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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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Erna. Wie heißt denn das Hotel, in dem deine Tochter ist?«
Sie antwortete nicht, auf der Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
»Hör zu«, redete er weiter auf sie ein. »Wir beide gehen zusammen den Fall durch. Wir finden heraus, was mit Erich passiert ist.«
Später konnte er nicht mehr sagen, wie lange es gedauert hatte, bis der Arzt kam. Irgendwann hörte er Stimmen im Treppenhaus und rief laut: »Hier unten im Keller.«
Dann war der Arzt da, bückte sich, öffnete seine Tasche, zog eine Spritze auf und befahl: »Krankenwagen. Los, alarmieren Sie einen Wagen. Sie hat nicht mehr viel Zeit. Herrgott!«
Als wenig später die Sanitäter die Trage mit Erna Ziemann die enge Kellertreppe hinaufbugsierten, murmelte der Arzt befriedigt: »Sie wird es schaffen.«
Nachdem er die Abfahrt des Krankenwagens beobachtet hatte, schloss Mann die Haustür und ging zurück in die Wohnung. Hektisch suchte er den Zettel mit Blums Nummer.
»Blum«, meldete sich der gemütlich.
»Mann hier. Ich denke, du solltest zu Ziemann kommen. Und bring Spurenleute mit. Kennst du das Privatarchiv von Erich?«
»Na sicher. Was ist damit?«
»Es ist weg. Kein Blatt Papier mehr da. Ich warte in der Wohnung auf euch.«
»Halt! Warte besser vor dem Keller!« Blum wurde aufgeregt. »Und lass niemanden nach unten. Auch dann nicht, wenn ein Mieter in einen anderen Keller will.«
Also suchte Mann den Wohnungsschlüssel, schloss ab und wartete vor dem Kellerniedergang. Erneut versuchte er Marion zu erreichen, stieß aber nur auf die Stimme der Mailbox.
Als jemand die Haustür aufschloss, schreckte er zusammen. Zwei Frauen betrachteten ihn misstrauisch im fahlen Restlicht des Tages.
»Sind Sie Frau Ziemann?«, fragte er.
»Ja«, nickte die Blonde. »Darf ich fragen, was …? Wer sind Sie?«
»Ihre Mutter ist im Krankenhaus. Sie hatte einen Schwächeanfall. Allerdings weiß ich gar nicht, in welches Krankenhaus sie gebracht wurde. Da müssten Sie Dr. Steffen fragen. Die Nummer steht auf einem Zettel an der Pinnwand.« Er hielt ihr den Schlüsselbund hin.
»Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Jochen Mann, Staatsanwaltschaft. Bei Ihren Eltern im Keller ist wohl eingebrochen worden. Ich warte auf die Kriminalbeamten.«
Die Tochter war eine hübsche Frau in den Dreißigern und sie blieb misstrauisch. »Sie kannten meinen Vater?«
»Ja. Ich habe ihn im Francucci’s kennen gelernt, als die Bombe hochgegangen ist.«
»Ach, der sind Sie.«
»Genau.«
Die Frau wirkte nun ein wenig beruhigt. »Wir müssen ins Krankenhaus«, sagte sie resolut zu ihrer Begleiterin und schloss die Wohnungstür auf. Den Schlüssel gab sie Mann wieder. »Ich habe selbst einen.«
Er hörte, dass sie telefonierte, dann traten die beiden Frauen wieder in den Flur. Die Blonde verabschiedete sich: »Also dann, wir sind bei meiner Mutter.«
Es dauerte noch weitere zwanzig Minuten, bis Blum eintraf, und Mann rief noch vier Mal Marion Westernhage an, sagte jedes Mal die Uhrzeit und bat sie, ihn zurückzurufen, egal wann.
Blum wirkte zäh und energisch, er überragte Mann um einen Kopf, sein Gesicht war schmal, ausgemergelt, fast wie das eines Magenkranken. Er sagte hastig: »Ging nicht schneller. Gleich kommen noch zwei Kollegen.«
Sie hockten sich nebeneinander auf die Treppe.
»Was kannst du sagen?«, fragte Blum. Fahrig griff er in eine Zigarettenschachtel, nahm eine heraus und zündete sie an.
»Ziemann hat mir sein kleines Archiv im Keller am Abend vor seinem Tod gezeigt. Er hat mir erzählt, dass er alles Mögliche sammelt, was die Stadt betrifft und die Leute, die hier ihr Geld verdienen oder es verlieren. Da unten steht ein uralter Riesenschreibtisch, davor zwei ganz normale Stühle. Links und rechts an der Wand befinden sich einfache Regale. Und darauf standen Aktenordner. Es waren nicht weniger als hundert, eher mehr. Und heute habe ich seine Frau besucht. Wir haben auch über Erich und seine Recherchen gesprochen. Sie bot mir an, einen Blick in die Ordner zu werfen. Wir gingen in den Keller, und nachdem sie das Licht angemacht hatte, erlitt sie einen Schwächeanfall. Jedenfalls ist der Raum jetzt leer, kein Aktenordner mehr. Ziemanns Frau ist im Krankenhaus. Die Tochter und deren Freundin sind bei ihr.«
»Du hast nichts angefasst?«
»Nur die Tür.«
Aus Ziemanns Wohnung hörten sie das Läuten des Big Ben.
Zwei junge Männer, Guido und Franz, standen vor der Haustür und grinsten Mann an.
»Leute, ich will, dass ihr den Keller auseinander nehmt. Jeden Quadratzentimeter. Und wenn es

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