich. »Nehmen Sie Platz, da steht Kaffee.«
»Er hat nichts gespürt«, antwortete er. »Es ging zu schnell.«
Sie nickte. »Eben habe ich einen Anruf von so einem Ausschuss bekommen, ein englisches Wort. Zwei Amerikaner haben sich angekündigt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.« Sie spielte mit einer Sonnenbrille, die vor ihr auf dem Tisch lag.
»Die Situation ist tatsächlich etwas merkwürdig. Wie Sie wissen, nimmt man an, dass der israelische Botschafter in die Luft gesprengt werden sollte. Und weil sich das Lokal in einem Gebäude befand, das einem Amerikaner gehört, sind die Amerikaner hier und untersuchen das Unglück. Sie können ja einen Kollegen Ihres Mannes zu Rate ziehen, wenn Sie sich unwohl fühlen.«
»Das ist eine gute Idee. Und was kann ich für Sie tun?«
»Ihr Mann hatte meine Tante gebeten, ein Treffen mit mir zu arrangieren. Er und meine Tante kennen sich schon lange …«
»Maria Mann, nicht wahr?«
»Ja, stimmt. Und ich weiß immer noch nicht, was Ihr Gatte von mir wollte. Die Angaben, die meine Tante machen kann, sind sehr spärlich. Sie sagte nur, Ihr Mann habe sich Sorgen gemacht.«
»Heißt das, Sie sind nicht im offiziellen Auftrag der Staatsanwaltschaft hier?«
Sie ist verdammt helle, erkannte er fiebrig. »Na ja, auf der einen Seite bin ich dienstlich hier, auf der anderen Seite privat. Ich würde gern wissen, was Ihren Mann bedrückte. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen? Weshalb wollte er mich treffen?«
»Natürlich hat er mit mir darüber gesprochen«, erwiderte sie. »Wir haben immer über alles geredet. Ich war seine erste Kanzleisekretärin, als er seine Karriere startete, und ich leite das Büro heute noch.« Ihr Gesicht wurde starr wie aus Stein und aus dem linken Auge perlte eine Träne die Wange hinab. Eine Weile verharrte sie so und es schien, als atme sie vorsichtig und ganz flach, weil sie das Vertrauen in sich selbst verloren hatte.
»Entschuldigung«, murmelte Mann verlegen. »Ich … ich wollte Ihr Leid nicht noch vergrößern. Ich kann wieder gehen, es ist nicht so wichtig, ich denke …«
»Lassen Sie nur«, winkte sie ab, nun wieder gefasst. »Wir haben ein Leben zusammen gelebt und jetzt ist es vorbei … Walter hat Jahre gebraucht, um die Verbindung von der Kanzlei zur Bank aufzubauen. Und er war stolz auf seinen Erfolg. Doch in letzter Zeit hatte er zunehmend Schwierigkeiten mit den Herren der Bank. Walter war der Meinung, dass sie ihre Kundschaft ausnehmen, dass sie lügen, um sich immer mehr zu bereichern. Die Immobilienfonds, die die Bank auflegte, wurden mit Objekten bestückt, die absolut nichts taugten. Dieser Sittko ist da absolut skrupellos, sagte Walter immer. Sie kennen Sittko?«
»Nein, ich hatte bisher nichts mit der Bankgesellschaft zu tun«, sagte Mann mit trockenem Mund und kam sich dumm vor. Er hatte die Geschichte noch nicht mal in den Zeitungen verfolgt, die Sache hatte ihn einfach nicht interessiert. »Ich weiß nicht viel über diese Affäre. Gerade deshalb kommt es mir merkwürdig vor, dass Ihr Mann mit mir sprechen wollte.«
»Diese Informationen kann man sich ja noch aneignen«, stellte sie fest. »Nein, nein, mein Mann wusste schon genau, was er von Ihnen wollte. Wir haben gemeinsam darüber nachgedacht, ob wir jemanden kennen, der absolut vertrauenswürdig ist und der jung genug ist. Da erinnerte ich mich an Ihre Tante Maria. Wissen Sie, wir kennen die Maria, seit wir junge Leute waren. Und wir wussten natürlich, dass Sie ihr sehr nahe stehen und dass Sie bei der Staatsanwaltschaft sitzen. So sind wir auf Sie gekommen.«
»Aber ich bin Ihnen doch fremd!«
Sie lächelte flüchtig und wieder rollte eine Träne aus ihrem linken Auge. »Na ja, so ganz nicht. Ich habe mich mit Ihrer Tante lange über Sie unterhalten. Sie sagte, dass sie für Sie ihre Hände ins Feuer legen würde. Mein Mann ist dann sogar extra zu ihr hingefahren. Nein, nein, wir haben das nicht leichtfertig entschieden und Sie sollten ja auch keine Akten stehlen.«
»Frau Sirtel, ich bitte Sie. Ich habe

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